Hagen-Mitte. Hagens Hauptbahnhof stand lange als Symbol für verrottende Bahn-Infrastruktur. Doch jetzt tut sich etwas. Die Sanierungsarbeiten zeigen Wirkung und lassen das einstige Schmuddelkind viel heller und sauberer erscheinen. Das wird auch von Reisenden goutiert.
Er hat schon viel öffentliche Haue bekommen, der Hagener Hauptbahnhof. Ein dreckiger Ort sei das, eine schäbige Visitenkarte dieser Stadt. Womit er sich nahtlos einfüge in das Grau-in-Grau-Ensemble, das Besucher erwarte, wenn sie unter dem Thorn-Prikker-Fenster hinaus ins Freie treten.
Das war alles richtig. Richtig ist aber auch, dass sich gehörig etwas getan hat. Der Hauptbahnhof wandelt sich aktuell so stark wie noch nie. Außen und innen. Fahrgäste und Händler goutieren das.
Kunst trifft Supermarkt
Jenny Ramme ist ehrlich. Als sie das erste Mal einen Fuß in die Empfangshalle gesetzt hatte, da wurde ihr ein bisschen anders. Doch das hat sich geändert. Weil sich draußen vor der Eingangstür des „Rewe to go“, den Ramme leitet, viel getan hat. Der Frische-Sortimenter ist dabei ebenfalls Teil des neuen optischen Eindrucks. Bei den Bauarbeiten in dem einstigen Wartesaal der 1. Klasse, in dem später viele Jahre ein Drogeriemarkt untergebracht war und heute eben der Rewe-Markt, tauchte hinter dem Mauerwerk eine alte Uhr, einst entworfen vom niederländischen Künstler Frans Zwollo, auf. Die Uhr gilt als weiteres Relikt des Hagener Impulses. „Wir haben sie in das Konzept integriert“, sagt Jenny Ramme. Eine Sitzlounge wurde davor installiert. Die Uhr flankieren zwei Kamine. Kunst trifft hier Supermarkt.
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Die Empfangshalle des Bahnhofs wirkt deutlich aufgewertet. Der tiefbraune Pavillon in der Mitte, in dem jahrelang ein Lotto- und Tabakgeschäft beheimatet war, ist verschwunden. Ein Lotto-Laden hat dafür in der Ecke eröffnet, in der sich früher der Eingangsbereich des Metropolis-Kinos befand. Der neue Informationsschalter der Bahn ist jetzt Zentrum der Empfangshalle. Wesentlich weiter nach hinten versetzt, was das Entrée des Bahnhofs räumlich vergrößert. Dahinter: ein modern verglaster Wartebereich für Reisende.
„Sauberkeit und Helligkeit“
„Wir sind erstaunt. Hier hat sich richtig etwas getan, seit wir zuletzt hier waren“, sagt eine Dame aus einer Reisegruppe aus Finnentrop, die auf dem Weg zum Timmendorfer Strand Zwischenstopp in Hagen macht. „Beim letzten Mal war alles dunkel und dreckig.“
Der Eindruck täuscht nicht. Empfangshalle und der Tunnel zu den Gleisen, in dem zukünftig noch ein neues Lichtkonzept verwirklicht werden soll, glänzen zwar nicht, sind aber sauber. Keine Müllreste, kein Uringeruch. Kein Bahnreisender erwartet in Hagen eine Bahnhofs-Optik wie in Leipzig oder Hamburg, aber zumindest eben jene „Sauberkeit „und Helligkeit“, wie die Reisegruppe aus Finnentrop es beschreibt.
Heller ist es tatsächlich geworden. Die Decke der Empfangshalle strahlt in Weiß. Und neben der Filiale der Bäckerei Kamps, die neben einem modernen Café auch einen Imbiss integriert hat („Hermann’s“), an dem es unter anderem Pommes, Brat- und Currywurst gibt, schaffen die freigelegten historischen Korbbögen im Gemäuer einen interessanten Kontrast zwischen alt und neu, zwischen früher und heute.
Kritik an den Toiletten
Auf den Korbbögen sind Werbe-Sprüche des einstigen Bekleidungsgeschäfts Lumpe auf der Elberfelder Straße zu lesen. Mehr Helligkeit, mehr Licht und auch das große Thorn-Prikker-Glasfenster, das über der Eingangshalle thront, kommt jetzt in der denkmalgeschützten Halle, in der es nun keine Leerstände mehr gibt, viel stärker zur Geltung.
Der Blick vom Vorplatz auf das eingehüllte Bahnhofsgebäude erinnert aktuell an die Technik des Verhüllungskünstlers Christo, der auf diese Weise zum Beispiel auch den Berliner Reichstag verdeckte. Nur die Spitze des Bahnhofsturmes blickt aktuell heraus, so als hätte sich das Gebäude eine Jacke angezogen. Darunter saniert die Deutsche Bahn aktuell die Fassade. Die äußere Erscheinung wird also ebenfalls aufgefrischt.
Die Reisegruppe zum Timmendorfer Strand kritisiert einzig die Toiletten. „Die Benutzung kostet einen Euro und die Sauberkeit lässt doch zu wünschen übrig. Ansonsten: alles gut. “