Hagen. Was wäre eigentlich, wenn dieser Karnevalsprinz kein Türke wäre? Wenn er nicht aus Wuppertal käme? Wenn er Egon Müller heißen würde, aus Oberhagen käme und seit zig Jahren im Hagener Karneval aktiv wäre? Würde die Presse dann auch mit ihm im Prinzenwagen durch die Stadt gondeln? „Wahrscheinlich nicht“, sagt Erdinc Özcan-Schulz und zieht die Schiebetür mit seinem Konterfei darauf zu. Der Prinz kütt. Auf zum nächsten Termin.

Was wäre eigentlich, wenn dieser Prinz kein Türke wäre? Wenn er nicht aus Wuppertal käme? Wenn er Egon Müller heißen würde, aus Oberhagen käme und seit zig Jahren im Hagener Karneval aktiv wäre? Würde die Presse dann auch mit ihm im Prinzenwagen durch die Stadt gondeln? „Wahrscheinlich nicht“, sagt Erdinc Özcan-Schulz und zieht die Schiebetür mit seinem Konterfei darauf zu. Der Prinz kütt. Auf zum nächsten Termin.

Der Mann ist vom Fach. Er ist selbst Reporter. Er weiß, wie das läuft mit den Geschichten. Er würde sich auch an die Fersen eines türkischen Karnevalsprinzen heften. Das ist guter Lesestoff für die Menschen. Weil er so anders ist.

Doch der Prinz hat dabei etwas Entscheidendes übersehen. Die Nummer mit dem Türken aus Wuppertal ist längst kalter Kaffee auf den Karnevalsveranstaltungen dieser Stadt. Zum Finale der Narren-Zeit hat sich der 40-Jährige nämlich mit anderen Eigenschaften in die Köpfe der Menschen eingebrannt: mit Schlagfertigkeit, mit Originalität und – das werden wir in den nächsten vier Stunden erfahren – als ein wahrhaft guter Mensch.

Immer schön winken, viele Damen bützen und vorgefertigte Kalauer in die Mikrofone säuseln – von dieser Vision kann sich jeder schon mal trennen, der bislang davon geträumt hat, irgendwann mal das blau-gelbe Prinzen-Ornat durch die Stadt zu tragen. Wer so denkt, wird sich an der Aufgabe verheben.

Auf Tuchfühlung mit dem Volk im Helmut-Turck-Zentrums.
Auf Tuchfühlung mit dem Volk im Helmut-Turck-Zentrums. © WP Michael Kleinrensing

Prinz Erdinc war kein blauäugiger Visionär. Er wusste um die Tragweite des Projekts „Ich mach’ in Hagen mal den Prinz“. Und trotzdem hat ihn vor allem eine Komponente mit voller Wucht in die Sitzbank seines Prinzenwagens gedrückt: die soziale. „Ich konnte nicht annähernd erahnen, wie viele soziale Projekte ein Prinz in Hagen unterstützt.“

Zweite Station im Helmut-Turck-Zentrum in Helfe

Man mag ihm die Demut vor der Aufgabe gar nicht recht abkaufen. Denn die zweite Station unseres Prinzen-Trips führt uns ins Helmut-Turck-Zentrum nach Helfe. Und sie fördert das ans Tageslicht, was dieser Prinz am allerbesten drauf hat: Menschen berühren.

KarnevalEinzug ins Altenheim. Der Prinz ist angeschlagen, doch die Übergabe des Mikrofons wirkt wie ein Hustenbonbon mit Koffein-Note. Zack. Der Prinz geht an.

Zum Ausmarsch ist der DJ gnadenlos. Volle Pulle aufs Klischee-Pedal. „Heute fährt die 18 bis nach Istanbul“. Wenn der Prinz keine Ohren hätte, würde er jetzt im Kreis grinsen. Er mag das. Das Spiel mit dem Klischee ist untrennbar mit seiner Session verbunden.

Er könnte sich jetzt in die Tollitäten-Droschke setzen und abdampfen. Keiner wäre ihm böse. Es ist immerhin nicht jedermanns Sache, in einem Altenheim auf Menschen zuzugehen. Doch dieser Prinz bleibt. Rundgang durch den Saal. Jeder bekommt die Hand. Jeder wechselt vier, fünf Sätze mit ihm. Jeder lacht. Und aus jedem der alten Augen scheint der Satz zu leuchten: „Dem bin ich nicht egal.“

Der nächste Termin drängt längst. „Nein, wir bleiben noch. Das ist ein Highlight für diese Menschen, dass wir hier sind.“ Medienwirksame Gockelei? Darf ihm jetzt jeder gerne vorwerfen. Man täte ihm aber Unrecht. Denn dieser Kerl meint’s ernst.

Aufmarsch in der Begegnungsstätte „Oller Dreisch“ in Wehringhausen. Erdinc: „Nennt das nicht Seniorentreff. nennt es lieber Nette-Leute-Treff.“
Aufmarsch in der Begegnungsstätte „Oller Dreisch“ in Wehringhausen. Erdinc: „Nennt das nicht Seniorentreff. nennt es lieber Nette-Leute-Treff.“ © WP Michael Kleinrensing

Der Prinzenwagen rollt wieder. Der Blick durch die getönten Scheiben fällt in die Straßenschluchten Altenhagens. Des Prinzens Handy klingelt. Ehefrau Sarah ist dran. Die bewundernswerteste Frau jenseits des Pappnasen-Äquators. Oder die Bemitleidenswerteste? Kleine Kostprobe aus dem Satire-Stück „Ein Gatte spannt den Geduldsfaden seiner Frau bis zum Mond“: Tagelang wohnt Erdinc in der Pension „Zur Heide“ am Ischeland. Keine Nacht in Wuppertal. Der gemeinsame Sommerurlaub musste storniert werden, weil er bei der Prunksitzung in Haspe für den Kirmeszug 2013 zusagte. Betört von Eversbusch? Nein, stocknüchtern. Am Sonntag hat Sarah Geburtstag. Ihr berühmt gewordener Gatte rollt dann durch Boele und will sich disziplinieren, den Gratulationsanruf nicht zu vergessen. „Sie weiß, dass sie einen Wahnsinnigen geheiratet hat“, sagt er. Es muss wahre Liebe sein, sagen wir.

Finale für Prinz Erdinc

Sie lieben ihn an diesem Nachmittag, auch in der Begegnungsstätte „Oller Dreisch“ und in der Polizeiwache Prentzelstraße. „Ich will dieser Stadt verbunden bleiben“, sagt Erdinc, „ich werde hier nach meiner Session etwas machen. Sport, Kultur, Soziales. Mal sehen.“ Er wird es tun. Warum wir das so genau wissen? Fragen Sie mal seine Frau Sarah.

Ein schönes Finale, Prinz Erdinc.

Rathaussturm in Hagen

Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus.
Prinzessin Alexandra und ihr Gefolge übernahmen die Macht im Rathaus. © Mike Fiebig/WP
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