Hagen. . Die Entscheidung der SPD-Wahlkreiskonferenz, Bürgermeisterin Brigitte Kramps bei der Kommunalwahl im Mai nicht mehr als Direktkandidatin aufzustellen, hat die Hagener aufhorchen lassen. Vor allem die scharfe Kritik ihres Gegenkandidaten Werner König empfanden viele Bürger als unangemessen.

Wir sprachen mit dem SPD-Unterbezirksvorsitzenden Timo Schisanowski über den Parteitag und den bevorstehenden Wahlkampf der Genossen:

Mit Brigitte Kramps hat die Hagener SPD nicht nur eine langjährige Gallionsfigur von der politischen Bühne genommen, sondern vor allem auch eine äußerst beliebte Bürgermeisterin. Warum war dieser drastische Schritt in Ihren Augen am Ende unvermeidlich?

Timo Schisanowski: An dieser Stelle gebietet es der Respekt, das engagierte Wirken von Brigitte Kramps als Bürgermeisterin zu würdigen. Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass sie dieses Amt gut ausgeführt hat. Leider trifft das auf ihr innerparteiliches Wirken nicht zu. Nach außen „hui“ und innen „pfui“, das kann auf Dauer nicht funktionieren.

Gegenkandidat Werner König hat in seiner Bewerbungsrede sehr deutliche Worte gefunden und Frau Kramps sogar Intrigantentum unterstellt. Inwieweit teilen Sie Inhalt und Stil dieser Kritik?

Schisanowski: Jedenfalls gilt es festzustellen, dass eine überwältigende Mehrheit diese Kritik geteilt hat. Werner König hat mit sehr deutlichen Worten ausgesprochen, was offenbar viele denken. Ein so klares Votum von 84:31 kommt nicht ohne Grund zustande.

Worauf richtet die SPD ihren Fokus jetzt beim bevorstehenden Kommunalwahlkampf?

Schisanowski: Wir kämpfen für einen echten Politikwechsel, denn alles in allem wird Hagen derzeit schlecht regiert – vor allem weit unter seinen Möglichkeiten. Wir müssen und wir werden das ändern. Dazu haben wir bereits gutes Personal gewählt und werden im Rahmen einer Vollversammlung auch einen passenden OB-Kandidaten küren. Ich bin überzeugt, einen bestens geeigneten Personalvorschlag präsentieren zu können.

Mal abgesehen von der OB-Personalie – worauf wird sich die SPD inhaltlich konzentrieren?

Schisanowski: Wir bereiten uns auf einen Wahlkampf vor, in dem wir einerseits die Unzufriedenheit vieler Bürger aufgreifen – nicht zuletzt über die gar nicht mehr enden wollenden Pleiten, Pech und Pannen im Hagener Rathaus rund um den gescheiterten OB und seine ihm bis zum bitteren Ende kritik- und profillos ergebenen CDU. Andererseits haben wir den eigenen, selbstbewussten Anspruch, den Bürgern die besseren inhaltlichen Lösungen zu präsentieren.

Woran denken Sie dabei?

Schisanowski: Unser Hagen ist mehr, und unser Hagen kann mehr. Zumindest mehr als die jetzige Rathausspitze und die CDU es derzeit zulassen. Denn Hagen ist allen politischen Skandalen und finanziellen Sparzwängen zum Trotz eine lebens- und liebenswerte Stadt. An dieser positiven Gesamtentwicklung hatten allen voran wir Sozialdemokraten maßgeblichen Anteil. Dafür standen bis heute allein sechs SPD-Oberbürgermeister, und ein weiterer sozialdemokratischer OB soll diese Erfolgsgeschichte jetzt fortschreiben.

Eine Erfolgsgeschichte ohne Finanzmittel – bedeutet dies auch die Abkehr vom konsequenten Konsolidierungskurs?

Schisanowski: Angesichts der knappen Finanzspielräume muss alles Wünschenswerte genau überdacht werden. Wir werden nur das versprechen, was die Finanzen auch zulassen. Die SPD steht auch künftig für eine solide Finanzpolitik und zur Sanierung der städtischen Finanzen. Doch dabei muss es gerecht zugehen. Die Stadt darf nicht kaputt gespart werden. Bewährte Infrastrukturen und Einrichtungen gilt es grundsätzlich zu erhalten. Hagen ist auch in Zukunft auf Strukturhilfen angewiesen.