Hagen/Düsseldorf. . Als “Mentor“ sollte Stefan Bajohr in Hagen kitten, was die demokratisch gewählten Organe - der Stadtrat - nicht schaffte: Hagen aus dem Schuldenloch führen. Nun ist Bajohr Professor für Politikwissenschaft - und hat ein Buch über die Geschichte der Demokratie in der modernen Welt geschrieben.
Der Blick nach Hagen ist für Professor Stefan Bajohr kein Blick zurück im Zorn. „Überhaupt nicht“, erklärt der Sozialwissenschaftler, der von 2007 bis 2009 in Hagen als Mentor bei der Sanierung des kommunalen Haushalts helfen sollte. Es sei „eine spannende Zeit gewesen“, bei der er nicht nur Widerstände, sondern auch Zuspruch erlebt habe: „Vieles von dem, was ich vorgeschlagen habe, wurde umgesetzt. In Hagen und auch anderswo.“
Nicht nur für Studierende
Heute ist Stefan Bajohr Professor für Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Und in dieser Funktion hat er jetzt ein Buch mit dem Titel „Kleine Weltgeschichte des demokratischen Zeitalters“ geschrieben (Springer Verlag, 29,99 Euro). Das gut 500 Seiten starke Werk basiert auf einer Vorlesungsreihe. Doch der Wissenschaftler betont, dass es sich nicht nur an Studierende richtet, sondern durchaus für ein breites, interessiertes Publikum gedacht ist: „Zum Lesen sind keine geschichtswissenschaftlichen Vorkenntnisse nötig; hier kann sich jeder einen Überblick zum Thema verschaffen.“
Bajohr untersucht den Zeitraum von den großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Es geht also um die Entwicklung der Gesellschaft in der modernen Welt, basierend auf den Gedanken von Freiheit und Gleichheit.
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Selbst angesichts der jüngsten weltpolitischen Ereignisse, die auch das Demokratieverständnis und die Demokratiedefinition durchaus in ein brisantes Licht rücken, bleibt Prof. Bajohr optimistisch: „Wir in Europa haben deutlich an Freiheit gewonnen; wir leben geradezu luxuriös mit ihr. Und auch wenn man beispielsweise nach Südamerika schaut, muss man konstatieren, dass dort inzwischen die Militärdiktaturen abgelöst worden sind. Natürlich, der Weg zur Demokratie ist verschlungen, aber ich bleibe weiter zuversichtlich.“
In seinem Buch klingt diese Zuversicht dann so: „In den Köpfen von Millionen Menschen ist Wissen angesammelt, das brachliegt, weil die neoliberale Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ,nur Herrschafts-, Verwertungs-, Zerstreuungs- und Werbedienste nachfragt’. Ihr ,überschüssiges Wissen’ kann zum Impulsgeber für die Mobilisierung des gemeinsamen Interesses an persönlicher Freiheit und demokratischer Gleichheit werden.“ Oder anders ausgedrückt: „Die Weiterentwicklung der Demokratie kann nur auf demokratische Weise erfolgen. Soziale Bewegungen werden weltweit nicht von Diktaturen, sondern von Freiheitsideen inspiriert.“
Im Spiegel der Revolutionen
Bajohrs „Kleine Weltgeschichte“ spürt genau diesen Bewegungsmechanismen nach. In Amerika, Frankreich, Russland und in Asien. Im Spiegel der Revolutionen und der Weltkriege. „Die Grundprinzipien demokratischer Gemeinwesen sind zum Gemeingut der Völker geworden“, ist Prof. Bajohr zutiefst überzeugt.