Hagen. . Hagens SPD serviert die amtierende Bürgermeisterin ab - und das mit aller Härte. Ihr letztlich erfolgreicher Gegenkandidat Werner König findet deutlich Worte. Und auch der langjährige SPD-Aktive Claus Homm muss in Oberhagen eine Niederlage einstecken.

Kurz und schmerzvoll hat die Hagener SPD ihre amtierende Bürgermeisterin Brigitte Kramps auf das politische Abstellgleis rangiert. Bei der Wahlkreiskonferenz am Sonntagvormittag in der Stadthalle wurde die 63-Jährige – entgegen dem Vorschlag ihres Ortsvereins Remberg/Fleyerviertel – von der überwältigenden Mehrheit der Delegierten als Direktkandidatin abgesetzt. Stattdessen nimmt Gegenkandidat Werner König diesen Platz ein. Der ehemalige Unterbezirksvorsitzende und HEB-Geschäftsführer erhielt 84 Stimmen, Kramps lediglich 31. Aus Solidarität mit Kramps und Verärgerung über die Ignoranz gegenüber dem Basiswillen zog Kramps’ Ortsvereins-Kollegin Kirsten Pinkvoss prompt ihre Kandidatur für den Wahlkreis Fleyerviertel zurück und wurde durch das Juso-Mitglied Anna Knipps (23) ersetzt.

In seiner Bewerbungsrede hatte König die Bürgermeisterin zuvor als Ursache der innerparteilichen Querelen ausgemacht, die er selbst durch das Zusammenführen der Zorbas- und Würzburger-Gruppierungen vor zwei Jahren geglättet habe: „Es ist sicher nicht nur meine Beobachtung, dass bei all diesen Konflikten, Streitereien und Intrigen die Genossin Brigitte Kramps allzu oft im Hintergrund die treibende Kraft war und ist.“ Ein gemeinsames Wirken zum Wohl der Hagener SPD sei erst wieder möglich, wenn es gelinge, die Bürgermeisterin an ihrem Handeln dauerhaft zu hindern, begründete König unter dem Applaus der Delegierten seine Kampfkandidatur.

Chance zu Richtigstellung nicht eröffnet

Anwürfe, die Kramps mit Hinweis auf ihr Engagement für Alte, Kinder, Tierschutz, Hospizarbeit und kulturelle Vielfalt konterte. Ihr Handeln orientiere sich an der Sache und nicht etwa an Machtspielchen, nahm sie für sich in Anspruch. Die König-Kritik bezeichnete sie als „unfair und bösartig“. Niemand habe mit ihr das klärende Gespräch gesucht und somit sei ihr auch nie die Chance zu Richtigstellung eröffnet worden: „Wenn diese Vorwürfe stimmen würden, hätte man mir ein Parteiordnungsverfahren angedeihen müssen – das ist aber nie geschehen.“

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Von Martin Weiske

Argumente, die bei den Delegierten kaum zündeten. Damit wird König jetzt für den Wahlkreis Remberg, in dem er auch wohnt, als SPD-Spitzenkandidat antreten. Durch einen Neuzuschnitt der Fläche, der den Sozialdemokraten in die Karten spielt, durchaus mit realistischen Chancen auf das Direktmandat.

Öcal statt Homm in Oberhagen

Eine weitere Kampfabstimmung gab es um den Wahlkreis Oberhagen. Hier warf die Juso-Vorsitzende Nesrin Öcal (24) ihren Hut in den Ring und trat gegen Claus Homm an. Der 33-jährige Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg hatte den Wahlkreis zuletzt knapp an die CDU abgegeben. Daher trat die kämpferische Juristin, die gerade ihr Rechtsreferendariat beim Land NRW antritt, an, „um verlorenen politischen Boden zurückzugewinnen“. Ein Ansinnen, zu dem Homm ironisch „viel Glück“ wünschte – er unterlag mit 38:78 Stimmen.