Hagen.. In den kommenden drei Jahren fehlen im Bezirk der SIHK zu Hagen in 1.500 Firmen Nachfolger an der Spitze. Die Karrierechancen für ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte sind gut. Vor allem Frauen sind als Fachkräfte auch für Führungspositionen immer begehrter, doch diese Chance wird zu selten erkannt.
Frauen sind in den Betrieben nicht nur als Fachkräfte immer begehrter, sondern auch in den Top-Positionen an der Unternehmensspitze. Jedenfalls, wenn es nach den beiden Bundesministerien für Wirtschaft und Familie geht, die die Unternehmensnachfolge durch Frauen bundesweit fördern und populärer machen wollen. Unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich“ finden morgen Nationale Aktionstage statt, an denen sich unter anderem die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) beteiligt.
Das Problem ist bekannt. Nach Schätzungen der SIHK werden in den nächsten drei Jahren im Kammerbezirk für 1500 Firmen mit rund 15 000 Arbeitsplätzen Nachfolger(innen) gesucht. Die Betriebe weisen nach den Worten von SIHK-Nachfolgeberater Gerhard Brauckmann ein Eigenkapital von 300 bis 450 Millionen Euro auf.
Betriebsübernahme durch Frauen liegt nur bei 20 Prozent
Bundesweit stehen nach einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung bis 2020 rund 123 000 Firmen zur Nachfolge an. Trotz der Karrierechancen für hoch qualifizierte Frauen liegt der Frauenanteil bei Betriebsübernahmen im Bezirk der SIHK seinen Angaben zufolge bei 20 Prozent, er ist also steigerbar, und das nicht nur aus Gründen der demografischen Entwicklung. Die Chancen würden zu selten erkannt.
„Bis jetzt kommen meist Töchter im elterlichen Betrieb zum Zuge, wenn der Sohn nicht will oder nicht geeignet ist“, erzählt Brauckmann. Dabei seien Frauen genauso gut ausgebildet wie Männer. Vielfach eigneten sie sich zusätzlich zu ihrer kaufmännischen Qualifikation auch die technischen Voraussetzungen an oder umgekehrt. Gute Kommunikationsfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse seien ohnehin meist vorhanden. Ebenso Stärken wie etwa soziale Kompetenz in der Personalführung. Das beste Alter beziffert für eine Firmenübernahme beziffert Brauckmann auf „35 bis 40 plus“.
Die Übernahme eines Metallbetriebes durch eine Frau wird die Ausnahme bleiben
Nach Ansicht von Rolf Kettler, Nachfolge-Experte bei der IHK Siegen, in deren Bezirk 3850 Unternehmen in den nächsten fünf Jahren die Nachfolge regeln müssen, ist das Problem sehr branchenspezifisch. Die Übernahme eines Metallbetriebs durch eine Frau werde die Ausnahme bleiben, im Einzelhandel und im Dienstleistungsbereich werde sie dagegen häufiger stattfinden. Kettler zufolge gibt die Selbstständigkeit Frauen einen gewissen Gestaltungsspielraum, wenn sie Beruf und Familie vereinbaren wollen.
Die SIHK bietet Interessentinnen Informationen nicht nur zur Unternehmensnachfolge an, sondern auch darüber, wie die Firmen gefunden werden können. Die Berater Bettina Michutta (02331/390-284) und Gerhard Brauckmann (02331/390-282) beantworten morgen von 9 bis 18 Uhr die Fragen.