Elspe. Auch die Schützenhalle Elspe wird beim Hochfest bargeldlos, einziges Zahlungsmittel wird eine Wert- oder EC-Karte. Hier finden Sie alle Infos.
Beim Elsper Kriegerfest vor 150 Jahren, Vorläufer des heutigen Schützenfestes, galt noch die „Goldmark“ als Zahlungsmittel, dann kam die Reichs- und die D-Mark, 2002 dann der Euro. Auch das war einmal. Im letzten Jahr führte der Schützenverein zum ersten Mal Wertmarken ein. In diesem Jahr ist wieder alles neu. Wer in der Schützenhalle eine Runde Bier bestellt, der muss seine „digitale Wertkarte“ oder direkt seine „EC-Karte“ zücken, „Bares“ wird vom Kellner und auch an der Theke nicht mehr akzeptiert. Was für die Kritiker „digitale Spielerei“ ist, ist für die Befürworter „modernes Bezahl- und Abrechnungswesen“.
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So funktioniert es:
An einem Wertkarten-Verkaufstand in der Schützenhalle können Festbesucher eine Wertkarte kaufen (Pfand: 2 Euro) und mit einem Guthaben (maximal 500 Euro) aufladen lassen. Bezahlt wird mit EC-Karte oder in bar. Das Guthaben verfällt nie und Restbeträge können direkt in der Halle oder später im Imbiss Berg in Elspe wieder ausbezahlt werden. Die Kellner sind mit mobilen Kartenlesegeräten ausgestattet. Nach Lieferung wird die Wertkarte des Gastes in die Nähe des Geräts gehalten und der Bezahlbetrag automatisch abgebucht. Wer will, bekommt vom Kellnerpersonal einen ausgedruckten Bon und kann sich vor der Bestellung anzeigen lassen, wie viel Guthaben er noch hat. Ist die Karte leer, muss er nachladen. Alternativ kann der Gast aber auch direkt mit seiner EC-Karte zahlen.
Das sagt der Festwirt:
Für Festwirt André Hannuschke ist jetzt schon klar: „Digitales Bezahlen ist die Zukunft. Es gibt kein Zurück mehr und es wird sich durchsetzen, davon bin ich überzeugt.“ Das Jubiläumsschützenfest in Elspe ist bereits die achte Veranstaltung, bei der er mit diesem Digitalen Zahlungssystem arbeitet, das vom Hersteller zunächst in großen Fußballarenen eingesetzt wurde. Beim ersten Mal habe es noch nicht so gut funktioniert, es sei dann aber nachgebessert worden.
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50.000 Euro habe er in das Leasing der technischen Infrastruktur, also Aufladeterminal, Handgeräte, PC, Router, etc., zum Aufbau eines sicheren Netzwerks am Veranstaltungsort investiert. „Schützenfeste sind sehr Bargeld-intensiv und Bargeld ist teuer“, sagt Hannuschke: „Bei größeren Festen wie in Oberhundem muss ich vorher 6000 Euro an Wechselgeld organisieren. Das sind 300 Münzrollen a 25 Cent.“ Und wenn man nachts mit den Einnahmen, quasi Taschen voller Geld, durch die Gegend fahren müsse, habe man immer ein mulmiges Gefühl. Er sieht weitere Vorteile: Das Bezahlen beim Kunden geht viel schneller. Weil jeder Vorgang gebucht wird, ist die Fehlerquote geringer und die Abrechnung am Tagesende und nach dem Fest viel einfacher. „Statt zwei bis drei Tagen nur zwei bis drei Stunden“, so der Festwirt. Außerdem könne er nun die Umsätze an den Kassenterminals in Echtzeit abfragen und anhand der Daten frühzeitig reagieren, wenn zum Beispiel das Bier an einer Theke knapp wird. Durch die Buchungsjournale kann jeder Vorgang sofort gecheckt werden. So habe sich mal ein „Jubelkönig“ beschwert, von seiner Karte seien ohne Bestellung 26 Euro abgebucht worden. Dann stellte sich heraus, dass sich die Gattin die Karte ohne Wissen ihres Mannes mal kurz ausgeliehen hatte. Dass beim Digitalen Bezahlen nichts in „schwarze Kassen“ fließen kann, freut Finanzbehörden und Zoll.
Das sagt der Verein:
Maximillian Ellinger, Vorsitzender der Elsper Jakobus-Schützen, und seine Vorstandskollegen haben sich auf anderen Hannuschke-Festen und bei den Veranstaltern erkundigt. „Katastrophen wurden uns nicht mitgeteilt, deshalb gehen wir ganz entspannt in unser Fest“, so Ellinger.
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Im letzten Jahr hatte der Verein erstmals auf Wertmarkenverkauf umgestellt, wie es immer mehr Vereine machen. „Die neue Wertkarte ist eigentlich das Gleiche wie Wertmarken, nur in anderer Form.“ Das Guthaben verfalle nicht, die Rückgabe sei geregelt. „Ich glaube, es ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so der Vorsitzende des Jubiläumsvereins.
Das sagen die Kritiker:
Natürlich gebe es auch Kritik sagen Festwirt und Vorsitzender übereinstimmend. „Einige sagen: Nur Bares ist Wahres, aber es werden immer weniger“, so André Hannuschke. Auch Maximilian Ellinger bleibt gelassen: „Die Kritiker werden laut, die, die es gut finden sind, behalten es für sich.“ Dennoch haben Festwirt und Verein eine Lösung parat, um „Wertkarten-Verweigerern“ den Schützenfestspaß vom 5. bis 7. August nicht zu vermiesen. Im Außenbereich, also auf dem Schützenplatz, an der Vogelstange und am Imbiss kann man auch auch dieses Jahr noch mit Bargeld zahlen, nur in der Schützenhalle nicht mehr. Beim Schützenfest in Oberhundem, so der Festwirt, sei 60 Prozent des Umsatzes im Außenbereich noch in bar gezahlt worden. Wahrscheinlich vorwiegend von Auswärtigen und Einmal-Besuchern.
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Das sagen die Kellner:
„Unsere Mitarbeiter waren zunächst skeptisch, die meisten sind jetzt begeistert“, sagt André Hannuschke. Ein Problem sei noch die Sache mit dem „Trinkgeld“, das (noch) nicht mit der Karte abgerechnet werden könne. Das werde erst im nächsten Jahr möglich sein. Somit haben die Kellnerinnen und Kellner in Elspe sicher nichts dagegen, wenn man ihnen das Trinkgeld ganz „old school“ wie früher in die Hand drückt - also in bar.