Hagen-Haspe. Hier und da steht noch eine Dose im Weg, ein Kunstwerk ist aus dem Rahmen gefallen und die letzte Glühbirne muss noch eingeschraubt werden – aber Freitagabend um 20 Uhr wird alles tipptopp sein. Dann laden die Künstler der Kooperative K aus Haspe zu ihrer traditionellen Jahresausstellung in die ehemalige Fabriketage am Hinterhof an der Karlstraße 26 ein:
Dann laden die Künstler der Kooperative K aus Haspe zu ihrer traditionellen Jahresausstellung in die ehemalige Fabriketage am Hinterhof an der Karlstraße 26 ein: Heike Demleitner, Elvyra Gessner, Gaby Kneer-Steger und Dietmar Schneider von der Künstlergemeinschaft haben sich noch Unterstützung von Leon Duniec, Christine Laprell und Cornelia Regelsberger als Gastkünstler geholt.
Wer im Uhrzeigersinn durch den Raum wandert, wird umfangen von einem blechernen Geräuschteppich. Von einem Holzgestell unter der Decke hängen leere Konservendosen - fast leere. In einigen von ihnen sitzen Minilautsprecher. Man kann sich innerhalb der Installation bewegen und „steht wie auf einer Insel, eingekesselt vom Rest der Welt“, erklärt Künstler Dietmar Schneider .
Einheitssuppe aus Konservendosen
Seine Welt schwimmt in einer Einheitssuppe – die aus den Konservendosen. Schneider will Gesellschaftskritik üben: Es gibt keine Individuen mehr, alle sind gleich. Die Differenzierung nimmt der Künstler vor und zeichnet Menschenbilder auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Papier und Folie.
Ganz leicht nehmen sich daneben die Arbeiten von Christine Laprell aus. „Traumflausen“ sind ihre transparent wirkenden Collagen. Ihre Zusammensetzung ergibt sich aus Fundstücken aus Laprells unmittelbarem Umfeld.
Seifenstücke auf Wasserhähne montiert
Um die Ecke herum steigt einem der Geruch von Seifen in die Nase. Es sind Werke von Heike Demleitner. Seifenstücke auf Wasserhähne montiert, in die Seifen hat Demleitner Portraits von internationalen Politikern geritzt. Ihr Thema ist Waschungen. Ob politische Reinwaschungen oder religiöse Riten: Aus 59 Seifen hat Demleitner einen Rosenkranz geflochten.
Mutig geht Leon Duniec mit einer Krankheitsphase aus diesem Sommer um, als er während eines Stipendienaufenthaltes in der Türkei am Darm erkrankte. Auf Stomabeutel hat der Niederländer Markennamen verschiedener Unternehmen gedruckt. „Ich möchte eine tabuisiertes Thema zugänglich machen“, sagt Duniec. Die Firmennamen stehen dafür, was der Mensch seinem Körper so alles zumutet – durch Pharmaka, Schnellimbissnahrung oder Radioaktivität.
Zeichnungen in Acryl und Tusche sind ein Spiel mit Farben und Formen
Zwei Seiten eines Bildes füllt Elvyra Gessner mit überwiegend abstrakten Portraits: Arbeiten auf Papier, Zeichnungen in Acryl und Tusche. Es sind 20 Werke – ein Spiel mit Farben und Formen. „Auch ohne Augen haben die Gesichter Ausdruck, Weite und Tiefe“, beschreibt sie.
Moorlandschaften in Öl hat Gaby Kneer-Steger nachempfunden: Herbstliche Farben fließen aufeinander zu – warmen Braun-Orange-Tönen hat Kneer-Steger kontrastreich grauen Flächen entgegengesetzt.
Menschen in verschiedenen Lebensumständen, Studien meist weiblicher Körper zeigt Cornelia Regelsberger, die mit der Ausstellung ihren Abschied aus Hagen verbindet. Sie wird ihr Atelier in Hagen aufgeben und sich an ihrem Wohnort in Dortmund eine künstlerische Nische einrichten.