Kuhlerkamp. . Unser Stadtteilspaziergang führt uns zum Kuhlerkamp.

Die B7 in Richtung Haspe ist wie so oft in der Mittagszeit dicht befahren. An der Villa Post – in dem schmucken, 1892 erbauten Backsteingebäude befindet sich seit 1998 der Sitz der Volkshochschule (VHS) Hagen – biegen wir rechts ab. Und fahren den Berg hoch, steil hoch, und noch höher und noch höher. Der Gegensatz zwischen „unten“ und „oben“ wird immer deutlicher.

Unten, entlang der Wehringhauser Straße, dichte Wohnbebauung, Straßenlärm, hohe Arbeitslosigkeit. Oben schmucke Gebäude, meist Einfamilienhäuser, viel Grün, Ruhe und Beschaulichkeit.

Nachbarschaft wird groß geschrieben

Wir machen uns auf die Socken durch den Bereich Kuhlerkamp, der durch besagte Gegensätze geprägt ist. Auf unserem Stadtteilspaziergang begleiten uns die Zöllners.

„Ich bin Ulla vom Tücking“, sagt Ulla Zöllner. Die Frau mit dem festen Händedruck stellt uns ihren Gatten Manfred und Enkelin Zoe vor. „Kaum zu glauben, dass die Tückingschulstraße nach dem Flächenplan zum Kuhlerkamp gehört“, schüttelt die patente Rentnerin den Kopf.

Doch, so ist es. Also marschieren wir los. „Nachbarschaft wird bei uns groß geschrieben“, verkündet Ulla Zöllner stolz. 12 Volleyballturniere haben sie und ihr Mann in den letzten Jahren auf die Beine gestellt, Modenschauen im Garten für die Nachbarschaft veranstaltet, zu Glühweinabenden in der Garage eingeladen. „Wir wollen hier niemals weg“, sagt die Hobby-Malerin, die ursprünglich aus der Bülow­straße stammt. „Auch, weil unsere Kinder und Enkel in unmittelbarer Nähe wohnen.“

Auch Zoe gefällt’s am Kuhlerkamp. Die Zwölfjährige, die die Grundschule im Viertel besucht hat und mittlerweile aufs Fichte-Gymnasium geht, mag den Wald, die Spielplätze und den Bolzplatz im Quartier. „Allerdings sind hier oben die Einkaufsmöglichkeiten echt schlecht. Und es gibt kaum Bürgersteige – das ist besonders für Kinder und alte Leute gefährlich.“

Die Bahnhofshinterfahrung erwarten die Zöllners mit Freude, „dann entspannt sich hoffentlich der Verkehr. Doch bis zur Fertigstellung dauert’s ja noch über fünf Jahre.“

Generationenwechsel

Klaus und Ingrid Beermann leben seit über 40 Jahren auf dem Kuhlerkamp. „Es wackelt hier oben ein bisschen“, sagt Ingrid Beermann und spielt damit auf den Generationenwechsel im Viertel an. „Die Jugend bleibt nicht mehr auf der Scholle hängen, sondern zieht weg“, umschreibt die alte Dame die Entwicklung im Stadtteil bildhaft. „Wir haben in letzter Zeit viele neue Nachbarn bekommen. Man kennt nicht mehr jeden, manche stellen sich nach ihrem Einzug noch nicht einmal vor.“

Vieles wurde geschlossen

Grundschule, Turnhalle, AWo-Begegnungsstätte und Sparkasse gehören seit eh und je zum Viertel, „doch hier hat vieles geschlossen“, bedauert Ulla Zöllner. Rewe, eine kleine Gärtnerei, eine Pinte – alles seit Jahren dicht. „Gut, dass es das italienische Restaurant ,Don Peppino’ in der Margarethenstraße gibt. Nette Betreiber, gute Küche – an jedem letzten Mittwoch im Monat treffen wir uns um 18 Uhr hier zum Stammtisch. Jeder ist willkommen.“

Cuno-Siedlung

Wir inspizieren die Cuno-Siedlung, die in den 1920er-Jahren erbaut wurde. Hinterhofatmosphäre und interessante Architektur vermischen sich in der Wohnanlage, die ursprünglich für sozialschwache und kinderreiche Familien konzipiert wurde.

In Achims Stehcafé und Kiosk deckt sich ein kleiner Junge mit ­Süßigkeiten ein. „Das ist ein hartes Geschäft hier – ich bin Einzelkämpfer“, formuliert Achim Rinke, der den Laden seit zehn Jahren betreibt, ohne Umschweife. Von 5.30 bis 21 Uhr steht er für seine Kunden parat, freitagsmorgens liefert er Ware nach Hause. Lotto/Toto, Bäcker, Fahrschule – alles weg. Doch Carlos Ferreira hält seit 26 Jahren die Fahne im Friseursalon in der Heinrichstraße hoch, seit sieben Jahren ist der Portugiese sein eigener Chef.