Hagen-Eilpe/Selbecke. Der statistische Bezirk Eilpe-Süd/Selbecke ist eigentlich nur ein mathematisches Konstrukt. Um zu erfahren, wie das Revier tickt, muss man es in mehrere Gegenden unterteilen. Wir haben drei davon unter die Lupe genommen. Den Fuß des Krähnockens. Die Selbecker Straße. Und: Zur Höhe. Zum statistischen Bezirk gehört aber auch das Eilper Feld.

Wir haben drei davon unter die Lupe genommen. Den Fuß des Krähnockens. Die Selbecker Straße. Und: Zur Höhe. Zum statistischen Bezirk gehört aber auch das Eilper Feld.

An der Selbecker Straße

Wir hatten bei Facebook nachgefragt, wer uns etwas über das Leben an der Selbecker Straße erzählen kann. Thomas Hasenclever meldete sich. Fast sein ganzes Leben hat er an der Selbecker Straße verbracht. Für einige Zeit lebte er mal im Stadtzentrum, ehe es ihn wieder zurück zog. „Gucken Sie sich doch um. Deshalb bin ich wieder hier.“ Er meint die Nähe zum Wald, zur Natur, ins Grüne.

Vor seiner und den Haustüren der Nachbarn rauschen Tausende Autos täglich vorbei. Die Selbecker Straße ist Hauptverbindungsachse nach Breckerfeld. „Dass dort oben immer mehr los ist, spüren wir hier“, sagt Hasenclever.

Unser weiterer Spaziergang wird zeigen, dass nicht nur ihm daran gelegen wäre, wenn man hier noch verschärfter das Tempo der Autofahrer überprüfen würde. Für viele Fahrer ist die Strecke zwischen dem Eilper Zentrum und dem Ortsausgangsschild kurz vor dem Anstieg hinauf nach Breckerfeld eine Geduldsprobe. 30 ist hier angesagt. Eine Sporthalle liegt an der Strecke. Und eine Schule. Und natürlich die Einfahrt zum Freilichtmuseum. „Die meisten fahren hier aber viel schneller“, sagt Hasenclever. Eine Blitze steht an der Eilper Grundschule – allerdings in Fahrtrichtung Innenstadt. Und eine weitere am Motodrom. Dazwischen haben Bleifüße freie Fahrt.

Die Turnerschaft Selbecke, kurz „TS“ genannt, stülpt einen Deckel über die Menschen hier. Viele engagieren sich im Club, gehen zu Handballspielen oder kennen jemanden, der das tut. „Das verbindet uns hier“, sagt Hasenclever.

Unterer Krähnocken

Susanne Leder lebt am Krähnocken. Wobei nicht so richtig überliefert ist, ob es „am“ oder „auf dem“ Krähnocken heißt. Egal. „Es ist sehr schön ländlich“, schwärmt Leder, die gerade mit Hund Luna auf dem Weg – man ahnt es – ins Grüne ist. Leder lebt gerne hier. Sie gehört zu denen im Viertel, die kaum 100 Meter an der Hauptstraße entlang gehen können, ohne zehnmal winken zu müssen.

„Ich würde mich freuen, wenn hier mehr Mülltonnen aufgestellt würden. Es gibt eigentlich nur welche an den Bushaltestellen.“ Außerdem sehe es rund um die Glas- und Altpapiercontainer immer ziemlich chaotisch aus. Ein in vielen Bezirken bekanntes Problem.

Auf der Höhe

Was für ein Ausblick: Aus dem Wohnzimmer von Rolf Stratemeyer blickt man in das Tal, durch das sich der Fußweg Richtung Freilichtmuseum schlängelt. Steile Rampen führen durch die Wohnsiedlung. Wer im Winter hier gut hoch und runter kommt, der kann wirklich Autofahren. „Wir kennen uns hier oben alle seit Jahrzehnten“, sagt Stratemeyer. Man achte aufeinander. Deshalb komme es hier oben auch kaum zu Wohnungseinbrüchen. „Und für Kinder ist das hier eine tolle Gegend zum Spielen. Außerhalb der Arbeitszeiten herrscht kaum Verkehr.“

Rolf Stratemeyer lebt seit 1953 auf der Höhe. Er kennt noch die Zeit, als es hier oben noch drei Lebensmittelgeschäfte gab. Heute muss man Richtung Selbecker Straße hinunter rollen, wenn man einkaufen möchte.

Ausblick ist begehrt

Die Höhe ist verkehrstechnisch ein gern diskutiertes Pflaster. Der Asphalt ist löchrig und vielfach geflickt. Im Winter ist das hier Streuklasse C. Der Hagener Entsorgungsbetrieb schickt erst dann ein Räumfahrzeug, wenn alle Hauptverkehrswege freigeschoben sind. Auf privater Basis und auf eigene Kosten haben sie hier oben deshalb einen Räumdienst ins Leben gerufen. 50 Euro pro Jahr steuert jeder Haushalt bei. Machen statt meckern.

Die Mieten hier oben seien relativ günstig, so Stratemeyer – allerdings steht hier so viel gar nicht frei. Das Leben mit Ausblick ist eben begehrt. Und das, obwohl die Anbindung ans Stadtzentrum – vor allem für junge Leute – nicht gerade optimal ist. Stratemeyer: „Und abends ist der Busbetrieb auch ausgedünnt worden.“

Wer von den Jüngeren aus diesem oder anderen Gründen wegziehe, komme allerdings später zur Familiengründung oftmals zurück. Das Leben mit Ausblick behält eben seinen Reiz. Selbst im Winter.