Boele. . Toll kostümiert und mit kreativem Esprit starteten die Karnevalisten des Hagener Nordens in die Tage des Straßenkarnevals. 35.000 Narren bewunderten den Boeler Rosensonntagszug. Bei strahlendem Sonnenschein waren die Jecken in bester Stimmung.

Eines der letzten Mysterien dieser Zeit ist gelüftet: Petrus muss ein Boeler sein. Wenn es eines ultimativen Beweises noch bedurft hätte, dann lieferte ihn der sonnendurchflutete Himmel beim Rosensonntagszug, der sogar die Temperaturen rund um den Gefrierpunkt vergessen ließ.

35.000 Menschen säumten angesichts des Prachtwetters die Straßen im Hagener Norden, als sich die Karnevalisten mit viel Esprit, reichlich Fantasie, kokettem Charme und vor allem bester Laune um 14.30 Uhr auf den Weg machten, um dem Publikum einen Moment des Lächelns auf die Gesichter zu zaubern.

Viele lokalpolitische Themen im Zug

Dabei waren es auffällig viele lokalpolitische Themen, die das jecke Volk in diesem Jahr inspirierten und witzige Persiflagen entstehen ließen. Allen voran natürlich die Loßrock-Fußgruppe „De(h)m sein Name ist Hase – Ich weiß von nichts“, in deren Mittelpunkt eine wandelnde Schmidt/Dehm-Buxe mit Taschen voller Geld stand. Aber auch die Dienstwagen-Thematik, das HGW-Partywesen oder der Blitzer-Irrsinn als Mittel der Haushaltssanierung – kaum eine Posse des vergangenen Jahres wurde ausgeklammert.

Die Heidefreunde ließen gleich einen symbolischen Wurm sich durchs Rathaus fressen und erkoren als Kontrast zu den 70.000-Euro-Limousinen-Gelüsten einiger Kommunalbediensteter das Bobbycar zum Dienstwagen des kleinen Mannes in Hagen. Unter dem Motto „Wir sind keine Versuchskaninchen“ setzten die in Klassenstärke mitmarschierenden Hagener Realschulen mit Blick auf die Sekundarschulproblematik sogar einen bildungspolitischen Akzent.

Prachtvoller Prunkwagen der Heidefreunde

Besonders prachtvoll ein Prunkwagen unter der Flagge der Heidefreunde: Ein formvollendeter asiatischer Traum im Stil einer chinesischen Dschunke – dort begann am 10. Februar 2013 nämlich das Jahr der Schlange.

Perfekte Narren-Symbolik zuvor auf der Zeremonientreppe des Boeler Amtshauses: Während Tollitäten und Großkopferte zur Schlüsselübergabe und Verlesung der närrischen Gesetze im Schatten bibbern mussten, ließ sich die herbeiströmende Schar der Karnevalisten auf der Sonnenseite der Straße das vermummte Haupt wärmen.

Oberbürgermeister Dehm bei jecker Machtübernahme verspätet 

Lange vermisst wurde übrigens Oberbürgermeister Jörg Dehm, der sonst immer pünktlich und verkleidet der jecken Machtübernahme beiwohnt. Im Amtshaus wurde bereits spekuliert, ob er im Sträflingskostüm mit Eisenkugel am Fuß sich im Geflecht der Beratervertragsfallstricke verheddert habe. Andere wollten erfahren haben, dass er beim Backen kleiner Brötchen in der Konditorei nebenan gesichtet worden sei.

Doch des Rätsels Lösung fiel am Ende weitaus profaner aus: Der letztlich unkostümiert und reichliche verspätet herbeigehetzte Verwaltungschef hatte beim Schlüpfen in seine Ski-Unterwäsche und der anschließenden Parkplatzsuche ohne städtischen Chauffeur einfach die Zeit aus den Augen verloren.

Weitaus origineller fiel die Verkleidungskreativität der übrigen Zug-Besucher aus. Vom „Desert-Storm“-Landser bis zum bekennenden Debil-Deppen reichte das fantastische Spektrum. Besonders beliebt angesichts der Temperaturen natürlich jegliches fellige Getier einschließlich Neandertaler und Wikinger. Ebenso wallende Gewänder mit reichlich Stoffschichten darunter – dazu Afro-Look-Perücke im radikalen Color-Kontrast zu den rotgefrorenen Nasen. Aber es wurden auch immer wieder tapfere Damen und Herren in Netzstrümpfen gesichtet – Respekt!

Prinz Erdnic kann seiner Liebsten nicht gratulieren

Während das Oberloßrockpaar seinen großen Tag bereits im Zug genießen konnte, beschränkte sich das Hagener Prinzenpaar aufs Einschunkeln auf der Amtstreppe. Dabei gehörten Prinz Erdincs Gedanken immer wieder seiner Gemahlin Sarah, die ganz ohne ihren Liebsten ihren 35. Geburtstag feiern musste.

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Gerne hätte er sie zumindest angerufen – doch der Hagener Narren-Regent hatte ausgerechnet am Karnevalssonntag sein Handy mit der eingespeicherten Nummer verbummelt. Aber, liebe Sarah, hier sein Attest: Zwischen „Baile hölt Pohl“ und „Hagau lo gohn“ hat er ganz viel an Dich gedacht – die Hagener Narren können’s alle bezeugen.