Wehringhausen..

Die vergangenen 150 Jahre haben der Ennepe auf Hagener Gebiet zugesetzt: Der Fluss ist in ein steinernes Bett gedrängt, streckenweise komplett zugebaut, Brücken und Wehre bremsen den Wasserdurchfluss.

Nun kommt ein neues Bauwerk auf das Gewässer zu: die Bahnhofshinterfahrung. Die Ausweichstraße soll von Wehringhausen bis nach Eckesey führen. Sie rückt ganz dicht an die Ennepe heran - und damit vor bis auf potenzielle Überschwemmungsflächen für den Fluss. „Dort besteht grundsätzliches Bauverbot“, sagt Christa Stiller-Ludwig vom Umweltamt. Das bedeutet: Die Ennepe muss auf rund zwei Kilometern Länge hochwasserfrei gemacht werden. „Deshalb müssen Hindernisse im Fluss beseitigt und die Überbauung zumindest teilweise weggenommen werden“, erklärt Stiller-Ludwig. „Dann entstehen ökologisch wertvolle Bereiche, vor allem auch für den Fischbestand.“

Ein konkreter Plan liegt bereits auf dem Tisch

Ein konkreter Plan, über dem die verschiedensten Ämter eine Jahr lang gebrütet haben, liegt bereits auf dem Tisch. Kurz vor der Dieckstraße in Wehringhausen geht’s los in Richtung flussabwärts, bis zur Mündung der Ennepe in die Volme.

Auf der Strecke gibt’s noch einige Wehre und zahlreiche Brücken. „Die Wehre werden geschliffen, die Brücke abgebaut oder höher gelegt und wir nehmen zubetonierte Stellen im Flussbett raus“, erklärt Stiller-Ludwig. Dadurch bekommt der Fluss ein anderes Gefälle, wird beschleunigt. „Damit verbessert sich die Sohlstruktur, das feine Geröll kann durch den Fluss wandern“, so Stiller-Ludwig. Dort, wo sich natürlicherweise Steine ablagern, können die Fische ihre Eier ablegen. Darüber hinaus werden Fischunterstände und Ruhezonen eingebaut, für die jungen Fische.

In der Ennepe tummeln sich heute schon Bachforellen, Döbel und Rotaugen. „In großen Schwärmen, aber gut versteckt, sind auch kleinere Fische wie Ellritzen, Gründlinge und Schmerlen unterwegs“, ergänzt Gewässerwart Arno Hausmann. Solche Fische seien grundsätzlich ein Anzeiger für gute Wasserqualität, „aber da sind eben die anderen Defizite in der Ennepe“, meint Hausmann.

An Weidestraße wird Ufer „aufgeklappt“

Hinter der Varta-Insel bekommt die Ennepe eine Böschung mit Bäumen, die den Fluss beschatten und verhindern, dass er zu stark aufheizt und veralgt. Auf 100 Metern nach der Dieckstraße wird ebenfalls eine Böschung angelegt. Allerdings: „Hier müssen wir eine Spundwand errichten, die ist für die Statik der Straße unabdingbar“, begründet Stiller-Ludwig die Maßnahme.

Mit „am schönsten“ werde die Ennepe zukünftig ab der Weidestraße, entwirft Stiller-Ludwig ein Panorama: Hier wird das Ufer regelrecht aufgeklappt, fließt die Ennepe nicht stur geradeaus, sondern mäandriert. „Hier könnte man einen Fischaufstieg einbauen und eine Grünanlage anlegen.“ Fußgänger und Radfahrer bekommen einen Weg zwischen Fluss und Bahnhofshinterfahrung. Wo es möglich ist, werden die Ufermauern abgerissen.

Abreißen sieht das Konzept auch für das alte Postgebäude hinterm Bahnhof vor. Dann würde der Fluss von oben belichtet. Das bleibt vielleicht Vision. „Aber insgesamt können wir mit dem Konzept viel erreichen, auch wenn es nur in Teilschritten umgesetzt wird, meint die Frau vom Umweltamt. Die Kosten belaufen sich auf vier bis fünf Millionen Euro und stecken in den Mitteln für die Straße.

Parallel zur Bahnhofshinterfahrung sollen die Umbauten an der Ennepe erfolgen, so dass die Bauphase bis 2017 dauerte.

Jetzt kommt es darauf an, ob es von der Landesregierung endgültig grünes Licht gibt für die Hinterfahrung.