Hagen. . Die Beamten im Hagener Polizeipräsidium auf der Hoheleye sowie in den Wachen im Stadtgebiet sollen mehr über die Türkei und ihre Kultur lernen. Und dazu wichtige Begriffe, die ihnen den Arbeitsalltag in der Großstadt mit dem höchsten Migrantenanteil Nordrhein-Westfalens erleichtern sollen. Das Land NRW unterstützt das Veranstaltungsprojekt.

Türkisch für Anfänger... Nur, dass das hier keine Fernseh-Komödie ist, sondern das wahre Leben. Im Polizeipräsidium auf der Hoheleye sowie in den Wachen im Stadtgebiet.

Hagen hat höchsten Migrantenanteil in NRW

Da sollen die Polizisten mehr über die Türkei und ihre Kultur lernen. Und dazu wichtige Begriffe, die ihnen den Arbeitsalltag in der Großstadt mit dem höchsten Migrantenanteil Nordrhein-Westfalens erleichtern sollen. Der 120-minütige Crash-Kursus in Sachen Sprache ist nur einer von sieben Blöcken der Reihe „Verstehen und verstanden werden“.

„Alles freiwillig. Keiner wird dienstverpflichtet. Wir bauen auf Einsicht und Akzeptanz“, sagt Polizeidirektor Dr. Bernd Liedtke mit Blick auf Gerüchte um verbindliche Türkischkurse, die es schon gab, als das Konzept zu der Veranstaltungsreihe noch gar nicht geschrieben war, „aber wir müssen uns weiter öffnen. Das ist meine tiefe Überzeugung.“

Eine, die auch auf seiner eigenen Geschichte fußt. Denn Liedtke, Hagens oberster Polizist in Uniform, ist sozusagen „Doktor Türkei“. Promoviert hat er zum Thema „Entwicklung, Wandlung und Perspektiven innerer Sicherheit in der Türkei“ an der Fernuni. Mehrmals war der Politikwissenschaftler auf Forschungsreise in der Türkei, hat u.a. Interviews für seine Forschung geführt. „Wenn man jemanden auf Türkisch begrüßen kann oder einen Namen richtig ausspricht – das schafft eine entspannte Situation“, sagt Liedtke.

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Zumal die Vorbehalte in einigen Bevölkerungsgruppen gegenüber den Staatsdienern groß sind. „Kurden in der Türkei würden niemals die Polizei rufen“, sagt Liedtke, „wir aber haben ein offensiveres Verständnis. Wir vermitteln: Wenn ihr Hilfe braucht, dann könnt ihr euch jederzeit an uns wenden.“

Unsicherheiten und Berührungsängste auch auch der türkischen Seite 

Unsicherheiten und Berührungsängste aber gibt es auch auf der anderen Seite. „Nehmen wir doch nur mal das Beispiel der türkischen Frau, die den Polizisten die Wohnungstür vor der Nase zuschlägt“, erklärt Liedtke, „das wird sie nicht tun, weil sie etwas zu verbergen hat, sondern um sich ein Kopftuch anzulegen, ohne dass sie sich vor Männern entblößt fühlt.“

Interkulturelles Projekt ist landesweit einmalig

Zurück geht das interkulturelle Projekt, das landesweit seinesgleichen sucht, auf einen Vorfall im Jahr 2008. Ein Türke hatte sich den Beamten in der Wachen Innenstadt widersetzt, war kollabiert und später auf der Intensivstation einer Klinik verstorben. Besonders in den türkischen Boulevard-Medien war darüber mit zum Teil heftigen Vorwürfen gegen die Hagener Polizei berichtet worden.

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„Daraus erwachsen ist das Konzept ,Hagener Muslime und ihre Polizei’“, sagt Liedtke, und verweist auf bessere Kontakte zu Moscheevereinen durch Kontaktbeamte, auf Werbekonzepte, die auf Menschen mit Migrationshintergrund ausgerichtet sind und auf das Ziel, die interkulturelle Kompetenz der Beschäftigten zu steigern. „Und genau da setzt die Veranstaltungsreihe an.“

Schulung auch für Kräfte von Feuerwehr und Ordnungsamt

Eine Reihe, die am 12. Dezember, 13.30 Uhr, im Beisein von Integrationsminister Guntram Schneider und zahlreichen geladenen Gästen, im Hagener Kunstquartier vorgestellt wird. Auch Bedienstete der Feuerwehr und des Ordnungsamtes können an der Reihe teilnehmen. „Auch sie müssen wie Polizisten ebenfalls oft schnell und sehr zielgerichtet handeln“, sagt Liedtke, „um so wichtiger ist es, in solchen Situationen zu verstehen und verstanden zu werden.“