Olpe. Der Blockbuster „Barbie“ sorgt im Cineplex in Olpe derzeit für einen großen Ansturm – und noch ein anderer Blockbuster füllt die Kinosäle.
Eine pink-glitzernde Gute-Laune-Welt und ein düsteres Atomwaffen-Weltuntergangsszenario: Obwohl sie gegensätzlicher nicht sein könnten, sorgen die beiden Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ aktuell für volle Kinosäle. Auch im Cineplex Olpe sind diese zwei Hollywood-Produktionen derzeit die erfolgreichsten. Theaterleiter Stefan Brögeler erklärt, worin die Faszination für diese Filme liegt, ob mit dem Erfolg die schlechten Corona-Jahre ausgeglichen werden können und wie sich Kino in Zeiten von Inflation und Streaming-Diensten verändert hat.
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Während Corona gab es keine neuen Filmproduktionen, die Starttermine für bereits abgedrehte Blockbuster mussten immer wieder verschoben werden. Keine Frage, die Kinobranche hat sehr unter Corona gelitten. Aber: Hat sie sich mittlerweile wieder erholt?
Stefan Brögeler: Nein. Die Branche hat sich im Laufe der Zeit zwar wieder positiv entwickelt, aber wir sind lange nicht da, wo wir vor Corona waren. Der Markt spaltet sich auf. Kleine Produktionen sind früher mitgelaufen und haben für solide Zahlen gesorgt. Das ist jetzt anders. Heutzutage konzentriert sich alles auf die großen Filme.
Also Hollywood-Produktionen wie „Oppenheimer“ oder „Barbie“?
Genau. Letzte Woche hatten wir das sogenannte „Barbenheimer“-Wochenende (Anm. d. Red.: eine Verschmelzung der beiden Filmtitel „Barbie“ und „Oppenheimer“), was das zweitbeste Ergebnis des Jahres erzielt hat. Zum ersten Mal seit acht Jahren haben zwei Filme gleichzeitig jeweils über 500.000 Besucher in Deutschland angezogen. Und zum ersten Mal seit Corona sind sechs Filme in den Top Ten, die jeweils mehr als 100.000 Zuschauer in die Kinos gelockt haben. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Trotzdem ist es insgesamt schwieriger geworden.
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Wahrscheinlich überflüssig die Frage zu stellen, aber haben Sie „Oppenheimer“ schon geguckt?
Direkt an dem Tag, als der Film angelaufen ist, habe ich mich um 9 Uhr morgens allein in den Kinosaal gesetzt, um ihn mir anzuschauen. Der Film ist – wie immer bei Christopher Nolan – handwerklich großartig. Er hat ein fantastisches Sounddesign. Wir spielen ihn hier zwar digital, aber man sieht dem Film richtig gut an, dass er analog, also auf IMAX 70 mm gedreht wurde. Die Erzählstruktur inklusive Zeitsprüngen ist großartig. Und Cillian Murphy als Schauspieler ist eine richtige Bank. Niemand schafft den Spagat zwischen Kunst und Kommerz so gut wie Christopher Nolan. Von daher kann ich den Film nur empfehlen.
Und wie sieht’s mit „Barbie“ aus?
Ich persönlich habe den Film jetzt noch nicht geschaut. Ich mag Ryan Gosling und den als Ken zu sehen, kann ich eigentlich nicht verpassen. Aber den Film werde ich wahrscheinlich nicht im Kino schauen. Was ich aber sagen kann: Die „Emotions Preview“ – also die Vorstellung ein Abend vor dem offiziellen Filmstart – ist richtig gut bei uns gelaufen. Da sind die Leute extra in Pink gekommen, auch ein Mann hat sich für die Vorstellung extra ein pinkes Kleid angezogen. Die Leute hatten wirklich richtig viel Spaß an dem Abend. Auch Bekannte von mir waren in dem Film und meinten, dass es eine richtig schöne Vorstellung gewesen sei, weil alle einfach gut drauf waren.
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Blockbuster machen ja aber nur einen kleinen Teil des Kinofilm-Portfolios aus. Wie stehen zum Beispiel deutsche Filmproduktionen da?
Der deutsche Filmmarkt leidet inzwischen sehr. Der Film „Der Nachname“ – die Fortsetzung von „Der Vorname“ mit Christoph Maria Herbst und Florian David Fitz – hätte früher locker 1,5 Millionen Besucher gemacht. Macht er aber nicht mehr. Solche Filme werden fast gar nicht mehr wahrgenommen. Und im Arthouse-Sektor ist es inzwischen ganz schwierig geworden. Da gibt es nur eine Handvoll Filme, die halbwegs funktionieren.
Haben Sie dafür eine Erklärung?
