Hagen. . Im Interview wehrt sich Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station, gegen den Vorwurf, für den Krötenschutz im Fleyer Wald würde zu viel Geld ausgegeben. Die Kosten für die Umsiedlung der Amphibien seien durchaus angemessen.

Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen, nimmt im Gespräch Stellung zum Rückbau der Buschbachteiche und den neuen Krötengewässern am Erlhagen.

Ist die Umsiedelung der Kröten nicht übertriebener Naturschutz?

Ralf Blauscheck: Keineswegs, ich halte diese Maßnahme für durchaus angemessen. Die Amphibien, neben der Erdkröte sind auch der Grasfrosch und einige Molcharten betroffen, brauchen eine neue Fortpflanzungsstätte. Es ist übrigens unfair zu behaupten, die Rettung der Kröten koste 1,1 Millionen Euro. Über 95 Prozent dieser Summe dienen der Renaturierung des Buschbaches und hätten auch ohne jeglichen Krötenschutz ausgegeben werden müssen.

Die Teiche am Erlhagen sind künstliche Gewässer. Entspricht das Ihren Vorstellungen von Naturschutz?

Blauscheck: Die Buschbachteiche waren auch künstlich angelegt als Anstau des Buschbaches. Früher sind solche Gewässer, etwa in Folge von Hochwassern oder Überschwemmungen, allein entstanden. Das ist in unserem gebändigten Naturraum nicht mehr möglich. Wenn wir wollen, dass uns solche Biotope erhalten bleiben, dann müssen wir eingreifen. Dann muss der Mensch sozusagen die Aufgabe übernehmen, die die Natur einst innehatte.

Werden die Kröten die neuen Teiche als Lebensraum akzeptieren?

Blauscheck: Wir werden im Frühling mit der Umsiedelung beginnen. Zunächst wollen wir 30 Krötenpärchen und 75 Einzeltiere umsetzen. Diese werden in kleinen Gehegen im Übergangsbereich von Land und Wasser untergebracht und täglich kontrolliert. Nach dem Ablaichen tragen wir sie wieder zu den alten Buschbachteichen zurück, da die meisten sonst dem Autoverkehr zum Opfer fallen würden. Die in den neuen Teichen aufwachsenden Larven werden dagegen auf diese Gewässer geprägt und die meisten von ihnen bei ihren späteren Wanderungen im Frühjahr an diesen Ort zurückkehren.

Warum siedeln Sie nicht alle Kröten um?

Blauscheck: In den neuen Teichen muss sich zunächst eine stimmige Mikrobiologie anreichern. 2014 werden wir in größerer Anzahl Amphibien von den Buschbachteichen nach Erlhagen umsiedeln. Das ganze Vorhaben wird systematisch erfasst, es dient nicht zuletzt der Gewinnung von Daten und Wissen über das Wanderverhalten der Amphibien an den neuangelegten Ersatzgewässern.

Aus Sicht des Naturschutzes ist also alles okay?

Blauscheck: Im Grunde ist die Umsiedelung der Amphibien eine vernünftige Maßnahme. Der Kostenrahmen ist gemäßigt, und grundsätzlich ist Tierschutz nun einmal nicht umsonst zu kriegen. Ein Problem des neuen Standorts stellt für mich lediglich die Nähe des Straßenverkehrs dar. Deshalb sollten Schutzzäune aufgestellt und unter Helfer bzw. Weidekamp­straße ein Amphibientunnel angelegt werden.