Hagen. . Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Lebensmittel-Polonaisen“? Was ist „K-Brot“ und warum war es so unbeliebt? Diese und mehr Fragen zu den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Nahrungsmittel-Versorgung in Hagen beantwortet ein Historiker am Donnerstag im Osthaus Museum.

Im Rahmen der Vortragsreihe zur Ausstellung „Weltenbrand – Hagen 1914“ findet am Donnerstag, 26. Juni, um 18 Uhr im Vortragssaal des Osthaus Museums Hagen, Museumsplatz 3, der Vortrag „Eine Stadt im Krieg – Ernährung und Verwaltung in Hagen 1914-1918“ statt. Dazu lädt der Fachbereich Kultur der Stadt Hagen ein. Referent ist der durch zahlreiche Veröffentlichungen auch zur Hagener Geschichte ausgewiesene Historiker Prof. Dr. Gerhard E. Sollbach vom Historischen Institut der TU Dortmund.

Lebensmittel-Polonaisen

Im Mittelpunkt seines Vortrags steht die im Verlauf des Ersten Weltkriegs immer mehr zur Katastrophe gewordene Nahrungsmittel-Versorgung der Zivilbevölkerung. Dabei gibt der Referent auch Antwort auf die Fragen, was die von den Behörden gefürchteten Lebensmittel-Polonaisen waren, warum das ab dem Frühjahr 1915 in Hagen nur noch erhältliche K-Brot so unbeliebt war und ob es auch in Hagen den berüchtigten Steckrüben-Winter gegeben hat.

Obwohl der in den ersten Augusttagen ausgebrochene „Große Krieg“ schon seit längerem erwartet worden war, hatte man nämlich auch in Deutschland keinerlei Vorkehrungen für die Ernährung der Bevölkerung im Kriegsfall getroffen. Keine der beteiligten Kriegsparteien rechnete nämlich mit einer längeren Kriegsdauer.

Britische Seeblockade hatte verheerende Folgen

Im Deutschen Reich kam noch eine maßlose Überschätzung der eigenen landwirtschaftlichen Leistungskraft hinzu. Tatsächlich war das Reich aber von einer Ernährungs-Autarkie weit entfernt. Vor dem Kriegsbeginn 1914 mussten vielmehr etwa 20 Prozent der Nahrungsmittel importiert werden. Die britische Seeblockade, die ab dem 2. November 1914 die gesamte Nordsee umfasste, hatte daher verheerende Folgen für die Nahrungsmittelversorgung der deutschen Zivilbevölkerung.

Das bekamen auch die Hagener sehr schmerzhaft zu spüren. Der Kriegsausbruch traf nämlich auch die damals knapp 100.000 Einwohner zählende Industriestadt ernährungsmäßig völlig unvorbereitet. Die städtischen Behörden mussten folglich auf dem Nahrungssektor vorwiegend improvisieren und konnten letztlich aber nur den Mangel verwalten.

Historische Fotos

Für die Hagener stand daher sehr bald und dauerhaft der ganz wörtlich zu nehmende Kampf um das tägliche Brot im Mittelpunkt ihres Alltags. Wie dieser konkret aussah und wie die Menschen damals versucht haben, sich auf alle mögliche Art und Weise selbst zu helfen, wird in dem Vortrag an Hand der einschlägigen Quellen und mit eindrucksvollen Fotos aufgezeigt.