Hagen-Fleyerviertel. Unsere Serie mit Stadtteilspaziergängen geht weiter: Heute ist Fleyerviertel an der Reihe. In unserer großen Sommerserie testen wir die Lebensqualität in allen 39 Hagener Wohnquartieren.

Zielstrebigen Schrittes geht Ilse Strate voran. „Es ist ein angenehmes Wohnviertel“, stellt die 90-Jährige fest, während wir den durchaus lauten Verkehr auf der Fleyer Straße zügig hinter uns lassen. Mit jedem Meter, der hinein in eine der Seitenstraßen führt, erreicht immer weniger Fahrzeuglärm die Gehörgänge. Nur vereinzelt sind gerade Menschen und Autos in diesem Teil des Fleyerviertels unterwegs. Zeitweise ist beinahe nur ein Rauschen zu hören – das der Blätter eines Baumes in einem der zahlreichen, gepflegten Vorgärten. Dahinter säumen Wohnhäuser die Straße wie stille Zeitzeugen. „Man lebt ruhig hier“, bestätigt Ilse Strate, als wir schließlich gemächlich durch die Goebenstraße spazieren.

In ihrer direkten Nachbarschaft ist für sie in der letzten Zeit der Wandel durch einen Generationenwechsel spürbar: „Viele junge Familien haben mittlerweile hier ein Zuhause“, sagt sie und fügt hinzu. „Dass wieder Kinder in der Straße leben, ist schön.“ Ilse Strate selbst hingegen hält ihrem Stadtteil schon seit langer Zeit dauerhaft die Treue. Gute Gründe sprechen der sportlichen Dame zufolge für ihren Wunschwohnort: „Ich habe immer gesagt, dass ich gern hier wohnen möchte, weil der damalige Sportplatz und der Tennisplatz in der Nähe waren.“ Außerdem sei der Fleyer Wald schnell zu erreichen.

"Busverbindung könnte besser sein"

„Die Busverbindung könnte in den Abendstunden und am Sonntag besser sein“, findet Ilse Strate. Zumindest für die Fußgänger. Andererseits, fügt sie hinzu, haben viele Bewohner ein Auto, seien daher eigentlich mobil. Zudem sei die Stadt nah.

Was die Nahversorgung angeht, gibt es beispielsweise an der Ecke Fleyer Straße/Feithstraße einen Supermarkt. Im Wohnquartier befindet sich auch ein Geschäft mit italienischen Spezialitäten. Vormals bot der Lebensmittelladen Klostermann, den es heute nicht mehr gibt, seine Waren an. In direkter Nähe zum Ladenlokal befindet sich heute aber noch die Bäckerei Klostermann.

Hinter der Ladentheke treffen wir Karola Klostermann, deren Familie mittlerweile in dritter Generation den Betrieb an der Fleyer Straße führt: „Die Menschen sind freundlich und umgänglich“, so ihre persönliche Einschätzung. Über die Vorzüge des Stadtteils sagt die 53-Jährige: „Das Viertel ist stadtnah, aber trotzdem grün. Man hat hier eigentlich alle Möglichkeiten.“ Zudem lägen alle Schulformen direkt vor der Haustür.

Positive Erinnerungen an Bäckerei

Mit der Bäckerei verbindet auch Ilse Strate positive Erinnerungen: „Schon meine Mutter hat hier eingekauft.“ Dann studiert die 90-Jährige nochmals die Aufteilung des statistischen Bezirkes, durch den unser heutiger Stadtspaziergang führt. Dabei wandern ihre Augen konzentriert auf der Karte vom Fernuni-Gebäudekomplex bis hinunter zum Landgericht, bleiben zuletzt aber in der Gegend rund um die Scharnhorststraße hängen. „Diesen Bereich nennen wir Klosterviertel“, erklärt Ilse Strate und weist auf die gegenüberliegende Seite des Autobahnzubringers.

Im Klosterviertel befinden sich unter anderem die beiden Kirchen, wobei die katholische Kirche St. Elisabeth vielen Hagenern wohl unter dem Begriff „Klosterkirche“ bekannt ist. Von 1924 bis 1927 erbauten Franziskanern die Pfarrkirche. Nach deren Weggang 1988 dient sie auch weiterhin als Gotteshaus. In diesem Teil des Bezirkes reckt auch die evangelisch-lutherische Matthäuskirche ihren prägnanten Turm in die Höhe. „In den beiden Kirchengemeinden ist viel Leben“, bemerkt Ilse Strate.

Sehr gute Wohnqualität

„Die Wohnqualität im Quartier ist sehr gut“, das ist Ursula Karmanns Ansicht. Sie lebt im Klosterviertel, auf der anderen Seite des Autobahnzubringers, der den Bezirk quasi teilt. Mit den Einkaufsmöglichkeiten und der Anbindung hier ist die 65-Jährige ganz zufrieden. In der Nähe ihres Domizils befinden sich unter anderem ein Supermarkt oder auch eine Apotheke. Ganz besonders freut sie sich aber über eine positive Entwicklung an der Fleyer Straße. Nachdem das Gasthaus „Humpert am Höing“ eine Zeit lang geschlossen war, ist dort mit neuem Pächter wieder Leben eingekehrt. „Wir sind froh, dass es wieder betrieben wird“, sind sich Ursula Karmann und Ilse Strate einig.

Auch gegenüber der Fernuniversität hat sich etwas getan: Im Wissenspark an der Feithstraße haben etwa ein Zentrum für Implantologie und Zahnheilkunde, ein Brot-Café oder auch das neue Campus-Hotel ihren Platz gefunden.

Bewegung gibt es ebenfalls im Gerichtsviertel: Dort erwecken Investoren das denkmalgeschützte Haus der Ruhrkohle, das der Architekt Ernst Kohlhage einst für die Kohlenhandelsgesellschaft Mark entwarf, wieder zu neuem Leben. In dem expressionistischen Bau, der zuletzt einige Jahre leer gestanden hatte, soll nun ein Dienstleistungszentrum geschaffen werden.