Hagen. Erneut ist in Hagen ein Reh von einem wildernden Hund gehetzt und gerissen werden. Ein Jäger fand den zweijährigen Rehbock unweit eines Feldweges an den Erlen in Vorhalle: „Ich hätte das Tier fast überfahren, so nahe lag es am Wegrand.“ Eine klaffende Wunde oberhalb des Vorderlaufes sowie weitere Abdrücke von Fangzähnen am Bauch bewiesen eindeutig, dass das Reh von einem Hund totgebissen worden war.

Die Zahl der von wildernden Hunden gerissenen Rehe hat in diesem Jahr enorm zugenommen. In Hohenlimburger Revieren sind bislang acht Fälle bekannt geworden, weitere zwei in Vorhalle, aus den Nachbarrevieren in Herdecke und Wetter werden ähnliche Vorfälle berichtet. „Einem Reh wurden regelrecht die Hinterläufe abgerissen, einer trächtigen Ricke die Kitze aus dem Bauch gezerrt“, sagt Lars Peter Hegenberg, Chef der Kreisjägerschaft: „So kann es nicht weitergehen.“

Jäger bitten um Rücksichtnahme

Viele Jäger fordern deshalb einen Leinenzwang für Hunde in der freien Landschaft und im Wald. So weit will Hegenberg nicht gehen, er baut vorerst auf die Vernunft der Hundebesitzer: „Wir bitten um Rücksichtnahme. Insbesondere während der Setz- und Brutzeit sollten Hunde die Wege nicht verlassen, damit die Aufzucht der Jungtiere nicht gefährdet wird.“ Den oft gebrauchten Spruch „Mein Hund wildert nicht“ könne er nicht mehr hören, fährt Hegenberg fort: „Jeder Hund hat tief sitzende Urinstinkte, selbst ein Chihua­hua, auch wenn der wohl kaum in der Lage wäre, ein Reh zu hetzen. Aber ein großer Hund kann und tut das.“

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Als letztes Mittel verweisen einige Mitglieder des Kreisjagdverbandes auf das Landesjagdgesetz, das es Jägern gestattet, „wildernde Hunde und Katzen abzuschießen“. Es sei zwar traurig, wenn erst ein Hund getötet werden müsse, denn das Übel sei eigentlich nicht dem Vierbeiner, sondern dem uneinsichtigen Halter des Hundes anzulasten, so Hans de Myn, Revierinhaber in Vorhalle: „Bei Unvernunft und Uneinsichtigkeit des Besitzers sehe ich, wie auch meine übrigen Jagdkollegen, aber keine andere Möglichkeit mehr.“

Zahl der wildernden Hunde steigt ständig

Die Gretchenfrage, warum denn die Fallzahlen mit wildernden Hunden von Jahr zu Jahr steigen, kann so recht niemand beantworten. Birgit Barczak, Leiterin des Hegerings Haspe, sieht mit einer steigenden Anzahl von Haushunden ein sinkendes Verantwortungsgefühl vieler Halter einhergehen: „Vielleicht spielt auch Unwissenheit eine Rolle. Leider stoßen wir im Gespräch mit Hundebesitzern häufig auf taube Ohren.“

Lars Peter Hegenberg legt allen Hundehaltern nahe, mit ihrem Tier auf jeden Fall eine Hundeschule zu besuchen: „Die Erziehung eines Hundes muss schon im Welpenalter beginnen.“ Zudem fordert er, dass die Besitzer wildernder Hunde, so sie denn einmal erwischt werden, hart bestraft werden. Auch er findet: „Der Hund kann ja nichts dafür, der folgt seinem Trieb. Verantwortlich ist der Mensch.“