Attendorn. Der Attendorner Automobilzulieferer Kirchhoff Automotive hat einen Betriebskindergarten – für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Segen.
Den Stress kennen viele berufstätige Eltern: Vor der Arbeit noch schnell den Nachwuchs in die Kita bringen, dabei bloß nicht die Frühstücksdose vergessen und am Nachmittag pünktlich Feierabend machen, um das Kind rechtzeitig aus dem Kindergarten abzuholen. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, kann ich solchen Fällen zu einer organisatorischen Meisterleistung werden.
Janine Felgentreff (34), Giuseppina Heller (39) und Nils Winkelmeyer (38) haben das Glück, diese Stresssituationen in der Regel zu umschiffen. Das Trio arbeitet beim Attendorner Automobilzulieferer Kirchhoff Automotive, der einen eigenen Betriebskindergarten besitzt. Die „KiCo Kids“ sind nur ein Steinwurf entfernt vom Betriebsgelände Kirchhoffs am Eckenbach. Mehr als 30 Kinder werden hier in einer U3-Gruppe und einer Ü3-Gruppe betreut. Das WP-Mobil hat am Mittwochmorgen hier Station gemacht. Stellvertretend für alle anderen (Betriebs-)Kindergärten haben wir dort mit den Eltern über die Frage diskutiert, wie sehr ihnen ein jobnaher Kindergarten hilft.
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Janine Felgentreffs Sohn Phil ist zwei Jahre jung und seit rund anderthalb Jahren in dem Betriebskindergarten. Als die junge Mutter, die als Assistenz der Geschäftsleitung ihr Geld verdient, nach der Geburt zurück in den Job will, kann sie die Eingewöhnungszeit mit ihrem Sprössling flexibel gestalten. Ein riesen Vorteil, denn sie muss sich nicht an vorgegebene Zeiträume orientieren – in „normalen“ Kindergärten finden die Eingewöhnungen in der Regel im August statt. „Ich musste mir keine Gedanken machen, wann ich an meinen Schreibtisch zurückkehre, weil die Eingewöhnung flexibel gehalten wird.“
Fast immer geöffnet
Diese unterjährige Anmeldemöglichkeit ist auch für Key Account Manager Nils Winkelmeyer (38) ein Segen. Seine beiden Kids Lea (4) und Mara (2) besuchen den Kindergarten. Schon bald erwartet die Familie erneuten Familienzuwachs. Die kleine Mara ist jetzt seit rund zwei Monaten bei den „KiCo Kids“, die Eingewöhnung also abgeschlossen. Zum Glück, sagt der bald dreifache Familienvater: „Das bedeutet gerade für meine Frau deutlich weniger Stress, außerdem geben wir Mara nicht das Gefühl, dass wir sie in den Kindergarten abschieben, wenn das dritte Kind da ist.“
Für Vertriebsmitarbeiterin Giuseppina Heller, deren Sohn Fabio (5) seit knapp vier Jahren bei den „KiCo Kids“ ist, bietet die Einrichtung einen weiteren Vorteil: die Öffnungszeiten. Denn mit Ausnahme der Tage zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Kita in Trägerschaft des CJD ausnahmslos geöffnet. „Das bietet uns viel Flexibilität bei der Urlaubsplanung, wir müssen uns an keine Ferienzeiten des Kindergartens halten“, freut sich die 39-jährige Hansestädterin. Zustimmung erfährt sie von Bianca Klimpel (34), deren Mann bei Kirchhoff beschäftigt ist und deren Tochter Lara (2) seit einem Jahr in die Betriebs-Kita geht.
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Das Wort Flexibilität fällt beim Besuch dieser Redaktion häufiger. Auch in dem Zusammenhang, dass die berufstätigen Eltern das eigene Kind am Mittag oder Nachmittag nicht punktgenau zu einer bestimmten Uhrzeit abholen müssen. „Wenn ein Termin mal eine Stunde länger dauert, hole ich meine Mädels halt eine Stunde später ab. Ein Nein vom Kindergarten habe ich noch nie gehört“, lobt Winkelmeyer ausdrücklich das Team um Leiterin Carolin Hecker. Mit Blick auf den verzweifelten Kampf vieler anderer Eltern, überhaupt einen Kita-Platz zu bekommen, ist Janine Felgenhoff froh, das Kirchhoff-Angebot nutzen zu können: „Deswegen haben wir auch nie eine ernsthafte Option B zu Kirchhoff im Kopf gehabt.“ Allerdings gibt es auch bei den „KiCo Kids“ mittlerweile eine kleine Warteliste.
Flexible Stundenanzahl
Der größte Vorteil ist aber sicherlich der kurze Weg vom Betrieb zum Kindergarten. Giuseppina Heller: „Falls etwas im Kindergarten passiert, sind wir sofort erreichbar und schnell zu Fuß vor Ort, schneller als mit dem Auto. Wir müssen nicht erst mit dem Auto in die andere Ecke der Stadt fahren.“ Wie in allen anderen Kindergärten auch, können die Beschäftigten von Kirchhoff Automotive zwischen verschiedenen Stundenmodellen wählen – von 25 bis 45 Stunden pro Woche. Doch auch hier bietet die firmeneigene Kita Flexibilität. Janine Flegentreff erklärt an ihrem eigenen Beispiel: „Ich arbeite nur halbtags und hole meinen Phil mittags aus der Kita. Mit dem 25-Stunden-Satz würde es zeitlich nicht ganz passen, 35 Stunden wären zu viel. Also durfte ich unser Kind 30 Stunden anmelden.“
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Weitere Besonderheit: Die „KiCo Kids“-Kinder gehen jeden Tag ohne Brotdose und Trinkflasche in den Kindergarten, Essen und Trinken stellt der Arbeitgeber bereit. „Für mich ist das eine große Zeitersparnis, vor allem muss ich mir nicht jeden Morgen die Frage stellen, welches Brot mein Kind wohl heute essen möchte. Im Kindergarten bekommen alle Kinder dasselbe“, betont die 39-jährige Heller. Eine Gemeinsamkeit zu allen anderen Kitas gibt’s dann aber doch – und zwar die Kita-Beitragsstaffelung. Die Mitarbeiter werden nach ihrem Einkommens eingruppiert und müssen die Kita-Sätze, die zum 1. Januar 2024 neu geregelt werden, bezahlen. Die Kosten werden nicht über die Gehaltsabrechnung abgerechnet.
Bei einem wiederkehrenden Event profitiert sogar die gesamte Kirchhoff-Mannschaft in Attendorn vom benachbarten Betriebskindergarten: Den großen Weihnachtsbaum müssen sie nicht schmücken. Das übernehmen wir selbstverständlich die „KiCo Kids“.