Hagen-Halden. Wolfgang Kuhlmann ist erst mit 50 Jahren selbstständiger Unternehmer geworden. Jetzt, zehn Jahre später, hat er mit seinem Betrieb und sechs Arbeitsplätzen den Sprung von Wuppertal nach Hagen gewagt. Er setzt damit einen kleinen Kontrapunkt zum Wegzug von Nordwest und bringt neue Arbeitsplätze in die Volmestadt.
Den Wegzug von Nordwest kann Wolfgang Kuhlmann nicht kompensieren, doch er ist einer der kleinen Kontrapunkte: Kurz bevor das große Handelsunternehmen die Verlagerung von rund 300 Arbeitsplätzen von Hagen nach Dortmund bekannt gab, hatte Kuhlmann sechs neue Arbeitsplätze von Wuppertal nach Hagen verlagert. Seit 1. Juni residiert er mit seiner Fachfirma für Bürobedarf und -möbel an der Werkzeugstraße in Halden.
Erst mit 50 Jahren ein Unternehmer geworden
Möglich geworden ist das alles nur, weil das Leben des 59-jährigen Garenfelders eine für ihn völlig unerwartete Wendung genommen hatte: Erst mit 50 Jahren ist er selbstständiger Unternehmer geworden. Ein Schritt, der in seiner persönlichen Lebensplanung gar nicht vorgesehen war, der die Folge einer persönlichen Krise war. Ein Schritt aber auch, den er heute als rundum glücklicher Mensch nicht bereut, sondern als Wink des Schicksals sieht.
Beruflicher Anfang bei Quittman
Bei der Firma Quittmann in der Nähe des Hagener Rathauses hatte Wolfgang Kuhlmann 1979 seinen beruflichen Weg gestartet, dort stieg er schließlich bis zum Abteilungsleiter auf. Es war ein alt-eingesessenes Traditionsunternehmen für Bürobedarf mit einst 120 Mitarbeitern – und daher dachte Kuhlmann: „Hier gehe ich bis zur Rente hin.“ Doch es kam anders. Der Quittmann-Besitzer verkaufte das Unternehmen zunächst an einen holländischen Konzern. Später gab es dann noch zwei Eigentümerwechsel zu den Branchen-Riesen Corporate Express und schließlich Staples.
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Der Name Quittmann ist inzwischen Geschichte, der Standort Hagen auch. Und als im Jahr 2002/03 die Branche ein Konjunkturtief durchlaufen musste, da wurde Personal abgebaut: Wolfgang Kuhlmann erhielt die Kündigung mit 50 Jahren. „Da war guter Rat teuer“, erinnert sich der Garenfelder. Doch er steckte damals nicht den Kopf in den Sand, schaute sich um und entdeckte, dass der Besitzer der Firma Lapp, ebenfalls ein Spezialist für Bürobedarf und Möbel, aus Altersgründen einen Nachfolger suchte.
Als Klein-Unternehmer von Wuppertal nach Hagen gezogen
Sollte er den Sprung in die Selbstständigkeit wagen? „Die Frage hat mir viele schlaflose Nächte bereitet“, erinnert sich Wolfgang Kuhlmann. „Zumal wir gerade erst ein Haus gebaut hatten.“ Am Ende machte er es: Die Banken waren überzeugt von seinem Geschäftsplan für die ersten drei Jahre. Wolfgang Kuhlmann übernahm die Firma mit zwei Mitarbeitern, inzwischen ist sie gewachsen.
Sohn Robin einer von sechs Mitarbeitern
„Moderat gewachsen“, wie der Garenfelder betont. Vor drei Jahren investierte Kuhlmann noch einmal kräftig und kaufte die Kundenkontakte von zwei weiteren Firmen auf. Sechs Mitarbeiter gibt es heute, darunter auch Sohn Robin. Das Geschäftsfeld teilt sich grob gesagt in 70 Prozent Büromöbelausstattung und 30 Prozent Bürobedarf wie Kopierpapier auf.
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Die Räumlichkeiten in Wuppertal wurden zwischenzeitlich zu klein. Warum wurde nun Hagen der neue Standort? „Der Gewerbesteuersatz war es jedenfalls nicht“, sagt Wolfgang Kuhlmann. „Der sprach eigentlich dagegen.“ Dafür sprach allerdings das gute Personal: Die meisten Mitarbeiter kommen inzwischen aus Hagen, mussten bislang nach Wuppertal pendeln – so wie der Chef auch. „Das fällt jetzt weg, nach Garenfeld ist es auch für mich ganz nah.“
Große Ausstellungsfläche für Büromöbel
Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten war allerdings in Hagen nicht so einfach. Von der Wirtschaftsförderung der Hagen-Agentur fühlt sich Kuhlmann zwar gut behandelt: „Die haben sich wirklich Mühe gegeben.“ Letztlich hat er den neuen Standort aber durch ein Immobilienportal im Internet gefunden. „Zum Glück ohne Makler“, sagt Wolfgang Kuhlmann. Jetzt hat Kuhlmann für Büromöbel auch eine große Ausstellungsfläche, ein kleines Lager. Der 59-Jährige blickt zufrieden: „Ich bin jetzt glücklicher als ich es in einem Großkonzern wie Staples hätte werden können.“