Hagen. Auf dem Gelände der Müllverbrenungsanlage fand am Donnerstag der erste Spatenstich zum Bau einer neuen Turbine statt, mit deren Hilfe Strom für den Betrieb der Anlage erzeugt werden soll.

Vor zwei Jahren wurde noch über die Zukunftsfähigkeit der Müllverbrennungsanlage (MVA) am Pfannenofen spekuliert, am Donnerstag startete der Betrieb in eine neue Ära. Oberbürgermeister Jörg Dehm setzte den ersten Spatenstich zum Bau einer Stromturbine, die die Abfallentsorgung in Hagen sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher gestalten soll. „Das ist eine wichtige Investition für das Unternehmen und damit auch für diese Stadt“, fasste er die Bedeutung des 10-Millionen-Euro-Projektes zusammen.

Zurzeit betreibt die MVA in Boelerheide drei Verbrennungslinien. Mit dem bei der Vernichtung des Mülls erzeugten, 197 Grad heißen Dampf werden das Heizwerk in Helfe, das Westfalenbad, das Ischelandstadion, die Enervie-Arena, das Theodor-Heuss-Gymnasium und die Meinolfschule sowie der Betriebshof der Hagener Umweltservice- und Investitionsgesellschaft (HUI) geheizt. Zudem bezieht die Textilfirma Berendsen für ihre Arbeitsabläufe sogenannten Prozessdampf. Diese thermische Verwertung der Müllentsorgung gilt als ökologisches Vorzeigemodell, senkt sie doch den Verbrauch von Primärenergie und den Ausstoß von Kohlendioxid.

Turbine könnte 1,5 Millionen Euro Stromkosten sparen

Obwohl die MVA auf diese Weise 70 Millionen Kilowattstunden in Form von Fernwärme abgibt (was rund 7 Millionen Litern Heizöl entspricht), bleibt noch Dampf übrig. Das ist vor allem in den Sommermonaten, wenn weniger Fernwärme zum Heizen benötigt wird, der Fall. Die geplante Turbine soll dafür sorgen, dass dieser überschüssige Dampf nicht weiter ungenutzt bleibt. Ein Sattdampf-Turbogenerator und ein luftgekühlter Kondensator sorgen für Veränderungen im Wasser-Dampf-Kreislauf, die dadurch produzierte Elektrizität wird als Betriebsstrom für die Müllverbrennungsanlage verwendet. „Die Turbine sichert also den ökonomischen und ökologischen Betrieb der MVA“, so Herbert Bleicher, Vorstandssprecher des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB), zu dem die Anlage gehört.

Nach den bisherigen Planungen, die von den Experten des heimischen Energieversorgers Mark-E bestätigt wurden, wird die Turbine eine Jahresleistung von bis zu 17.000 Kilowattstunden erzeugen können. Dadurch können 1,5 Millionen Euro an Stromkosten eingespart werden. Und das, folgerte OB Dehm, dürfte wiederum den Gebührenzahler freuen.

Und noch zwei Zahlen: Pro Jahr können mit der von der Turbine produzierten Energie 4850 Haushalte mit Strom versorgt und somit 9870 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Allerdings laufe die Anlage nur, wenn sie genug Futter erhalte, so Martin Erlmann, Aufsichtsratschef beim HEB: „Deshalb liefern Sie soviel Müll an der MVA ab, wie Sie nur können.“ Die Zukunft der MVA, daran zweifelt niemand mehr, ist gesichert.