Hagen. . Die Kandiatur vom Erik O. Schulz auf dem Ticket von CDU, Grünen und FDP für das Amt des Hagener Oberbürgermeisters hat am Dienstag das politische Hagen aufhorchen lassen. Die SPD kündigte derweil an, ihren Kandidaten zum Wochenende präsentieren zu wollen.

Das chronische Grinsen wollte den Spitzenvertretern von CDU, Grünen und FDP angesichts ihres OB-Kandidaten-Coups kaum aus den Gesichtern weichen. Mit einer Mischung aus Stolz und Aufbruchstimmung präsentierten sie gestern nach den einstimmigen Voten aller drei Kreisvorstände offiziell Erik O. Schulz als ihren gemeinsamen Vorschlag für die Jörg-Dehm-Nachfolge.

Dabei versuchte der 48-Jährige, der nach 25 Jahren Sozialdemokratie erst am Montag sein Parteibuch zurück nach Berlin geschickt hatte, gar nicht erst, politische Vergangenheitsbewältigung zu betreiben: „Parteikritik wird nicht mein Thema sein, ich werde auch kein eigenes Wahlprogramm präsentieren. Vielmehr möchte ich versuchen, im Dialog Schnittmengen zwischen den politischen Strömungen, aber auch allen weiteren gesellschaftlichen Gruppen herauszufiltern und abseits von persönlichen Interessen sachorientierte und parteiübergreifende Lösungen anzubieten.“ Er trete nicht gegen die SPD an, sondern für Hagen, formulierte der Vater eines Sohnes und einer Tochter seinen persönlichen Anspruch.

SPD-Werte nicht aufgegeben

Seit dem Brandt-Kniefall von Warschau fühle er sich den Werten und der Haltung der deutschen Sozialdemokratie verpflichtet: „Diese habe ich nicht mit zurückgeschickt.“ Allerdings pflege er auch eine „leidenschaftliche Beziehung zu dieser Stadt“. Viele Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen sowie Freunde und Weggefährten hätten ihn – nicht zuletzt nach seinem ersten Anlauf in 2009 – angesprochen, erneut eine OB-Kandidatur ins Auge zu fassen. „Mir ging es nicht um die Sensation und ich sehe mich auch nicht dem Vorwurf ausgesetzt, karrieregeil zu sein“, verwies Schulz darauf, seinen Vertrag als Geschäftsführer der Agentur Mark – inklusive eines neuen Dienstwagens – gerade erst frisch verlängert zu haben.

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Von Martin Weiske

Sein Angebot, Bedingungen für eine SPD-OB-Kandidatur auszuloten, sei bei der Parteispitze der Genossen auf wenig Gegenliebe gestoßen. „Und wenn solch ein Engagement nicht gewollt ist, kann man sich entweder einen Schrebergarten anschaffen oder sich andernorts einzubringen“, erläuterte der Verwaltungs- und Bildungsfachmann seinen Weg in eine Jamaika-Allianz hinein, in der alle Parteien in ihrer Unterschiedlichkeit ein Stück zurücktreten, ohne ihre eigenständigen Tendenzen aufzugeben. „Ich werde nicht alle Positionen unter meinem Hut vereinen. Aber ich fühle mich belastbar genug, um Lösungen über Parteigrenzen hinweg zu finden und die großen Themen anzupacken.“

Mit Familie abgestimmt

„Natürlich war dieser Montag ein ganz besonderer Tag“, räumte Schulz auch gestern noch ein, dass die Anspannung rund um seine Kandidatur längst noch nicht verflogen sei. Doch die zahlreichen positiven Rückmeldungen – auch von prominenten Sozialdemokraten – hätten ihm gezeigt, dass diese politische Entscheidung sich lohne. „Natürlich habe ich den Schritt zuerst mit meiner Frau Kerstin diskutiert“, versicherte der am Ischeland lebende Hagener, dass auch seine Kinder die Entscheidung mittrügen. „Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass meine Frau dieses Thema nicht ganz oben auf ihrer Wunschliste hatte.“