Hagen. Der Hagener Entsorgungsbetrieb hat einen Mülldetektiv engagiert, um die immer stärker um sich greifende Verschmutzung der Stadt einzudämmen. Der private Ermittler soll Abfallsünder auf frischer Tat überführen.

Man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, man kennt ihn nicht. Seinen Namen will er nicht preisgeben, erst recht nicht sein Bild in der Zeitung sehen. Und doch ist er mitten unter uns: der Mülldetektiv.

Zum dritten Mal nach 2007 und 2009 hat der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) einen privaten Ermittler damit beauftragt, Umweltfrevlern und Abfallsündern auf die Schliche zu kommen. Der im Verborgenen arbeitende Detektiv soll dazu beitragen, die chronisch verdreckte Stadt sauberer zu halten und Müllferkeln das Handwerk zu legen.

„Wir müssen etwas unternehmen“, so Detlef Liedtke, Leiter des Bereichs Straßenreinigung beim HEB. „Das Unrechtsbewusstsein der Bürger lässt immer stärker nach. Statt den Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen, wird er einfach auf den Asphalt gekippt.“

Bis zu einer Tonne Müll wird illegal entsorgt

Der Friedensplatz in Altenhagen ist so ein Dreckloch. Obwohl hier mehrere Glas-, Papier- und weitere Müllcontainer stehen, muss der HEB mindestens einmal täglich einen Wagen vorbeischicken, um das Gelände zu reinigen. Nicht nur Kartonagen und leere Flaschen werden hier Nacht für Nacht in die Böschung geworfen, sondern ganze Ladungen Haus- und Gewerbemüll. Bis zu einer Tonne illegal entsorgten Müll sammeln die HEB-Mitarbeiter pro Woche ein. Wenn Marktmeister Alexander Frye (50) mittwochs morgens den Platz betritt, ist er fassungslos: „Hier liegt jeglicher Mist, den man sich vorstellen kann.“

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Diesen Zuständen soll der Mülldetektiv ein Ende bereiten. Stundenlang sitzt er im Auto und behält den Friedensplatz und andere Standorte im Auge, fotografiert Müllsünder mit seiner leistungsstarken Kamera und notiert Uhrzeit sowie Autokennzeichen.

Nicht immer bleibt es bei einem Verwarnungsgeld

Da er keine ordnungsrechtlichen Befugnisse besitzt, spricht er die Täter nicht an, sagt aber bei etwaig folgenden Gerichtsverfahren als Zeuge gegen sie aus. Denn nicht immer bleibt es bei einem Ordnungsgeld. Wer umweltgefährdende Materialien entsorgt, muss mit einer Strafanzeige rechnen. „Müllfrevel ist kein Kavaliersdelikt“, betont HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch.

Anonymität soll Detiktiv vor aggressiven Anfeindungen schützen 

Dass der Detektiv inkognito bleiben will, liegt nicht nur daran, dass Vertreter seines Gewerbes grundsätzlich das Licht der Öffentlichkeit meiden. Es ist auch die Sorge um das eigene Wohlergehen, das ihn in die Anonymität treibt. „Viele Leute sind leider aggressiv und gewalttätig“, drückt es Jacqueline Jagusch aus. Will heißen: Der Detektiv soll vor Racheakten ertappter Delinquenten bewahrt werden.

Einsatz macht sich bezahlt

Das Honorar, das der Ermittler in den nächsten Monaten erhält, speist sich unter anderem aus den Strafgeldern der von ihm erwischten Umweltverschmutzer. Bei seinem letzten Engagement vor vier Jahren holte er gut die Hälfte seiner Bezüge wieder herein. Vor allem aber ließ, nachdem sich unter den notorischen Abfallstrolchen erst einmal herumgesprochen hatte, dass ihr Tun von einem heimlichen Beobachter mitverfolgt werden könnte, die illegale Entsorgungspraxis merklich nach.

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Diesen Effekt wollen HEB und Umweltamt auch in diesem Jahr erzielen. Der Mülldetektiv wird nicht nur den Friedensplatz und weitere besonders betroffene Containerstandorte überwachen, sondern überall in der Stadt nach Abfallvergehen fahnden. Jürgen Glaeser, Bürgermeister im Stadtbezirk Mitte, findet das richtig gut: „Wir müssen mal durchgreifen und die Leute, die unsere Stadt derart verschmutzen, an den Kanterhaken kriegen. Und dann müssen sie anständig bestraft werden – eher mit 500 statt mit 20 Euro.“