Attendorn/Dortmund. . Nach knapp vierwöchiger Sommerpause wurde am Donnerstag vor dem Landgericht Dortmund die Verhandlung gegen Rüdiger Höffken und die drei Mitangeklagten fortgesetzt - und bereits vor der Mittagspause wieder beendet.

Nach knapp vierwöchiger Sommerpause wurde am Donnerstag vor dem Landgericht Dortmund die Verhandlung gegen Rüdiger Höffken und die drei Mitangeklagten fortgesetzt - und bereits vor der Mittagspause wieder beendet.

Grund war die Rücksichtnahme des Gerichts auf die psychische Verfassung Rüdiger Höffkens. Der hatte sich zum ersten Mal zu seiner Person geäußert. Höffken verlas einen vorbereiteten Lebenslauf, konnte ihn aber nicht zu Ende bringen, weil ihm unter Tränen die Stimme versagte, als er RH Alurad als sein Lebenswerk bezeichnete.

Keine Zukunft in Attendorn

Zuvor hatte er seinen Weg aus kleinsten Verhältnissen zum gefeierten Unternehmer beschrieben. Zu den einschneidenden Erlebnissen seiner Erinnerung gehörte, wie er 1964 seine spätere Frau Monika kennenlernte, sie in der Unterprima schwängerte und dann der Schule verwiesen wurde: „Mir war deutlich gemacht worden, dass im katholischen Attendorn ein unverheirateter Vater an einem humanistischen Gymnasium keine Zukunft hat.“

Vor die Alternative gestellt, Abitur an einer anderen Schule oder Beruf habe er sich für eine Ausbildung zum Industriekaufmann mit Schwerpunkt Export bei der Firma Muhr und Bender entschieden. 1966 kam sein Sohn André auf die Welt, der am Down-Syndrom und einem labilen Immunsystem litt: „Das war ein schwerer Schicksalsschlag.“ Immer schon habe er eine Liebe zum Motorsport empfunden und darüber erfahren, dass breite Reifen in Frankreich und Belgien billiger zu bekommen waren.

Freundschaftsspiele mit Schalke 04

Deshalb sei er oft mit seiner Frau nach Feierabend in Richtung Frankreich gefahren, um Reifen zu kaufen und über Anzeigen wieder zu verkaufen. Das Geschäft habe sich so gut entwickelt, dass er über die Reifen das Drei- bis Vierfache seines Lohns bei Muhr und Bender verdient habe. 1975 machte er sich selbstständig, 1979 bot er Tieferlegungssätze und Kompletträder an. Ebenfalls 1979 erschien die erste von ihm entworfene Felge (RH1).

Die Ehe mit seiner Frau Monika beschreibt Höffken als glücklich („auch heute noch“). Soziales Engagement habe für ihn immer großen Raum eingenommen. Olympiateilnehmer habe er unterstützt und als Verantwortlicher von Schalke 04 Freundschaftsspiele organisiert, deren Erlös unter anderem der Werthmann-Werkstatt zugute gekommen sei, zu der er aufgrund der Erkrankung seines Sohnes engeren Kontakt hatte. Als einen Einschnitt in seinem Leben bezeichnete er eine Darmoperation, der er sich im Jahr 2002 habe unterziehen müssen. Damals habe er sein Leben auf den Prüfstand gestellt und sich erstmals mit dem Verkauf seines Unternehmens beschäftigt: „Aber vielleicht nicht mit dem gebotenen Ernst.“

Engagement zunächst erfolgreich

2007 habe er mit dem Attendorner Wolfgang Böhmer über einen Verkauf verhandelt, es sei ihm aber nicht gelungen, Böhmer einen konkreten Preis zu entlocken. Sein Engagement in Polen beschrieb der Unternehmer als zunächst erfolgreich („2002 konnten wir zuversichtlich in die Zukunft blicken“), 2005 wurde die Situation allerdings schwieriger, als erkennbar wurde, dass Federal Mogul das Werk in Polen an RH Alurad für einen Euro verkaufen wollte. Die Risiken seien nicht völlig überblickt worden. Allerdings habe man 2008 in Polen ein „blitzsauberes Werk“ gehabt.

Beim Versuch, den so geschilderten Lebenslauf einzuordnen und zu bewerten, versagte ihm die Stimme. Am kommenden Dienstag, 7. August, wird die Verhandlung fortgesetzt, dann soll sich Höffken auch zu Vorwürfen gegen ihn äußern.