Hagen. . Der Winter ist da, und er sorgt wieder einmal für Aufregung in der Stadt. Denn an 15 Schulen wurde an den vergangenen Tagen der Schnee nicht beiseite geräumt, weil die beauftragte Firma ihrer Aufgabe nicht nachkam. Schüler und Lehrer stürzten auf dem Weg zur Schule.
Der heftige Schneefall hat zu chaotischen Verhältnissen an zahlreichen Hagener Schulen geführt. Grund: Zugänge, Treppen und Bürgersteige waren gar nicht oder unzureichend geräumt, Kinder, Lehrer und Eltern stürzten auf dem Weg zur Schule. An der Realschule Boelerheide fiel eine Lehrerin so unglücklich hin, dass sie dienstunfähig geschrieben wurde.
Im Schulamt standen am Mittwoch die Telefone nicht mehr still. Fast alle Mitarbeiter waren damit beschäftigt, aufgeregte Schulleiter und erboste Eltern zu beruhigen, die ihrem Unmut über die nicht geräumten Wege Luft machten. „Das beauftragte Unternehmen hat die Lage nicht im Griff“, sagte Schulamtsleiter Jochen Becker.
An der Grundschule Boloh stürzten zwei Schüler und eine Reinigungsfrau, Rektorin Hannelore Michaelis diskutierte die Risikopunkte gestern mit ihrem Kollegium. „Mir ist klar, dass man den Schulhof nicht ganz räumen kann. Aber der Weg von der Bushaltestelle bis zur Schule und die Rettungswege müssten geräumt und gestreut sein“, forderte die Schulleiterin.
Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück in der Kritik
Die Grundschule Boloh ist eine von 35 Hagener Schulen, Turnhallen und Kindergärten, an denen der Winterdienst nicht mehr vom Hausmeister, sondern von einer Firma aus dem 80 Kilometer entfernten Rheda-Wiedenbrück erledigt wird. „An 15 Standorten hat das Unternehmen gar nicht oder äußerst mangelhaft geräumt“, bestätigte Volker Bald, stellvertretender Leiter der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH), der den Geschäftsführer der Firma zum Rapport einbestellte. „Das Unternehmen ist offenbar mit der Situation überfordert. Mal ein bisschen streuen und fertig – das geht bei dieser Wetterlage nicht.“ Die nicht geleistete Arbeit werde man von der vereinbarten Lohnsumme abziehen, zudem würden Schadensersatzforderungen geprüft.
Mit einem alteingesessenen Hagener Unternehmen hätte die Zusammenarbeit zweifellos reibungslos funktioniert, gab sich Bald überzeugt. Doch die GWH sei gesetzlich gehalten – die Vergabeordnung für Leistungen schreibe das vor – den Winterdienst deutschlandweit auszuschreiben. Und die Ortsansässigkeit sei, im Gegensatz zum Preis, kein zulässiges Kriterium bei der Vergabe. Hätte ein Unternehmen aus Oberammergau das günstigste Angebot abgegeben, wäre die GWH sogar gehalten, diesem den Auftrag zu erteilen.
Mitarbeiter des WBH sollen beim Schneeräumen helfen
Dass ein Fremdunternehmen den Räumdienst erledigt, liegt daran, dass im Zuge der Personalreduzierung 17 Hausmeisterstellen abgebaut wurden. An allen Schulen, an denen noch Hausmeister sind, die diese Arbeit erledigen, war der Schnee denn auch vorbildlich beiseite geschoben. Um die Lage zu entspannen, sollen am Donnerstag die Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) beim Schneeräumen helfen.