Olpe. Archäologen der Olper LWL-Außenstelle wollen hochexplosives Dynamit im Archiv einlagern. Was folgt ist eine Sprengung – die halb Olpe aufschreckt.
Dass Hollywood-Archäologe „Indiana Jones“ schon mal mit Dynamit um sich wirft, um missliebige Gegner auszuschalten, ist für Fans von Action-Blockbustern nichts Ungewöhnliches. Dass allerdings auch Archäologen der LWL-Außenstelle in Olpe hochexplosives Dynamit mit sich herumtragen, der dann in freier Wildbahn kontrolliert gesprengt werden muss, schon. Exakt am vergangenen Montag gegen 11 Uhr hat sich dieser Vorfall auf einem freien Wiesengelände im Olper Osterseifen ereignet. Mit dabei zwei Experten des Landeskriminalamtes NRW (LKA), ein Vertreter der Kreispolizeibehörde und Olpes Feuerwehrchef Christian Hengstebeck: „Eine große Explosion war das nicht“, relativiert Hengstebeck allerdings in Olpe kursierende Gerüchte, es habe einen so heftigen Knall gegeben, dass halb Olpe aufgeschreckt worden sei: „Wir wohnen auf dem Imberg, und meine Familie hat nichts gehört“, so Hengstebeck weiter. Die Dynamitstangen, so Hengstebeck, stammten vermutlich aus den 1940er-Jahren, seien in Bohrlöchern versenkt gewesen, aber damals nicht zur Explosion gebracht worden. Bestätigt wird die kontrollierte Sprengung auf unsere Anfrage hin auch von der Pressestelle des LKA und vom Pressesprecher der Kreispolizei in Olpe, Thorsten Scheen.
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Wird im Tunnelbau verwendet
Jürgen Gerbe (63) aus Halberbracht, Standortleiter des Sprengunternehmens Maxam (früher Westspreng) in Finnentrop und seit 1979 in der Sprengstoffbranche tätig, stellt im Gespräch mit unserer Redaktion klar: „Auch ein so alter Sprengstoff dieser Machart kann noch hochexplosiv sein. Wenn ich mit so alten Sachen zu tun hätte, wäre ich sehr vorsichtig.“ Bei dem alten Dynamit dürfte es sich um gelatinösen Sprengstoff gehandelt haben, wie er vom Prinzip her auch heute noch zum Beispiel im Tunnelbau verwendet werde: „Hauptbestandteil ist Ammonium-Nitrat, weitere Bestandteile sind Spreng-Öl und Nitro-Zellulose.“ Auch Maxam benutze solchen Sprengstoff noch, stelle ihn aber nicht mehr her.“ Gerbe bestätigte aber, dass solcher Sprengstoff nicht nur durch Feuereinwirkung, sondern auch auf mechanische Beanspruchung reagieren könne. Im Bergbau früherer Tage habe es bei Unachtsamkeit im Umgang mit diesem Dynamit auch Tote gegeben.
Zur Frage, auf welchem Weg und warum die explosive Fracht aus einem Bergbaugelände des Nachbarkreises in die Olper Archäologiebehörde gelangt sei, wollte die LWL-Pressestelle in Münster keine Auskunft geben: „Wir sagen zu dem Vorfall nichts“, lautete die kurze Stellungnahme aus Münster.
Sprengstoff aus den 40er-Jahren
Dass die hochexplosive Fracht das Amt 37 „Feuerschutz und Gefahrenabwehr“ in Olpe auf den Plan rief, verwundert nicht. Christian Hengstebeck ist der Chef des Amtes und allein schon deshalb Ansprechpartner. Er bestätigte, dass die LWL-Mitarbeiter den „historischen Sprengstoff“ aus den 40er-Jahren unter Tage in einem Nachbarkreis gefunden, gesichert und ins Olper Museum gebracht hätten. Die Frage der Archäologen, ob man den Sprengstoff archivieren könne, hätten die zuständigen Behörden mit einem unmissverständlichen Nein beantwortet. Hengstebeck: „Nach Rücksprache mit den übergeordneten Behörden, also dem Kampfmittelbeseitigungsdienst und dem Amt für Sprengstoffwesen wurde bestätigt, dass sich Sprengstoff nicht archivieren lässt.“ Unabhängig davon, wie alt und zerfallen der Sprengstoff sei, bestehe immer noch eine Restgefahr, so das Fazit. Aus Sicht der Feuerwehr, so Hengstebeck weiter, sei es gefährlich und unverantwortlich, im Falle eines Brandes in der LWL-Archäologie vorzurücken, wenn im Keller alter Sprengstoff lagere.
Die Zuständigkeit habe im vorliegenden Fall beim Landeskriminalamt gelegen. Deren Fachleute hätten sich den Sprengstoff in der Archäologie angesehen und entschieden: „Der muss hier raus.“
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Weiteres Vorgehen: Suche nach einer ,einsamen’ Fläche, wo das Dynamit kontrolliert gesprengt werden kann. Im Osterseifen wurden die Behörden fündig. Hengstebeck: „Das hat dann auch geknallt, Wald und Flur sind aber schadlos geblieben. Der Sicherheits-Radius betrug rund 300 Meter.“ Bei dem Material habe es sich um etwa zehn Dynamit-Stangen gehandelt, etwa zehn Zentimeter lang, mit einem Durchmesser von rund zweieinhalb bis drei Zentimetern.