Hagen-Kabel/Bathey. . Die Debatte rund um den möglichen Cargobeamer am Hengsteysee hat die Berichterstattung aus Bathey zuletzt dermaßen dominiert, dass man hätte glauben können, es gebe kein anderes Gesprächsthema mehr. Gibt es aber.
Man spürt, dass die jungen Menschen keine Batheyer sind. Sie wirken wie Gäste. Das sind die Mittagspäusler in gewisser Weise auch. Dauergäste. Als wir unseren Stadtteilspaziergang in Bathey beginnen, machen einige Angestellte aus den Verwaltungen von Douglas und SinnLeffers gerade Pause. Sie sitzen vor der „Kluse“, einer alten, längst geschlossenen Dorfkneipe. Wo Bathey noch das alte Bathey ist. Im historischen Dorfkern.
Die Debatte rund um den möglichen Cargobeamer am Hengsteysee hat die Berichterstattung aus Bathey zuletzt dermaßen dominiert, dass man hätte glauben können, es gebe kein anderes Gesprächsthema mehr. Man reibt sich hier stark an der Vorstellung, dass der geplante Verladebahnhof für noch mehr Verkehr in Hagens nördlichstem Zipfel sorgen könnte.
Mittlerweile viele Gewerbeflächen
Man kommt nicht drumherum das Thema anzuschneiden, es soll aber die schönen, ebenfalls erwähnenswerten Seiten dieses Stadtteils nicht bei Seite schieben. Denn Bathey hat sich zwischen den vielen Gewerbeflächen im Ort etwas sehr Eigenes bewahrt: seinen bäuerlichen und dörflichen Charakter.
Dennis Kruse ist 22 Jahre alt. Aufgewachsen in Bathey und hier verwurzelt. Wenn er durch die Batheyer Straße spaziert, ist er nur am Winken oder man ruft ihm zu: „Hallo Dennis, Grüße an den und den . . .“
„Ich mag das Leben hier. Ich bin stolz, ein Batheyer zu sein“, sagt er. Und obwohl er jung ist, obwohl er woanders studiert und obwohl die weite Welt ihn wie viele junge Menschen in Hagen lockt, bleibt er hier. „Ich kann mir auch vorstellen, später hier zu leben. Wir haben es schön und alles, was man braucht.“
Warum Firmen neben Wohnbebauung gepflanzt?
Da hat er Recht. Mit „Real“ einen riesigen Vollsortimenter, ein Schuhgeschäft, einen Aldi, einen Getränkemarkt und: eine der günstigsten Tankstellen der Stadt. Bathey, das ist ein interessanter Mix aus Wohnen und exklusivem Gewerbe. Mit Douglas und SinnLeffers sind hier zwei Hagener Aushängeschilder mit ihren Verwaltungen angesiedelt. Aber warum hat man ausgerechnet hier die großen Firmen neben die Wohnbebauung gepflanzt? Wegen der tollen Autobahnanbindung? Wegen niedriger Grundstückpreise? Warum nicht in Eilpe, Haspe oder sonst wo?
„Das kann Friedel Weber erklären“, weiß Dennis Kruse. Er weiß natürlich auch, wo Weber wohnt. Wir klingeln bei dem Batheyer Original an und dürfen ihn beim Essen stören. In den 60er Jahren, erklärt uns Weber, hatte die Stadt Hagen ganz andere Pläne mit Bathey. Von wegen Wohnbebauung. Der Ortsteil sollte quasi eine riesige Industriefläche werden. Doch Bathey wehrte sich. Allen voran Friedel Weber. Er setzte ein Normenkontrollverfahren in Gang.
Wir kürzen die Sache ab:„Am Ende haben wir uns durchgesetzt“, sagt Weber. Bathey, einst ein bäuerlicher Ortsteil, wurde nicht zum Industriegebiet. Zwar durfte Gewerbe angesiedelt werden, die Batheyer aber durften bleiben. „Das ist auch eine Erklärung dafür, warum es heute eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe gibt“, sagt Weber. Das einzige Manko: Es ist nie eine Schallschutzmauer entlang der A1 gebaut worden. Gewerbegebiete müssen nicht zwangsläufig vor dem Schall geschützt werden. Die Batheyer Bürger würden sich so einen Schutz aber dringend wünschen.
Blickpunkt Kabel
In Kabel lebt man auf der anderen Seite der Autobahn. Kabel oder Boele – es ist für viele Hagener nicht immer so ganz klar, wo da die Grenzen verlaufen. Wenn man den Kabeler Ernst Nierhaus fragt, dann kann man „leider“ deutlich sehen, wo Kabel anfängt: „Hinter dem Boeler Amtshaus, wo so langsam die Bepflanzung entlang der Schwerter Straße aufhört, wo man sich nicht mehr so gut kümmert“, sagt er.
Der Norden vieler Städte sei grundsätzlich nie so schön, wie die Quartiere in anderen Himmelsrichtungen. „Es werden Unterschiede zwischen Boele und Kabel gemacht“, sagt Nierhaus. Das Viertel, in dem der TÜV in der Steinhausstraße untergebracht ist, sei dabei viel besser als der Ruf, der ihm vorauseile. Die Menschen in der Nachbarschaft halten zusammen, es gibt ein funktionierendes Gemeindeleben. Die Nahversorgung in Kabel funktioniert. Aber trotzdem bleibe immer eine Art „Gschmäkle“.
Übrigens: Dass Boele und Kabel auch zusammen funktionieren können, zeigen die Sportvereine SV Boele-Kabel und Basketball Boele-Kabel.
In Kabel beäugt man das Cargobeamer-Projekt übrigens gleichsam kritisch wie in Bathey. Noch mehr Verkehr will man auch hier nicht ertragen müssen.