Attendorn / Dortmund. . Ungeahnte literarische Fähigkeiten offenbarte Rüdiger Höffken bei einem für ihn nicht ganz untypischen Versuch, die Steuerlast für die ICW zu reduzieren.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Rüdiger Höffken versucht, die ICW in der Nachfolge von RH Alurad aufzubauen, um nach der Insolvenz weiter im Geschäft zu bleiben. Für diese Annahme gibt es gute Gründe:
Richter Beumer verlas in dieser Woche die Aussage einer ehemaligen RH-Buchhalterin, der Höffken schon vor der Insolvenz anvertraut haben soll: „Um mich braucht sich niemand Sorgen zu machen, ich habe vorgesorgt. (...). Wir müssen die ICW stark machen.“
Das ist ihm und dem damaligen ICW-Geschäftsführer Christoph Hoffmann offenbar viel besser gelungen als gedacht, denn im Jahr 2009 griff der Attendorner bereits wieder in die Trickkiste, um Steuern, die auf die nicht unerheblichen Gewinne der ICW angefallen wären, zu sparen. Am Donnerstag verlas Richter Beumer auch Auszüge aus zwei Briefen, die für die Steuerberaterin des Unternehmens bestimmt waren. Angefertigt von Christoph Hoffmann, in der Diktion aber typisch für Rüdiger Höffken.
Das erste Schreiben trägt die Unterschrift von Siegfried Schlacks, dem damaligen Geschäftsführer des holländischen Reifenhändlers Euro-Tyre, ein Kunde der ICW. In diesem Brief droht Schlacks dem „lieben Christoph“ wegen nicht eingehaltener Lieferzusagen einen Schadensersatzprozess in Höhe von knapp 400.000 Euro an. Aufgrund der an sich guten Beziehungen bedauert Schlacks, diesen Weg gehen zu müssen, bittet die Attendorner aber um Verständnis für seine Situation.
Nicht eingehaltene Lieferzusagen hat es nie gegeben, und Schlacks weiß natürlich nichts von diesem Schreiben. Seine Unterschrift wird kopiert und gefälscht. Der einzige Grund: In der ICW-Bilanz sollen aufgrund dieses Schreibens Rückstellungen wegen des drohenden Prozesses vorgenommen und damit die Steuerlast reduziert werden.
Um der Angelegenheit mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde ein zweites Schreiben nachgeschoben, in dem sich Siegfried Schlacks - offensichtlich vom Verhandlungsgeschick der Herren Hoffmann und Höffken zermürbt - einem Kompromiss abringen lässt, sich weiterhin windend und jammernd eine Klage aber nur „vorerst“ zurückstellt.
Der Kompromiss wird äußerst detailreich geschildert und hat nur einen Nachteil: Er ist reine Fantasie, ein solches Treffen hat es nie gegeben, Herr Schlacks sitzt in Holland und weiß von nichts.