Hagen. . Dosen, Kühlschränke und Autoreifen - Rolf Risch aus Hagen ägerte sich jedes Mal maßlos über den Müll, den die Leute einfach am Waldrand abluden. Weil die Stadt sein Anliegen nicht ernst nahm, wurde er selbst aktiv: Er installierte Webcams in den Bäumen. Mit Erfolg. Jetzt bleibt der Wald sauber.

Seitdem die beiden Webcams im Baum hängen, kann Rolf Risch (50) die abendlichen Spaziergänge wieder genießen. Kein Unrat trübt den Blick auf den Waldrand, sein Hund, ein Schnauzer-Cocker-Mischling, droht sich nicht länger an Scherben und scharfen Dosenkanten zu verletzen. „Die Kameras haben ein Wunder bewirkt“, sagt Risch. „Hier entsorgt niemand mehr seinen Müll.“

Früher war das anders. Der Wendehammer am Ende der Lennestraße, einer im Grunde komfortablen, hübschen Wohngegend, hatte sich zu einem der größten Drecklöcher in Hagen entwickelt. Nicht nur Grünschnitt und Gartenabfälle warfen die Leute hier ins Gebüsch, sondern Spritzen und Konserven, Kühlschränke und Autoreifen, Möbel und Kartonagen.

Risch, der das letzte Haus vor dem Wendehammer bewohnt, beobachtete bis zum Dach mit Gewerbeabfall vollgepackte Kleinlaster, die die langgezogene Lennestraße heraufkamen und ihre schmutzige Fracht auf dem Asphalt und unter den Bäumen dreist entluden: „Am helllichten Tage.“

Müll-Halunken am Wendehammer

Er habe sich bei der Stadtverwaltung beschwert und sei abgewimmelt worden, so Risch. Er habe die Kennzeichen notiert und weitergegeben, die Ämter hätten nicht rea­giert. Rolf Risch ist Unternehmer, er besitzt einen Glasverarbeitungsbetrieb in Bathey, er ist es nicht gewohnt, Probleme auf die lange Bank zu schieben oder in Untätigkeit zu verharren. Sich abwimmeln zu lassen.

Er ergriff die Initiative. Zuerst besorgte er sich einen Anhänger und säuberte den Wendehammer mit den eigenen Händen, und als das nichts fruchtete, denn die Müllhalunken waren bald wieder da und der Wendehammer sah so wüst aus wie zuvor, hatte er die Idee mit den Kameras.

Müll abladen verboten

Seit einigen Wochen hocken sie in einem abgebrochenen Ast wie schwarz angestrichene Vogelnester, ihre Objektive sind auf den Wendehammer gerichtet, sie sind mit Bewegungsmeldern ausgestattet und liefern ihre Bilder über ein W-Lan-Netz direkt auf den Computer von Rolf Risch.

Wenn ein Umweltfrevler vorfährt, kann Risch bequem vom Büro aus das Nummernschild notieren und den Täter, mit dem Videomaterial als Beweis, anzeigen. „Aber das brauche ich gar nicht“, sagt er und scheint selbst überrascht zu sein. Denn seitdem die Webcams, für jedermann gut sichtbar, ihren Dienst in der Lennestraße versehen, herrscht Ruhe an der Müllfront.

„Achtung Videoaufzeichnung - Müll abladen verboten“ - dieser ebenso simple wie markante Hinweis, den Risch neben dem digitalen Augenpaar angebracht hat, schreckt die Abfallferkel offenbar wirksam ab. „Als sei der Wendehammer vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten“, schildert der Unternehmer die ungewohnte Sauberkeit, die dem Wohngebiet seine Beschaulichkeit zurückgegeben hat.

Rolf Risch, nach anstrengendem Arbeitstag, geht allabendlich wieder gern mit seinem Hund spazieren.