Hagen-Altenhagen. . Menschenskinder. Ja, zugegeben, das ist ein ziemlich volksmündiger Begriff. Aber so spricht man hier an der Boeler Straße. Gerade heraus. Direkt. Vor den Kopf. Und „Menschenskinder“ ist ein toller Anfang für das Fazit unseres Stadtteilspaziergangs: Menschenskinder, was hat sich hier in den vergangenen Jahren getan.
Menschenskinder. Ja, zugegeben, das ist ein ziemlich volksmündiger Begriff. Aber so spricht man hier an der Boeler Straße. Gerade heraus. Direkt. Vor den Kopf. Und „Menschenskinder“ ist ein toller Anfang für das Fazit unseres Stadtteilspaziergangs: Menschenskinder, was hat sich hier in den vergangenen Jahren getan.
Also wenn einer weiß, wie dieser Wohnbezirk tickt, dann muss er es sein: Peter Jörges. Eines der Gesichter von Altenhagen-Nord. In dritter Generation Lebensmittelhändler und umsichtiger Immobilienbesitzer an der Boeler Straße. Denn: Durch kluge Zukäufe und gezielte Sanierungsmaßnahmen hat Jörges es geschafft, den Nahversorgungssektor im Viertel nicht nur zu stabilisieren, sondern auch hochwertig zu erweitern. Das Parade-Beispiel ist das so genannte „Augenhaus“. Unten drin der Optiker Finis. Oben drüber Augenärzte. „Das hat viel Überzeugungsarbeit gekostet. Aber ich bin heute sehr stolz, wie sich das Gebäude präsentiert“, sagt Peter Jörges.
Altenhagen-Nord als infrastrukturelle Perle
Altenhagen-Nord ist ein Kunstbegriff. Eine statistische Kategorie. Tatsächlich ist das Quartier das, was der Hagener Volksmund in seinem unteren Teil Altenhagen und im oberen Teil Loxbaum nennt. Ein Revier, das in der Vergangenheit keinen guten Ruf genoss. Zu viel Verkehr. Zu viel Kriminalität. Einfach strukturschwach.
Doch Altenhagen-Nord hat sich binnen kürzester Zeit zwar nicht zu einer baulichen, aber zu einer infrastrukturellen Perle entwickelt. Die Häuserzeilen am Loxbaum wurden seit unserem letzten Spaziergang vor sechs Jahren kräftig auf Vordermann gebracht. Das Wohnviertel ist wieder attraktiv. „Und es gibt kaum Leerstände im Handel “, sagt Jörges. Das ist auch sein Verdienst. Wo einst obdachlose Menschen von der Stadt untergebracht wurden, hat sich ein guter Leute-Mix etabliert.
Ein Viertel profiliert sich
Der Hameckepark und der Sportpark am Ischeland nehmen das Quartier in die Zange. Der Sportpark hat sich mittlerweile zu einem zugkräftigen Magneten für Hagener und Menschen aus der Region entwickelt. Westfalenbad neu. Enervie-Arena neu. Parkhaus neu.
„Wir haben hier zuletzt große Wechselbewegungen erlebt“, sagt Peter Jörges. Menschen, die 30 Jahre in ein und der selben Wohnung gelebt haben, sind gegangen oder verstorben. Das hat Löcher gerissen in den Belegungsplan der Wohnungen. An der Ginsterheide hängen vor vielen Fenstern derzeit keine Gardinen. Alles mietbar.
„Dabei haben wir hier alles. Eine perfekte Busanbindung in alle Himmelsrichtungen. Eine perfekte Nahversorgung vom Frisör bis zum Lebensmittelladen und weg von der Boeler Straße auch ruhige Wohnlagen“, so Jörges. Außer Textilien ist hier alles zu erstehen.
Ruhig ist es eher weniger an der Boeler Straße, wo der Markant-Laden von Peter Jörges sozusagen das Epizentrum des gesellschaftlichen Lebens in Altenhagen-Nord bildet.
Die Boeler Straße ist eine der Venen, die die Herzkammer unserer Stadt, das Zentrum, mit Autos versorgt. „Hier muss man immer schön aufpassen“, sagt Jörges. Als wir die Straße kreuzen, bremst ein Fahrer sogar ab. Ein seltener Moment.
Multi-kulturelles Nebeneinander
Peter Jörges erinnert sich an eine gute Zeit. Die Zeit, in der die Polen kamen. Das Ende der 60er - und Anfang der 70er-Jahre. „Fleißige Menschen, die hart gearbeitet haben und auch die Geschäftswelt in Altenhagen-Nord bereichert haben.“ Auch heute funktioniere das Nebeneinander zwischen deutschen und ausländischen Mitbürgern sehr harmonisch. So hoch wie der einstige Ruf des Viertels es vermuten lässt, ist der Anteil der gut integrierten Ausländer gar nicht. Von 4042 Einwohnern in Altenhagen-Nord hatten am Stichtag, dem 31. Dezember 2012, 15,8 Prozent keinen deutschen Pass.
Das Stichwort Nahversorgung ist natürlich eines, das Peter Jörges umtreibt. „Darauf achte ich sehr“, erklärt er uns. Ein Tätowierer gehört zwar nicht im klassischen Sinne zur Nahversorgung, aber trotzdem ist der Laden „Metamorphose“ ein bereicherndes Element an der Boeler Straße. „Da arbeiten sehr kreative Menschen“, sagt Vermieter Jörges, der Laden ist gut für unser Viertel. Gut sind hier übrigens auch einige Imbisse und Schnellrestaurants. Wir wollen keine Werbung für irgendjemanden machen, aber wir treffen bei unserem Spaziergang viele Mittagspäusler, die extra in den Norden Altenhagens fahren, um sich zu stärken.
„Also ich gehöre auch dazu“, sagt Rainer Hallasch. Er lebt im Stadtzentrum und steuert verlässlich seit 15 Jahren den Kiosk der Familie Ates an der Bushaltestelle Loxbaum an. Die Bushaltestelle, an der ständig mehr Prospekte-Müll herum liegt als in manchem Altpapiercontainer in der Stadt. „Das Viertel hat was“, sagt Hallasch. Recht hat er.