Vielleicht haben sich die Leute abgewöhnt für kleinere Filme ins Kino zu gehen. Streaming-Dienste haben erheblich dazu gewonnen. Mittlerweile muss man nur noch drei, vier Monate warten und kann sich die Filme dann zuhause anschauen. Blockbuster hingegen sind Event-Kino. Da fiebern die Leute drauf hin.
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Streaming-Dienste sind ein gutes Stichwort. Inwieweit stellen Streaming-Anbieter eine Konkurrenz zum Kinogeschäft dar?
Für mich persönlich ist Kino und Streaming nicht miteinander vergleichbar. Aber grundsätzlich ist das schon eine ziemlich starke Konkurrenz. Gerade kleinere Produktionen sparen sich die Leute mittlerweile auf und warten dann, bis sie den Film dann zuhause gucken können. Zumal es mittlerweile viele Streaming-Dienste gibt: Netflix, Amazon Prime, Disney Plus, Paramount – und es werden mit Sicherheit noch mehr kommen. Der Film wird als Ware entwertet, weil er unendlich verfügbar ist. Und das hat dann auch Auswirkungen darauf, wie Kino wahrgenommen wird.
Wie nehmen Sie Kino wahr? Was macht für Sie das Kinoerlebnis so besonders?
In erster Linie ist es ein gemeinschaftliches Erlebnis. Ich finde es zum Beispiel auch wichtig, dass Komödien in Kinos geguckt werden. Denn das gemeinschaftliche Lachen im Kino führt dazu, dass man die Filme lustiger wahrnimmt als sie tatsächlich sind. Und was für mich ganz entscheidend ist: Man taucht für die Dauer des Films komplett in die Geschichte ein. Du kannst zwischendurch nicht mal eben aufstehen und die Tüte Chips holen; du kannst nicht wegzappen; du kannst nicht auf Pause drücken. Der Film hat eine Chance, vollständig wahrgenommen zu werden. Und die fehlt bei Streaming-Angeboten.
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In Zeiten von anhaltend hoher Inflation ist das vielleicht etwas, worüber Einige hinwegsehen. Wie stark hat die Inflation die Kinobetreiber getroffen?
Wir haben es natürlich bei den Energiekosten unfassbar gemerkt. So ein Gebäude im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen ist sehr, sehr energieintensiv. Da bezahlen wir pro Monat locker einen fünfstelligen Betrag. Wir haben es aber auch bei sämtlichen Rohstoffen gemerkt: Zucker, Mais, Öl, Dips, selbst die Verpackungen. Alles, was wir hier verkaufen, ist teurer geworden. Und das zum Teil erheblich. Der Preis für Zucker hat sich zum Beispiel von jetzt auf gleich verdoppelt, der Mais hat sich um 60 Prozent verteuert. Dazu kommt, dass die Löhne im vergangenen Jahr gleich drei Mal gestiegen sind. Das alles zusammengenommen, verbunden mit der Tatsache, dass wir noch keine Besucherzahlen wie auf Vor-Corona-Niveau haben, ist schon eine harte Nummer.
Das heißt aber auch, dass die Preise für einen Kinobesuch angezogen sind, oder?
Wir haben die gestiegenen Preise an die Kunden weitergegeben, aber nicht in vollem Umfang. Die Eintrittspreise haben wir nur minimal angepasst, sprich bei den Aufpreisen für längere Filme. Die größte Anpassung gab es tatsächlich beim Essen und Trinken. Eine kleine Tüte Popcorn kostete vorher zum Beispiel 3,70 Euro, jetzt sind wir bei 4,20 Euro. Das größte Menü, das wir haben – mit einem Jumbo-Eimer Popcorn, einer große Portion Nacho und zwei 1-Liter-Getränken –, lag vorher bei 18,90 Euro und jetzt bei 22,50 Euro.
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Stößt das bei manchen Kunden auf Unverständnis? Beziehungsweise: Signalisieren manche Kunden im Gespräch, dass ein Kinobesuch für sie mittlerweile zum Luxus geworden ist?
Wenn ich für mich selbst 12 Euro Eintritt zahle und dafür zwei Stunden Unterhaltung habe, finde ich das im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten nicht so viel Geld. Wenn ich mir dann natürlich noch Popcorn, Nachos und Getränke hole, dann kann aus dem Kinobesuch ein teures Vergnügen werden. Für Familien kann das schwierig sein. Und das kann ich auch verstehen. Zwei Erwachsene und zwei Kinder, die Getränke und Popcorn haben möchten, sind dann mal schnell 60 Euro los. Im klassischen Abendgeschäft ist das weniger ein Thema. Die Leute haben sich, so schlimm es auch klingen mag, fast daran gewöhnt, dass alles teurer geworden ist. Eine Besucherzurückhaltung können wir jedenfalls nicht ausmachen. Ich glaube, die Leute brauchen auch etwas Ablenkung von all den schlechten Nachrichten rund um Krieg und Inflation.