Hagen-Mitte. Noch einmal 350.000 Euro investiert die Deutsche Bahn in den Hagener Hauptbahnhof. Die Außenfassade wird restauriert und in der Empfangshalle werden die historischen Korbbögen wieder freigelegt. Nach und nach mutiert die dunkle Höhle zu einem hellen Schmuckstück.
Es gab Tage, da drang kein einziger Lichtstrahl in die Halle. In die Halle, die gar keine mehr war. Weil der Putz in großen Klumpen von der Decke bröselte, hatte die Deutsche Bahn eine Holzdecke in gut drei Metern Höhe in die Bahnhofshalle eingezogen, die von Baustützen gehalten wurde. Den Namen Gruselgrotte hatte diese zweifelhafte Konstruktion der einst so stolzen Empfangshalle im neobarocken Bau eingebracht. Nach und nach mutiert die dunkle Höhle zu einem hellen Schmuckstück.
Das Licht strahlt schon seit 2006 wieder durch das berühmte Thorn-Prikker-Fenster am Kopf der Halle und durch die prächtigen Scheiben in den Rundbögen. Decke und Wände sind hell gestrichen. Und dieser Tage ist die nächste Sanierungsphase der Halle aus dem Jahr 1910 angebrochen. Die prächtigen Korbbögen, die Jahrzehnte hinter riesigen Rigipsplatten verschollen waren, werden freigelegt. Die Außenfassade wird saniert. Investitionssumme: 350.000 Euro.
Glücksgefühle bei Denkmalschützern
Ein Invest, das Hagens oberste Denkmalschützerin wahre Glücksgefühle bereitet: „Ich finde das wahnsinnig aufregend“, sagt Ina Hanemann, die betont, dass die untere Denkmalbehörde der Stadt von der Deutschen Bahn AG stets hervorragend eingebunden worden sei, „jetzt erst beginnen wir, den Baukörper zu verstehen. Er soll förmlich nach oben aufstreben.“
Ex-Oberbürgermeister schickte Brandbrief an die Bahn
Der Hauptbahnhof wird von vielen Hagenern und Reisenden seit Jahren als beschämendes Entree für die Stadt empfunden.
Nicht zuletzt das veranlasste im Herbst 2013 den damaligen Oberbürgermeister Jörg Dehm dazu, sich in einem Brandbrief an Reiner Latsch, den Konzernbeauftragten NRW der Deutschen Bahn zu wenden.
Um die Zustände zu dokumentieren, schickte Dehm 40 (!) Fotos nach Düsseldorf.
Wörtlich hieß es in dem Schreiben aus Hagen: „Weder für Ihr Unternehmen noch für die Stadt Hagen sowie die Region ist der heutige Gesamtzustand des Hauptbahnhofs Hagen als akzeptabel zu bezeichnen (...) Man muss wohl leider sagen: Der Hagener Hauptbahnhof ist der schlimmste im Ruhrgebiet.“
Die Bahn sieht den Hauptbahnhof Hagen mit rund 25.000 Reisenden pro Tag als Umsteigeknotenpunkt zwischen Nah- und Fernverkehr für das Sauerland.
Dabei treten alte Schriftzüge, die für Geschäfte in der Hagener Innenstadt werben, wieder zutage. „Wir wollen versuchen, mindestens einen zu erhalten“, sagt Hanemann. Wenngleich noch nicht genau feststeht, aus welcher Zeit sie stammen. „Aber es ist naheliegend, dass sie eher rund 60 Jahre alt sind und nicht aus der Zeit der Eröffnung stammen. Große Teile des Bahnhofs wurden ja im Zweiten Weltkrieg zerstört.“
Substanz erhalten
Ziel der Arbeiten ist es nun, möglichst weite Teile der Halle wieder in historischen Ursprungszustand zu versetzen. „Was an Substanz noch vorhanden ist, soll erhalten bleiben und sichtbar werden“, sagt Hanemann. Dazu zählt beispielsweise auch eine historische Uhr, die in den Räumen am Ende der Halle gefunden wurde, in der bald ein Mini-Supermarkt eröffnet werden soll.
Teil der denkmalgerechten Sanierung ist auch ein Werbekonzept, das eine wesentlich dezentere Optik vorsieht, als die, die derzeit die Halle dominiert. „Die Bäckerei Kamp hat ihre Außenwerbung schon auf Grundlage dieser Idee umgesetzt“, sagt Ina Hanemann. Andere Händler sollen nachziehen. „Die Halle war ursprünglich vornehm und schön. Genau so soll sie künftig wiederwirken.“
Projekte haben Vorlauf
Spätestens ab Ende des Jahre kann das so sein. Dann, so teilt die Deutsche Bahn mit, sollen die Arbeiten in der Bahnhofshalle und an der Außenfassade abgeschlossen sein. Ein langer Weg, der bereits 2006 mit der Deckensanierung seinen Anfang nahm: „Die Bahn kann nicht alle gewünschten Modernisierungsmaßnahmen immer sofort umsetzen“, erklärt Sprecherin Annika Neumann mit Blick auf den langen Sanierungszeitraum, „Projekte bedürfen immer einer Planung und haben Vorlauf. Auch die erforderlichen Mittel müssen zur Verfügung stehen.“
Wohl auch für weitere Maßnahmen, die am Hauptbahnhof geplant sind. Gespräche darüber, so teilt die Bahn mit, laufen gerade mit dem Land und dem Zweckverband des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr.