Hagen. .

Wer über 50 Jahre alt ist und keinen Job sein eigen nennt, hat es schwer. Kommt noch eine kleinere Behinderung dazu wird es umso schwieriger wieder in Brot und Lohn zu kommen. Dabei haben diese Menschen oftmals Qualitäten, die in der Wirtschaft gesucht sind. Eine Chance bekommen sie häufig genug dennoch nicht – Fachkräftemangel hin oder her. „Auf diese Menschen prasselt eine Menge ein, viele fallen in ein tiefes Loch“, sagt Michael Starke.

Der ehemalige Prokurist aus der IT-Branche ist Pate des Patenmodells Arbeit-durch-Management, das sich dieser Jobsuchenden annimmt. „Wir bieten mit unseren 13 Paten Hilfe zur Selbsthilfe an“, sagt Martin Huld. „Die Initiative muss allerdings ganz klar von den Suchenden ausgehen.“

Vertrauen aufbauen

Auch interessant

Bei den Beratungen geht es zunächst darum, Vertrauen aufzubauen. „Hilfreich ist, dass wir Paten aus verschiedenen Branchen haben“, so Starke. Das lasse in der Regel das Eis schnell schmelzen. „Natürlich bauen wir die Menschen erst auf, aber letztendlich geht es um Tipps, wie sie ihre Bewerbungsunterlagen gestalten und wie sie in Gespräche gehen sollen.“ Oftmals, so die Erfahrung der Ehrenamtler, verlieren die Partner die Geduld, wenn Absage über Absage kommt. Dann helfe man ihnen bei der Selbstreflexion.

Das Projekt ist klein, aber fein. In den drei Jahren des Bestehens gingen die 13 Ehrenamtler insgesamt 62 Patenschaften ein, von den mittlerweile 54 abgeschlossen sind. 35 Mal führten die Beratungen des Patenmodells zu Vermittlungen: 27 Mal in einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt, vier Mal in eine Ausbildung und vier Mal in die Selbstständigkeit.

Prägende Mehrheit Ü55

„Da war zum Beispiel der professionelle Tänzer Anfang 30 aus Brasilien“, erinnert sich Starke. „Der war der Liebe wegen nach Hagen gekommen und fasste in seinem Beruf kein Fuß mehr. Den habe ich in die Selbstständigkeit begleitet. Mit Businessplan und allem drum und dran.“ Der Mann betreibt nun in Dortmund eine Tanzschule. Es gab aber auch erfolgreiche Vermittlungen von Dreher, Lageristen, Ingenieuren, einer Biologin oder in soziale Jobs. „Die Altersspanne der Vermittelten ist groß, die prägende Mehrheit allerdings ist Ü55“, so Huld. „Gerade diese Gruppe fühlt sich von der Politik und Wirtschaft schlicht verarscht, leider muss ich das so hart formulieren“, so Starke, der überzeugt ist, dass die Fähigkeiten dieser Menschen gebraucht werden.

Aktuell suchen die 13 Paten Jobsuchende, die auf die Beratung des Patenmodells zurückgreifen sollen. „Das ist völlig kostenlos und vertraulich“, so Huld. „Das garantieren wir, es muss keiner Sorge haben.“