Attendorn. Stück für Stück haben die Monteure den riesigen Mast für die neue Höchstspannungsleitung zusammengebaut – eine logistische Meisterleistung.

Winzig klein wirken die Monteure, die in großer Höhe Stück für Stück den riesigen Mast für die neue Höchstspannungsleitung zusammenbauen. Zentimeter für Zentimeter hebt der Kranwagen das letzte noch fehlende Kopfstück an die richtige Stelle. Dann ist es geschafft, der Mast mit der Nummer 182 ist montiert. Wenige hundert Meter entfernt, schräg gegenüber der futuristischen VIEGA-World und in unmittelbarer Nähe der Asylunterkunft zwischen Attendorn und Ennest, steht bereits das Fundament für den Mast 183. Es wird aber noch dauern, bis die Stromversorgung über die beiden neuen Masten der künftigen 380-Kilovolt-Freileitung läuft.

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25 neue Masten in Arbeit

Das Bild, das sich vom Gewerbegebiet Donnerwenge rüber zum riesigen Lagerplatz der Firma Spie bietet, ist zugleich imposant und etwas bedrückend. Die Niederlassung Montabaur der Spie SAG arbeitet für den Dortmunder Netzbetreiber Amprion im sogenannten Teilabschnitt B 4 „Oestertalsperre bis Baubetriebshof“ unter anderem an der Aufstellung von 25 neuen Leitungsmasten, drei davon auf Plettenberger Stadtgebiet. Soweit das Auge reicht, stehen bis nach Windhausen hinauf alte, provisorische und jetzt auch ein nagelneuer Masten wie Perlen an einer Kette aufgereiht. Der gerade montierte Mast 182 ist zwar einige Meter höher als seine Vorgänger, dafür aber deutlich schmaler. Auf diesen Masttyp und einen leicht geänderten Trassenverlauf hatten sich betroffene Anwohner mit Vertretern von Amprion, den zuständigen Behörden und der Politik an einem Runden Tisch geeinigt (wir berichteten ausführlich), um eine mögliche Strahlenbelastung zu minimieren.

Gesamtinbetriebnahme 2026

Bei diesen Gesprächen war der Container für Asylsuchende an der Nordumgehung noch kein Thema. Inzwischen wird die Behelfsunterkunft vom Spie-Lagerplatz und dem neuen Mast 183 regelrecht umzingelt. Auf der von der Stadt Attendorn zur Verfügung gestellten Fläche wird das gesamte Material für den Teilabschnitt B 4 der neuen 380-KV-Freileitung zwischen den Übergabepunkten Ochsenkopf (Stadt Iserlohn) und Attendorn angeliefert, gelagert und nach und nach verbaut. Der 36 Kilometer lange Abschnitt B ist Teil der 126 Kilometer langen bisherigen 220-KV-Leitung zwischen Kruckel bei Dortmund und Dauersberg in Rheinland-Pfalz.

Statt 220 Kilovolt wird die neue Freileitung eine Spannung von 380 KV haben. Die Gesamtinbetriebnahme ist laut Amprion für 2026 geplant. Bis zum 31. Dezember 2026 ist auch die „temporäre Lagerfläche für den Lagerbau“ zwischen Ennest und dem Schwalbenohl angemietet.

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Provisorium fast fertig

Von diesem Lagerplatz werden die Baustellen von der Oestertalsperre bis zum Attendorner Baubetriebshof mit Material versorgt. Nach dem Erlass des Planfeststellungsbeschlusses wurde Anfang 2022 mit Baum- und Gehölzschnittarbeiten an der bisherigen Trasse begonnen. Neue Zufahrtsstraßen mussten erschlossen werden, um das Material für die provisorischen Masten zu transportieren. Wie Amprion-Projektsprecherin Mariella Raulf auf Anfrage mitteilt, liegt man bei der „Erstellung des Provisoriums in den letzten Zügen“.

Der Aufwand ist enorm und erfordert eine logistische Meisterleistung. Sobald die provisorischen Masten zusammengebaut und die sogenannten Leiterseile für den Stromtransport aufgezogen worden sind, können die alten Masten bzw. Leitungen demontiert werden. Der nächste Schritt ist das Aufstellen der neuen Masten und die Verlegung der neuen Leitungen. Läuft alles nach Plan, so Projektsprecherin Mariella Raulf, könne Ende des Jahres die provisorische Leitung ins Netz umgeschaltet werden.

Einsatz von Helikoptern

Im „Regelfall“ verläuft die „temporäre Leitungsführung direkt neben der Bestandstrasse“, heißt es bei Amprion. Die neuen Masten 182 und 183 beim zentralen Lagerplatz an der Umgehungsstraße folgen einer leichten Verschwenkung der bisherigen Trassenführung. Aufgrund der schwierigen topographischen Bedingungen werden bei den Seilzugarbeiten an den provisorischen Masten im Bereich Iserlohn bis Nachrodt-Wiblingwerde Helikopter eingesetzt. Hier wird das sogenannte Vorseil mit dem Hubschrauber eingeflogen. Vom Übergabepunkt Attendorn-Baubetriebshof verläuft der Abschnitt C der neuen Höchstspannungsleitung 37 Kilometer weiter durch das Repetal, in Richtung Olpe und Kreuztal bis nach Mudersbach.