Bathey.
Auenlandschaft – klingt nach Idylle. Klingt nach mäandrierenden Wasserläufen, nach herunterhängenden Trauerweiden. Klingt nach verwunschenen Stellen, in denen sich Tiere ihre Nischen suchen. Für einen etwa ein Kilometer langen Abschnitt der Ruhr im Mündungsbereich mit der Lenne, unterhalb der Hohensyburg zwischen Fluss und Wanderweg, könnte es Wirklichkeit werden. Unter einer Bedingung: Die Natur muss freien Lauf haben.
Davor steht allerdings zunächst die Bürokratie: mit dem Projekt Wasserrahmenrichtlinie. Es ist von der EU ausgerufen und soll bis 2027 für eine bessere Lebensqualität an und in den Gewässern sorgen. Neben den Planungen für Lenne, Volme und Ennepe gibt es die für die Ruhr. Die Pläne dafür erarbeitet federführend die Bezirksregierung Arnsberg in Kooperation mit der Stadt Hagen, dem BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) und der Biologischen Station.
Eindämmungen entfernen
„Die Ruhr ist stark ausgebaut“, erklärt Christa Stiller-Ludwig, Leiterin der Unteren Wasserbehörde bei der Stadt. Quasi begradigt fließt sie durch ein Bett, an einigen Abschnitten eingezwängt wie in ein Korsett. „Wir wollen sie entfesseln“, beschreibt es Stiller-Ludwig. Im Naturschutzgebiet Ruhraue gab es früher Ruhrarme. „Die wurden bei Hochwasser durchflossen und fielen anschließend komplett trocken“, erklärt Stiller-Ludwig. „Es gibt Tiere, die genau das brauchen“ – und sich hoffentlich wieder ansiedeln werden.
Von Anhöhen seien die alten Ruhrarme noch erkennbar, heute aber von Grün bewachsen. Um eine aktive Auenlandschaft zu erzeugen, müsste man Eindämmungen entfernen, die Uferlinie absenken – also Hindernisse beseitigen, die den Fluss daran hindern, überzulaufen. Zu vorhandenen Flutmulden könnten Zuflüsse gelegt werden. Christa Stiller-Ludwig vergleicht es mit „Bordsteinabsenkungen“. Das Wasser wird sich seinen Weg suchen, den Rest richtet die Natur. „Sie gestaltet die Wirklichkeit.“
"Ein Mosaik abwechslungsreicher Flächen"
Außerdem soll sie Tiere anlocken. „Die Kreuzkröte gab’s früher mal in den Syburgauen“, sagt Ralf Blauscheck von der Biologischen Station. Es ist eine Art, die Sedimentflächen benötigt. „Als die Ruhr eingebettet wurde, haben sich die Kröten in den nahe gelegenen Steinbruch zurückgezogen. Vielleicht kommen sie wieder vom Berg runter.“ Außerdem gibt es eine Menge Rastvögel, die Flachwasser benötigen.“ An der Lippe seien Uferbereiche zurückgebaut worden, erzählt Blauscheck. Bereits nach zwei Jahren seien dort wieder Fischarten aufgetaucht, die längst vertrieben glaubten. Lehrbuchmäßig sei an der Lippe „ein Mosaik abwechslungsreicher Flächen“ entstanden. „Manche Vögel brauchen kleinteilige Flächen“, ergänzt Blauscheck – und keine homogenen Grünflächen.
Das Gelände in Bathey bietet beste Voraussetzungen für die Renaturierung: Eine Bebauung ist ohnehin nicht zulässig, die Eigentumsverhältnisse sind weitgehend günstig für die öffentliche Hand.