Saßmicke/Kreis Olpe. Seit Jahren kämpfen Tierschützer für die Kastrationspflicht für Katzen im Kreis Olpe. Erfolglos. Sie fühlen sich von der Politik belächelt.
Seit über zehn Jahren streifen streunende Katzen durch den Garten der Familie Bastürk in Saßmicke. „Am Anfang waren es vielleicht noch zwei, drei“, erzählt Mansur Bastürk. Doch mittlerweile hat sich die Zahl vervielfacht. Maunzende, abgemagerte, nicht selten trächtige oder kranke Katzen. Die Familie wollte helfen. Zumindest mit etwas Futter. Mittlerweile kaufen sie etwa 6 Kilo Trockenfutter pro Woche. Dazu kommt noch das Nassfutter. „Es gibt hier ein sehr großes Problem mit streunenden, nicht kastrierten Katzen“, meint Mansur Bastürk. Die Familie ist froh, mittlerweile Unterstützung von den ehrenamtlichen Tierschützerinnen des Pfötchenclubs Olpe zu bekommen. Doch auch sie können nicht alles auffangen.
Mit Anträgen beim Kreis Olpe Immer wieder gescheitert
Seit gut 15 Jahren setzen sich die Ehrenamtlichen dafür ein, dass im Kreis Olpe eine Kastrationspflicht für streunende Katzen durchgesetzt wird. „Wir haben das Thema fünf Mal an die Politik herangetragen, sind aber immer wieder gescheitert. Man glaubt uns nicht, dass es im Kreis Olpe ein Problem mit unkontrollierbaren Kolonien gibt. Wir werden belächelt“, meint Viola Zimmermann. Erst im Mai hatte der Kreisausschuss einen von der SPD eingebrachten Antrag für eine „Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnung für Katzen“ erneut abgelehnt. Die Begründung: Keine der sieben Städte und Gemeinden im Kreis könne einen „Hotspot“ von streunenden Katzen ausmachen. Die 14 befragten Tierarztpraxen hätten außerdem zurückgemeldet, dass in den vergangenen Jahren ein Rückgang der kastrierten Katzen ohne ermittelbaren Halter zu verzeichnen sei.
+++ Lesen Sie auch: Schock in Rönkhausen: Aggressiver Pilz befällt Schützenhalle +++
Diesen Rückgang erklärt Viola Zimmermann mit Nachwuchsmangel und fehlenden Kräften im Tierschutz. Weniger Helfer, weniger Katzenfänge, weniger Kastrationen. Der NABU-Kreisverband Olpe und die Kreisjägerschaft Olpe unterstützt die Wahrnehmung der Tierschützer: Sie gehen von bis zu 4000 Streunerkatzen im Kreis aus. Nur einen Bruchteil konnte das Team um Viola Zimmermann und Maria Hof im vergangenen Jahr versorgen. Rund 60 Katzen und Kater konnten sie 2021 einfangen und zum Tierarzt bringen, um sie dort kastrieren zu lassen. Kostenpunkt: 200 Euro pro Katze, 130 Euro pro Kater. Dazu kamen geschätzt 200 Babykatzen, die die Tierschützer in einer der acht Pflegestellen im Kreis gesund pflegten. „Sie haben fast immer Giardien, also Darmparasiten, die sich unkontrolliert vermehren können, wenn sich nicht behandelt werden. Sie können auch auf den Menschen übergehen“, so Zimmermann. Kitten, die von Giardien befallen sind, benötigten zunächst vor allem fleischhaltiges Futter ohne Getreide. Das wiederum sei teurer als „normales Futter“.
+++ Lesen Sie auch: Olpe: So exklusiv werden die Luxus-Wohnungen am Biggesee +++
Auch Sandra Kurz-Schneider, Ortsvorsteherin von Saßmicke, ist überzeugt davon, dass es ein Problem mit der Streunerpopulation gibt. Auch aus eigener Erfahrung. Sie selbst habe sich auch schon ein paar Katzen angenommen, die halterlos durchs Dorf streiften. Hatte sich in der Politik dafür eingesetzt, dass mehr Geld in den Tierschutz fließt. Ohne Erfolg. „Die Mühlen der Politik mahlen sehr langsam“, sagt sie.
Doch es ist nicht mal die Behäbigkeit, von der sich die Tierschützerinnen vor den Kopf gestoßen fühlen. Es ist das Gefühl, dass niemand sie und ihre Belange ernst nimmt. Mehr noch: sie herunterspiele, ins Lächerlich ziehe. „In einem Gespräch mit der Katzenhilfe und dem Pfötchenclub ließ unser Landrat anklingen, dass eine Kastrationspflicht in die Unversehrtheit des Tieres eingreife. Und, dass uns ja niemand dazu gezwungen hätte, unsere Freizeit für so ein Ehrenamt zu opfern“, erzählt Zimmermann wütend. Engagement werde zwar gerne gesehen; im Tierschutz aber kaum gewürdigt. „Wenn ich aber bei den Bauarbeiten an der Schützenhalle helfe, dann bin ich der Held.“
Die Katzenhilfe und der Pfötchenclub haben sich lange für die Durchsetzung einer Kastrationspflicht für streunende Katzen eingesetzt. „Aber wir kämpfen gegen Windmühlen. In diesem Leben wird das nichts mehr. Und das ist echt traurig“, meint Maria Hof. Nichtsdestotrotz möchten sie weitermachen. Um das Leiden ein klein wenig zu lindern.