Attendorn. Die Politik will den 1000-Meter-Mindestabstand von Windrädern zu Wohnbebauungen abschaffen. Das hat Auswirkungen auf die Attendorner Planung.

Als einzige Kommune im Kreis Olpe betreibt die Stadt Attendorn noch eine aktive Windkraft-Planung, um in Zukunft bei Standort-Fragen mitreden zu können. Aus diesem Grund ist die Stadt dabei, einen Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ aufzustellen. Darin enthalten sind solche Zonen, die sich für Windenergie im Stadtgebiet eignen – sogenannte Konzentrationszonen, die Ausschlusswirkung auf alle anderen Bereiche in der Stadt ausüben sollen und überwiegend im windreichen Repetal zu finden sind. Zwei kleinere Flächen aus dem nördlichen Stadtgebiet kommen noch hinzu, allerdings auch nur als Reserve-Flächen für den Fall, dass die Flächen im Repetal nicht ausreichen für die von der Politik vorgegebene Flächenbereitstellung für erneuerbare Energien.

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Bei dem Bestreben, bis Ende dieses bzw. Anfang nächsten Jahres besagten Teilflächennutzungsplan rechtssicher zu haben, muss die Stadt erneut auf eine Entscheidung der „großen“ Politik reagieren. Die Landesregierung in Düsseldorf plant durch eine entsprechende Änderung im Landesentwicklungsplan, die bislang geltende 1000-Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung abzuschaffen. Grundlegend gesprochen sollen damit mehr Flächen in den privilegierten Außenbereichen einer Windkraft-Nutzung zugänglich gemacht werden.

Flächen bleiben dieselben

Die gute Nachricht für die Stadt Attendorn: Im Prinzip ändert sich durch die bevorstehende Änderung nichts. Mit einer Ausnahme: Bei der Suche nach geeigneten und rechtlich haltbaren Windkraft-Zonen setzte sie den 1000-Meter-Abstand bislang als hartes Kriterium fest. Heißt: Alle möglichen Zonen, die einen Abstand von unter einem Kilometer zu Wohnbebauungen aufweisen, fallen automatisch aus dem Raster. Durch die anstehende Abschaffung der Abstandsregelung wird die Stadt aus dem harten Kriterium ein weiches machen. Beigeordneter Carsten Graumann: „Unsere ausgewählten Flächen bleiben aber dieselben.“ Dennoch wird die Stadt eine erneute Offenlage vornehmen – allerdings nur für die kriterienrelevanten Planungsunterlagen. Der gesamte Planentwurf zum neuen Teilflächennutzungsplan „Windenenergie“ muss nicht wieder in die Öffentlichkeit gebracht werden.

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„Es ist wirklich komplex“, konstatierte zuletzt im Stadtrat Bernd Strotkemper (SPD), „wir wollen als Stadt steuern und Verantwortung übernehmen und werden gefühlt halbjährig mit neuen rechtlichen Vorgaben überrollt.“ Verantwortung will die Stadt auch dadurch übernehmen, dass sie das Windkraft-Feld in der Hansestadt nicht nur fremden Investoren bzw. Windkraft-Betreibern überlassen will. Bekanntlich plant die Stadt gemeinsam mit der Bigge Energie und der Volksbank Sauerland einen Bürgerwindpark, das Trio hat schon vor Jahren eine Projektentwicklungsgesellschaft gegründet.

In nicht-öffentlicher Sitzung stimmt der Stadtrat zuletzt zu, ein Fachbüro zu engagieren, das bei der weiteren Planung beratend zur Seite steht. „Wir beschäftigen uns jetzt konkret mit der Frage, wie ein Bürgerwindpark im Betrieb aussehen könnte, also wer Gesellschafter mit welchen Anteilen sein könnte. Dazu besprechen wir verschiedene Modelle“, erklärt Bürgermeister Christian Pospischil (SPD), der im Gespräch mit dieser Redaktion betont, dass man die Wertschöpfung vor Ort halten wolle.

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