Kreis Olpe. In Hillmicke haben sechs Waschbären in einem Garten gewütet. Experten warnen vor den vermeintlich süßen Tieren. Die Jagd auf sie sei notwendig.

Waschbären sehen zwar putzig aus, können aber durchaus gefährlich werden. Mittlerweile sind die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere längst in bewohnte Gebiet vorgedrungen. Auch im Kreis Olpe gibt es immer wieder Meldungen von Waschbären, die Mülltonnen plündern, in Hühnerverschläge eindringen und manchmal sogar durch die Katzenklappe ins Haus kommen, wie vergangenes Jahr im Weierhohl. Zuletzt erfuhr unsere Redaktion von einem Fall aus Hillmicke, bei dem gleich sechs Waschbären im Garten eines Anwohners herumgewuselt haben. „Ob Nutrias, Marder oder Waschbären: All das sind mittlerweile Tierarten, mit denen wir leben müssen“, sagt Jürgen Sonsalla, Leiter des Hegerings Olpe in der Kreisjägerschaft.

Schonzeit für Waschbären endet in NRW am 1. August

Ursprünglich stammen Waschbären aus Nordamerika, gehören demnach zu den sogenannten „invasiven Arten“, die erst vor etwa 100 Jahren in Europa heimisch geworden sind. Die Ausbreitung der Waschbären in Europa schade der biologischen Vielfalt, „weil sie Lebensräume, Arten und Ökosysteme beeinträchtigen kann“, so die Kreisverwaltung als Untere Jagdbehörde in einer schriftlichen Stellungnahme. Tatsächlich unterliegen Waschbären dem Deutschen Jagdrecht, wobei die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Schonzeiten für ausgewachsene Tiere definieren. In Nordrhein-Westfalen geht die Schonzeit für Waschbären vom 1. März bis zum 31. Juli. Ab 1. August darf die Jagd auf Waschbären also offiziell ausgeübt werden. Der deutsche Jagdverband begründet die Jagd damit, dass sie für die Umsetzung europäischer Artenschutz-Verpflichtungen auf nationaler Ebene notwendig sei. „Die EU-Biodiversitätsstrategie 2020 und die EU-Verordnung zum Umgang mit invasiven fremden Arten fordert ausdrücklich, dass eingeschleppte Arten, die heimische Arten bedrängen, reduziert werden sollen“, so der Verband.

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In den meisten Fällen wird mit sogenannten Kastenfallen Jagd auf die Wildtiere gemacht. In bewohnten Gebieten ist die Jagd mit Schusswaffen ohnehin grundsätzlich verboten. Tappt ein Waschbär in die beköderte Lebendfalle, wird er von einem Jäger in einem Waldgebiet, fernab der Zivilisation, wieder ausgesetzt. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass der Waschbär wieder zurückkommt? „Das hängt natürlich von der Entfernung ab. Wenn wir beispielsweise einen Waschbär in der Kernstadt Olpe fangen, dann setzen wir den natürlich nicht in Rhode aus“, betont Sonsalla. Die Tiere bevorzugten einen gewissen Lebensraum – warm und feucht –, der bei der Umsiedlung berücksichtigt werde. Kleine Seitentäler kommen dabei beispielsweise in Frage. „Wenn die Tiere ein Biotop vorfinden, das ihnen auch gefällt und wo sie alles haben, was sie brauchen, dann machen sie sich nicht die Mühe und rennen nach Olpe zurück.“

Ein Bild aus dem vergangenen Jahr: Am helllichten Tag bedient sich dieser Waschbär an einer Mülltonne in der Nähe der Olper Stadthalle. Dieses Standbild aus einem Handy-Video zeigt den Kleinbären, der sich von vorbeigehenden Menschen nicht stören lässt.
Ein Bild aus dem vergangenen Jahr: Am helllichten Tag bedient sich dieser Waschbär an einer Mülltonne in der Nähe der Olper Stadthalle. Dieses Standbild aus einem Handy-Video zeigt den Kleinbären, der sich von vorbeigehenden Menschen nicht stören lässt. © Privat | Privat

Um Waschbären gar nicht erst anzulocken, gibt es ein paar einfache Vorkehrungsmaßnahmen. Sowohl der Kreis Olpe als auch Hegeringleiter Jürgen Sonsalla weisen darauf hin, dass Waschbären unter keinen Umständen gefüttert werden sollten. Denn durch das Füttern würden die Tiere zutraulich und verlören ihre natürliche Scheu vor den Menschen. „Waschbären gehen prinzipiell immer der Nahrung hinterher. Wenn es nichts mehr zu futtern gibt, dann sind sie auch irgendwann wieder weg“, sagt Sonsalla. Sinnvoll sei es, Haus, Nebengebäude und Garten für die Tiere möglichst unattraktiv zu gestalten. „Das heißt, Mülltonnen nach Möglichkeit mindestens einen halben Meter von Zäunen oder Gehölzen entfernt abzustellen sowie fest zu verschließen. Ferner sollten keine Fleischreste, Milchprodukte, Brot oder Obst auf dem Kompost landen. Bestenfalls sollte dieser ohnehin abgedeckt werden. Verschließbare Schnellkomposter halten die Waschbären ebenfalls fern“, so die Kreisverwaltung. Katzenklappen oder andere Schlupflöcher am Haus sollten – zumindest nachts – verschlossen werden. Futternäpfe für Hunde und Katzen sollten ebenfalls nicht draußen stehengelassen werden – und schon gar nicht befüllt.

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„Waschbären sind durchaus intelligente Tiere, die über eine gewisse Körperkraft verfügen. Und für kleine Haustiere auch durchaus gefährlich werden können“, gibt Sonsalla zu Bedenken. Abgesehen davon sind Waschbären Überträger von Infektionskrankheiten und Parasiten. „Neben Räude und Staupe handelt es sich um den Waschbärspulwurm sowie die Tollwut. Menschen wie Haustiere können somit gleichermaßen gefährdet sein“, so die Kreisverwaltung.

>>> GEFÄHRLICHE INFEKTIONEN

  • Eine Infektion mit dem Waschbärspulwurm verläuft bei Menschen meistens ohne Krankheitssymptome. Es können jedoch Symptome auftreten, die je nach aufgenommener Menge variieren können – von Hirnhautentzündungen, neurologische Ausfallerscheinungen, visuelle Beeinträchtigung bis hin zu Blindheit, Entzündungen in verschiedenen inneren Organen bis hin zu Koma und Tod.
  • Wem eine Waschbären-Problematik in der Nachbarschaft auffällt, kann sich jederzeit an den Hegering Olpe wenden.