Hagen-Elsey. Die Möllerstraße bildet seit Jahrzehnten den urbanen Mittelpunkt von Elsey. Aber auch das menschliche Miteinander macht das Wohnen in dem Quartier so angenehm.
Fachgeschäfte, Discounter, Schulen, Kindergärten, Apotheken und sogar ein Krankenhaus: Im Elseyer Norden gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Dank der exzellenten Nahversorgung nimmt das Gebiet zwischen Iserlohner Straße und Henkhausen in Hohenlimburg eine ganz besondere Rolle ein: ein Städtchen im Stadtteil.
Kaum Leerstände
Das Herz Elseys schlägt fraglos in der Möllerstraße, wo zahlreiche Geschäfte zu einem kleinen Bummel einladen, im Gegensatz zur Hohenlimburger Innenstadt gleichzeitig aber auch Autos verkehren. Und noch einen Unterschied gibt es: An der Möllerstraße existiert kaum ein leer stehendes Ladenlokal, einzig der Schlecker-Markt ist seit der Pleite des Unternehmens verwaist.
Nur Felder und Wiesen
Als Ur-Elseyer kann sich Friedrich-Wilhelm Griese (69) noch gut daran erinnern, dass die Möllerstraße schon in den 50er-Jahren das Zentrum des Stadtteils bildete, wenngleich ihr vier Bauernhöfe damals einen dörflicheren Charakter verliehen. Spätestens, wenn man die Straße Im Kley hinaufgegangen sei – einst ein unbefestigter Hohlweg – habe man sich wirklich auf dem Land befunden: „Bis zum Schlesierland gab es nichts als Felder. Wo heute die Sudetenstraße ist, war eine Wiese mit Obstbäumen; da haben wir als Kinder Äppel geklaut.“ Der Knackpunkt für die urbane Entwicklung sei der Bau der Autobahn gewesen: Felder und Wiesen wurden zerschnitten, die Landwirtschaft lohnte sich nicht mehr.
Schon wenige Jahre später war die Region kaum mehr wiederzuerkennen, denn es hatte ein regelrechter Bau-Boom eingesetzt. „Unsere Mitglieder standen damals Schlange“, berichtetet Bauverein-Geschäftsführerin Marion Golling von einer ungeheuren Nachfrage nach erschwinglichem Wohnraum. Die Genossenschaft reagierte: In den 60er-Jahren wurden Straßen wie Dohlenweg, Breslauer Straße oder Eichenweg erschlossen, eine große Siedlung entstand. Überragt wird diese noch immer vom Hochhaus Königsberger Straße 13, das 1967 eigens für Vertriebene erbaut wurde. „Heute ist es kaum nachzuvollziehen, wie schnell das damals alles vonstatten ging“, ist Golling voll des Lobes für ihre Vorgänger.
Zentrale Lage mit zahlreichen Grünflächen
Noch immer halte eine Reihe an Erstmietern ihrer Wohnung seit rund 50 Jahren die Treue. Die Bauverein-Chefin nennt gleich mehrere Gründe dafür: „Trotz der zentralen Lage gibt es zahlreiche Grünflächen. Ärzte und Apotheken sind ebenso schnell zu erreichen wie Schulen und Kindertagesstätten. Die Nahversorgung ist optimal – für Senioren ebenso wie für junge Familien.“
„Hier gefällt es uns, hier bleiben wir“
Beate Gottschalk sitzt mit ihrer Tochter Romy und deren Freundin Vivien in der Eisdiele an der Möllerstraße und lässt sich eine Erfrischung schmecken. Die 45-Jährige gehört zu jenen, die mit voller Überzeugung in Elsey leben: „Hier gefällt es uns, hier bleiben wir.“ Die Kinder könnten problemlos zu Fuß in die Schule gehen, und auch in Sachen Einkauf habe man alles vor der Nase. Nach kurzer Überlegung fällt ihr aber doch ein Kritikpunkt ein: „Den Drogeriemarkt vermisse ich schon.“ Eine Einschränkung, die Beate Gottschalk aufgrund der guten Nachbarschaft aber in Kauf nimmt: „Man geht über die Straße und trifft Bekannte. Toll.“
Ihn dürfte fast jeder Elseyer kennen: Jochen Flügge. Schon der Vater besaß hier eine Metzgerei, und Sohn Jochen, der in dessen Fußstapfen trat, hat den Stadtteil nie verlassen. So soll es auch bleiben: „Wenn ich eine Zeit lang woanders war, freue ich mich jedes Mal, Elsey wiederzusehen. Meine Frau hält mich für verrückt.“ Dem 66-Jährigen hat es besonders der hiesige Menschenschlag angetan; Poahlbürger, so wie er selbst: „Die alten Elseyer sind knorrig, aber ehrlich.“ Allerdings habe das Vereins- und Kneipenleben zuletzt leider gelitten. Nahm so mancher alteingesessene Elseyer noch vor gar nicht langer Zeit gern zum Frühschoppen am Tresen Platz, ist diese Kultur inzwischen fast ausgestorben. Allein 2013 schlossen fünf Gaststätten ihre Pforten. „Und das kommt auch nicht wieder“, ist sich Flügge sicher. „Die jungen Leute verbringen ihre Zeit eben lieber am Computer.“
Geschäfte in fußläufiger Entfernung
Zur jüngeren Generation zählt Sarah Lotz, die vor vier Jahren mit ihrem Freund an die Esserstraße zog. Zuvor lebte die 28-Jährige bereits unterhalb des Schlosses, in der Hohenlimburger Innenstadt und in der Nahmer, „aber das hier ist die beste Wohngegend.“ Die Geschäfte sind fußläufig erreichbar, was für sie als Nutzerin öffentlicher Verkehrsmittel im Vergleich zur Nahmer ein gewaltiger Vorteil sei: „Die Anbindung dort war eine Katastrophe.“
Wer aber einen Wagen sein Eigen nennt, hat es nicht weit bis zur Autobahnauffahrt und ist binnen kurzer Zeit in Iserlohn, Hagen oder Dortmund. Viele Gründe also, die für den Elseyer Norden sprechen. Und die dafür sorgen, dass die Menschen auch künftig gern hier leben, weiß Marion Golling: „Die Wohnungen sind nach wie vor sehr beliebt.“