Gevelsberg. . 50 Fans und Spieler prügelten wild aufeinander ein: Nach dem Pokalspiel SV Ararat Gevelsberg gegen Türk Spor Kulübü Hohenlimburg eskalierte die Situation — ausgelöst durch eine Kopfnuss auf dem Platz. Der Hohenlimburger Kapitän Özer Atmaca liegt nach der Prügelei noch immer im Krankenhaus.

Augenzeugen beschreiben die Szenen als unglaublich brutal. Was nach dem Pokalspiel SV Ararat Gevelsberg gegen Türk Spor Kulübü Hohenlimburg passiert, hat mit Fußball nichts zu tun. Etwa 50 Spieler und Zuschauer dreschen in einer Massenschlägerei aufeinander ein. Der Hohenlimburger Kapitän Özer Atmaca liegt weiterhin mit einer Gehirnerschütterung und Gesichtsverletzungen im Krankenhaus. Ein Zuschauer hat mit einer Eckfahne auf ihn eingedroschen.

Am Dienstag um 19 Uhr pfiff Schiedsrichter Mike Jansons die Partie an. Von vornherein war klar: Es könnte hitzig werden, wenn die Gevelsberger Kurden auf die Hohenlimburger Türken treffen.

Nicht zuletzt deshalb waren Pokal-Staffelleiter Dietmar Achtert und der für die Schiedsrichteransetzungen zuständige Dirk Liermann selbst vor Ort. „Es war ein hektisches Spiel mit brisanten Szenen, die aber alle völlig im Rahmen blieben“, sagt Achtert.

Kurz vor Schluss – es stand 3:2 für Ararat – soll es einen Kopfstoß auf dem Platz gegeben haben. Laut Polizei soll ein Spieler von Ararat Özer Atmaca eine Kopfnuss gegeben haben. Der Schiri hat es nicht gesehen. Rudelbildung. Nachdem Jansons mit Spielabbruch drohte, beruhigte sich alles wieder.

Nach dem Abpfiff ging's vor den Kabinen los

Aber nur kurz. Unmittelbar nach dem Abpfiff gab zunächst ein Wort das andere, es wurde geschubst und dann ging es mit großer Brutalität zur Sache. Die Hohenlimburger und Augenzeugen sagen, dass die Aggressionen vor der Umkleide von den Ararat-Spielern ausgegangen seien — aber SV-Vorsitzender Mehmet Sari beschreibt die Szenen ganz anders: „Der Hohenlimburger Kapitän, der unserem Spieler die Kopfnuss gegeben hat – und nicht umgekehrt – hat mich beleidigt. Ich habe gesagt, er solle in die Kabine gehen. Daraufhin hat er mich geschubst und dann ging es ab.“

Ein Augenzeuge: „Spieler beider Mannschaften schlugen aufeinander ein. Zuschauer prügelten mit. Ein korpulenter Fan von Ararat riss eine Eckfahne heraus und schlug damit immer und immer wieder auf den Kopf eines Hohenlimburger Spielers ein. Das war heftig brutal.“

Schließlich erschien die Polizei. „Wir hatten drei Beamte geschickt. Im Angesicht des prügelnden Mobs war denen natürlich auch nicht so wohl zumute“, sagt Polizeisprecher Dietmar Trust.

Spieler beider Mannschaften schlugen aufeinander ein

Doch die Polizisten beendeten den Tumult, trennten unter großer Mühe die hoch aggressiven Streithähne. Ein Rettungswagen kam, um den schwer verletzten Hohenlimburger Kapitän abzutransportieren. Dazu gesellten sich einige leicht Verletzte, die sich jedoch nicht in Behandlung begaben. „Ich selbst habe auch etwas abbekommen“, sagt Mehmet Sari.

Der Hohenlimburger Interimscoach Ferhat Kulakac, der zum ersten Mal an der Linie stand, war gestern noch geschockt. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Das hat mit Sport nichts zu tun.“ Wenigstens in der letzten Einschätzung sind er und Mehmet Sari sich einig. Denn: Beide Vereine geben völlig unterschiedliche Versionen der Massenschlägerei ab.

Auf die Polizei wartet noch einiges an Ermittlungsarbeit. „Wir ermitteln weiter“, sagt Dietmar Trust. Auch wegen der Anzeige, die Özer Atmaca erstattete. Nicht das erste Mal, dass sich der SV Ararat mit derartigen Dingen auseinandersetzen muss. „In Volmarstein war es vergangene Saison nicht anders. Ich bin zumindest glücklich, dass das nicht direkt auf dem Platz passiert ist“, sagt Ararat-Chef Sari, dessen Mannschaft in der Kreisliga A einen sehr zweifelhaften Ruf genießt.

Vereine in der Pflicht

Der Pokal-Staffelleiter des Fußballkreises Hagen, Dietmar Achtert, sieht in erster Linie die Vereine in der Pflicht, derartigen Gewalteskapaden vorzubeugen. „Wir stellen zusätzliches Aufsichtspersonal. Was abseits des Platzes passiert, liegt jedoch nicht in unserer Macht.“ Er will das Problem nicht dramatisieren, sagt aber: „Die Schiedsrichter verstehen oft gar nicht, was gerade vorgeht, wenn die Spieler in ihrer Landessprache miteinander streiten. Aber egal, ob Deutsche oder Ausländer – schwarze Schafe gibt es überall.“

Es ist allerdings auch kein Geheimnis, dass viele Schiedsrichter solchen Partien, in denen auch politische Brisanz steckt, gern aus dem Weg gehen.