Kreis Olpe. Tierschützerinnen kämpfen seit Jahren gegen das Problem der unkastrierten Streunerkatzen im Kreis Olpe. Jetzt hat sich die Situation zugespitzt.

Es gibt ein Sprichwort, an dem sie sich immer wieder orientieren: „Du kannst nicht alle Tiere dieser Welt retten. Aber du kannst die Welt eines Tieres retten.“ Viola Zimmermann, Maria Hof und Stella Freitag wissen, dass sie nicht allen Katzen helfen können. Dafür sind es zu viele und sie zu wenige. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir nichts mehr machen können. Wir betreiben Triage“, erzählt Viola Zimmermann aus Heid.

Kreis Olpe argumentiert mit nicht belastbaren Zahlen

Die Tierschützerin engagiert sich ehrenamtlich im Pfötchenclub des Tierschutzvereins Olpe. Die größte Aufgabe: herumstreunende, unkastrierte Katzen und Kater in Lebendfallen fangen, beim Tierarzt kastrieren lassen und wieder aussetzen. Ein Kampf gegen politische Windmühlen, denn: Der Kreis Olpe hat in den vergangenen Jahren immer wieder die Einführung einer Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht abgeblockt. Mit der Begründung, dass es keine belastbaren Zahlen für Hotspots oder erhöhte Katzenpopulationen in den einzelnen Kommunen gebe. „Wie denn auch? Wir sind viel zu wenig Leute, um entsprechend viele Katzen einzufangen, um belastbare Zahlen liefern zu können“, argumentiert Zimmermann. Hinzu komme, dass mit der Auflösung der Katzenhilfe des Kreises Olpe die objektiven Zahlen von Streunerkatzen zuletzt gesunken seien. Die Diskussionen zwischen Tierschutzverein und Kreis verfangen sich in einer destruktiven Endlosschleife.

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„Letztendlich sollte Tierschutz Teamwork sein“, meint Stella Freitag. Die Realität nehmen die Ehrenamtlichen allerdings anders wahr. Sie fühlen sich alleingelassen. „Wenn Leute verwilderte oder streunende Katzen in der Nachbarschaft entdecken, dann melden sie sich bei uns und nicht beim Kreis oder bei der jeweiligen Kommune“, sagt Zimmermann. Obwohl das der offizielle Dienstweg sei. Im Oktober 2015 hat das Verwaltungsgericht Münster in einem Musterprozess entschieden, dass Fundbüros streunende Katzen annehmen müssen, die von Jägern aufgenommen worden sind. Das gilt für alle Fundbüros der Städte und Gemeinden in NRW. Die Tierschutzorganisation „TASSO“ warnt sogar vor rechtlichen Konsequenzen, wenn frei herumlaufende Katzen nicht beim jeweiligen Fundbüro gemeldet werden: „Wer eine fremde Katze an sich nimmt, ohne eine ordnungsgemäße Fundmeldung beim örtlichen Fundbüro zu machen, verstößt gegen das Fundrecht und kann sich einer Fundunterschlagung strafbar machen.“

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Der Straftatbestand der Unterschlagung ist allerdings nur dann erfüllt, wenn das Tier einen rechtmäßigen Besitzer hat. In den Fällen, in denen der Pfötchenclub eingreift, gibt es allerdings keine Halter. Für die Tiere fühlt sich niemand verantwortlich. „Im Grunde nehmen wir den Behörden die Arbeit ab. Ohne dafür bezahlt zu werden“, sagt Zimmermann. Dabei sei die Arbeit durchaus emotional belastend. Oft sind die Tiere so krank, haben eiternde Augen, Krebsgeschwüre oder sind voller Parasiten, dass sie nach dem Einfangen nur noch vom Tierarzt erlöst werden können. Auch die Zahl der verletzten Tiere habe zuletzt zugenommen. „Erst vor Kurzem haben wir einen Kater gefangen, der nicht mehr sitzen konnte, weil seine Hüfte gebrochen war.“

Maria Hof hält zwei gerettete Katzenbabys in den Händen.
Maria Hof hält zwei gerettete Katzenbabys in den Händen. © Christian Janusch

Maria Hof ist bereits etwas kürzer getreten. „Das Herumtelefonieren, das Organisieren, das Hin- und Herfahren, die Gedanken, wie man alles unter einen Hut bringen soll – das war irgendwann zu viel für mich“, erzählt sie. Bei ihren Einfangaktionen habe sie oft erlebt, dass sie und Viola Zimmermann von den Anwohnern nicht etwa als Helfer, sondern vielmehr als Feinde wahrgenommen worden seien. Oft spiele Unwissenheit oder mangelnde Sensibilisierung eine Rolle. „Wir haben schon oft auf Bauernhöfen erlebt, dass sich die Leute zwar an der immer größer werdenden Katzenpopulation stören, ihre Lieblingskatze aber nicht kastrieren lassen wollen. Weil sie glauben, dass kastrierte Katzen nicht mehr so viele Mäuse fangen.“ Dementsprechend zeigten sich manche Menschen unkooperativ oder manipulierten sogar die Fangversuche. Das frustriert. „Aber: Ich kann auch nicht nichts tun“, sagt Maria Hof. Deswegen stellt sie einen Teil ihrer privaten Räumlichkeiten als Pflegestelle zur Verfügung. Für eben jene Katzen und Kater, die nach einer Kastration versorgt werden müssen, oder für Kitten, die aufgepäppelt werden müssen.

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„Du kannst nicht alle Tiere retten. Aber du kannst die Welt eines Tieres retten“ – solange die Tierschützerinnen an diesem Credo festhalten, werden sie ihre Arbeit weiterführen. In der Hoffnung, dass irgendwann die Kastrationspflicht im auch Kreis Olpe greifen wird.