Hagen. . Er ist vor 21 Jahren als Spätaussiedler aus Russland nach Hagen-Helfe gekommen. Jetzt hat Erwin Hoffmann die Geschichte seiner Familie und die anderer Auswanderer in einem Buch beleuchtet. Der Titel: „Wanderer – Auf der Suche nach dem gelobten Land“.
Es gibt die Geschichte, von der der Unterricht in den Schulen handelt. Es geht um Schlachten, um Eroberungen, um Bündnisse, um Verträge und um Macht. Es gibt aber auch die andere Seite der Geschichte. Es ist die Geschichte derjenigen, die immer wieder ausbaden müssen, was Kaiser und Könige, was Zaren und Kanzler so aushandelten. Von dieser Geschichte handelt ein Buch, das Erwin Hoffmann aus Hagen-Helfe geschrieben hat. „Wanderer. Auf der Suche nach dem gelobten Land“ heißt es.
Ein Stück Familiengeschichte auf 260 Seiten
Es ist ein Stück Familiengeschichte, die Erwin Hoffmann auf 260 Seiten zusammengetragen hat. Die seiner eigenen Familie und die von vielen anderen Familien, die ein ganz ähnliches Schicksal erfahren und erleiden mussten. Es ist ein Buch über das einfache Leben, über Armut und immer wieder über den Verlust von einem Stück Heimat. Das Buch über eine deutsche Familie, die im 19. Jahrhundert aus dem geteilten Polen gen Osten in das ukrainische Wolhynien aufgebrochen ist und Generationen später den Weg zurück nach Deutschland fand.
Erwin Hoffmanns Werk ist ein Geschichtsbuch voller Geschichte und voller Geschichten geworden. „Es hätte wohl noch wesentlich umfangreicher sein können“, sagt er, „aber als ich fertig war, habe ich ein bisschen etwas gekürzt.“ Es sind Aufzeichnungen wie jene, die sich im Ledereinband mit der römischen Ziffer sechs befinden, die die Basis für Erwin Hoffmanns arbeiten bilden. „Es sind Aufzeichnungen meines Vaters, die er in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgeschrieben hat“, sagt Erwin Hoffmann. „Ich wusste, dass es sie gibt. Aber als ich noch jünger war, habe ich dem nie eine große Bedeutung beigemessen.“
Erwin Hoffmann war Molkerei-Direktor in Smolensk
Erst als Hoffmann, der einstmals in Smolensk eine Molkerei leitete und nach seiner Auswanderung in Hagen zuletzt für das Sozialamt gearbeitet hat, pensioniert wurde, widmete er sich den Niederschriften seines Vaters. Heraus kommt eine Zusammenfassung für die Familie.„Als ich dann von meinem Bruder ein weiteres Buch meines Vaters erhalten habe, in dem es um Details des Lebens unserer Groß- und Urgroßeltern ging, habe ich begonnen, an dem Buch zu arbeiten“, sagt Hoffmann.
Informationen zum Buch „Wanderer“
Das Buch „Wanderer – Auf der Suche nach dem gelobten Land“ von Erwin Hoffmann ist im Novum-Pro-Verlag erschienen, ISBN 978399038425-1 und kostet 23,20 Euro.
Es erzählt von der Auswanderung nach Wolhynien, von der Vertreibung der dort lebenden Deutschen, der vorübergehenden Rückkehr, vom stalinistischen Terror mit grausamen Morden, der Vertreibung der Familie nach Sibirien und der Rekrutierung des Vaters in die Arbeiterarmee und seinem Überlebenskampf in einer Kohlenmine. „Zwischen 1942 und 47 hat meine Mutter uns fünf Kinder alleine großgezogen“, sagt Erwin Hoffmann.
„Das war eine sehr schwere Zeit für viele deutschstämmige Familien. Unsere Mutter hat uns oft aus der Bibel vorgelesen. Am Ende hat sie es geschafft.“Ausgemergelt und mit einem Magengeschwür kehrt der Vater fünf Jahre später zurück. „Erst da habe ich ihn kennengelernt“, so Erwin Hoffmann, „als er fortziehen musste, war ich ja erst ein Jahr alt.“
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Erwin Hoffmann hat Glück. Er kann eine Schule besuchen, schafft sein Abitur und kann studieren. Bei der staatlichen Molkerei Smolensk findet er Ende der 70er Jahre eine Anstellung als Ingenieur, wird schließlich Direktor. Trotzdem zieht es ihn weg aus der Hagener Partnerstadt. „Mir ist es dabei nie ums Geld gegangen“, sagt er, „ich wollte, dass die Familie deutsch bleibt, dass wir unsere Wurzeln nicht verlieren.“ Nach der Privatisierung der Molkerei bringt es sein Nachfolger zu Millionen.
Neue Heimat in Hagen gefunden
Erwin Hoffmann aber findet etwas anderes. Eine Heimat für sich und seine Familie. Er ist auch ein Wanderer, auf der Suche nach dem gelobten Land. Ob er es hier gefunden hat? „Wir hatten 21 Jahre in Deutschland, die nicht immer ungetrübt waren“, schreibt Erwin Hoffmann, der Wert darauf legt, dass auch seine Enkel Russisch lernen, „aber wir sind mit unserem Leben zufrieden.“