Hagen. Wenn man auf die Siedlungsgeschichte unserer Stadt und auf die Steinzeitfunde aus der Blätterhöhle zurückblickt, so hat dieser Mann mit seiner Kamera nur einen winzigen Zeitabschnitt begleitet. Doch die unzähligen Fotos und Negative von Willy Lehmacher im Stadtarchiv sind schon heute ein Schatz.

Seine unzähligen Fotos dokumentieren diesen bewegten Abschnitt von den Zeiten der Weimarer Republik über den Zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau bis in die 60er und 70er Jahre auf beeindruckende Art. Die Sammlung von Willy Lehmacher lagert im Stadtarchiv. Nicht nur auf unzähligen Negativrollen, Dias und Papierabzügen. Sondern auch auf Festplatten und Servern.

Sie ist Basis für die Foto-Sommerserie unserer Zeitung. „Hagen gestern und heute“ heißt sie. Eine Serie in jener Zeitung, für die Willy Lehmacher lange Jahre lang gearbeitet hat. Mit unserem Fotoredakteur Michael Kleinrensing begibt sich sein Nach-Nachfolger Lehmachers mit der Kamera auf Spurensuche in der Stadt. Er wird Fotos genau von jenem Fleck aus fotografieren, an dem einst auch Lehmacher mit seiner Kamera stand.

Ansicht aus gleichem Blickwinkel

Das aber ist nur ein Teil der Serie, bei der uns das Historische Centrum der Stadt Hagen unterstützt. Denn auch Sie, liebe Leser, sind aufgerufen, uns Ihre alten Aufnahmen zur Verfügung zu stellen, damit unser Fotograf die aktuelle Ansicht aus gleichem Blickwinkel dokumentieren kann.

Willy Lehmacher, der 1902 in Hagen geboren wurde, besuchte das städtische Albrecht-Dürer-Gymnasium. Nach einer Lehre als Bankkaufmann und einer zusätzlichen kaufmännischen Ausbildung wurde er Vertreter bei einer Kölner Werkzeugfirma.

Stadtredaktion freut sich auf Fotos der Leser

„Hagen gestern und heute“ ist der Titel einer Fotoserie, in der wir historische Ansichten unserer Stadt heutigen gegenüberstellen wollen.

Wenn auch Sie uns für die Serie alte Fotos zur Verfügung stellen können, schicken Sie sie mit Stichwort „Hagen gestern und heute“ an hagen-aktion@westfalenpost.de oder per Post an die Stadtredaktion Hagen, Schürmannstraße 4, 58097 Hagen.

Seit seinem 16. Lebensjahr aber faszinierte ihn die Fotografie. „Seit den 1920er Jahren wurden in den Zeitungen mehr und mehr Illustrationen und Bilder zu den Artikeln gedruckt“, sagt Dr. Ralf Blank, Leiter des Stadtarchivs und der Geschichtsmuseen in Hagen, „Lehmacher wurde zu Beginn der 30er Jahre einer der ersten hauptberuflichen Pressefotografen Deutschlands.“

Dokumentarische Momentaufnahmen

Einer, der viele schöne Ereignisse im Bild festhielt, aber auch einen der schwärzesten Tage der Stadtgeschichte. Am 2. Oktober 1943, einen Tag nach dem ersten großen Luftangriff auf Hagen, streifte er mit seiner Kamera durch die in weiten Teilen zerstörte Innenstadt.

„Lehmacher war mit Genehmigung der Polizeidienststellen im Auftrag der Stadt unterwegs“, so Blank, „Allerdings hat er seine Bilder nicht im Sinne der Nationalsozialisten inszeniert. Es sind dokumentarische Momentaufnahmen, die die Zerstörung einer intakten Stadt, einer heilen Welt zeigen.“

Auch diese Fotos sind Teil der Lehmacher-Sammlung, die mehr als 500.000 Negative, Dias und Abzüge umfasst. „Hagen verfügt mit diesem Nachlass sowie weiteren Beständen auch namhafter Fotografen, die kürzlich ins Stadtarchiv gelangten, über mittlerweile rund eine Millionen Fotografien. Damit verfügen wir über eine der umfangreichsten und bedeutendsten Bildarchive in der Region und auch weit darüber hinaus.“

Heimatforscher helfen

Um diesen großartigen Schatz zu erschließen und zu dokumentieren, ist das Stadtarchiv auch auf Ehrenamtliche und Heimatforscher angewiesen. „Sie sind“, stellt Blank fest, „eine große Hilfe, um Fotografien zu datieren und zu verorten.“

Im September 2014 gibt es unter dem Titel „Fokus Stadt – Hagener Photographien“ im Stadtmuseum eine eigene Ausstellung. Sie wird Geschichte anhand von Fotos seit dem 19. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit zeigen. Mit dabei: Fotos vom Prototyp des „rasenden Bildreporters“ – Willy Lehmacher.