Hagen. Für Guido Rockel und 25 Menschen mit Behinderung ist das Wohnheim St. Benedikt ein Zuhause. Die Caritas Hagen hat fünf Millionen Euro investiert.

Ob ihm sein Zimmer denn gefällt? Guido Rockel nickt überschwänglich mit dem Kopf. „Ja“, sagt er laut und lacht. Dann nimmt er eines der Puzzleteile, die vor ihm aufgeteilt in vier kleinen Kästen auf dem Tisch liegen, und sucht nach der Stelle, an der es passen könnte.

Der Tisch, an dem Guido Rockel sitzt, steht direkt vor dem Fenster. Damit er sieht, was auf der Straße vor dem Wohnheim St. Benedikt der Caritas in Hagen so alles passiert. Das ist eine Art für ihn, am Leben teilzunehmen, mitzubekommen, was sich vor seiner Tür, was sich in der Stadt tut.

Caritas investiert fünf Millionen Euro

Das Zimmer, die Möbel, die er selbst mit aussuchen durfte, das Gebäude, in dem er lebt - all das ist neu. Fünf Millionen Euro sind in den letzten Jahren in die Einrichtung an der Lützowstraße geflossen. In eine Einrichtung, die für Guido Rockel und seine 25 Nachbarn - allesamt Menschen mit geistigen, teilweise auch körperlichen Behinderungen - zu einem Zuhause geworden ist.

Vor dem Neubau in Hagen (von links): Baudezernent Henning Keune, Anja Hegel-Söhnchen, Abteilungsleiterin Wohnen, sowie Caritas-Vorstand Rolf Niewöhner.
Vor dem Neubau in Hagen (von links): Baudezernent Henning Keune, Anja Hegel-Söhnchen, Abteilungsleiterin Wohnen, sowie Caritas-Vorstand Rolf Niewöhner. © WP | Jens Stubbe

Das Haus St. Benedikt - benannt nach dem italienischen Ordenspriester Benedikt Menni, der als Experte der Behindertenhilfe galt und den die Bewohner selbst zum Namenspatron erkoren - ist das letzte Objekt, das im Rahmen einer großen Rochade bei der Caritas fertiggestellt wurde. 2017 begann das große Umziehen für 64 Menschen mit Behinderung, die bis dahin im Haus St. Bonifatius ganz im Hagener Westen an der Stadtgrenze zu Gevelsberg gelebt hatten. Sie zogen ins ehemalige Seniorenheim St. Clara, ein Teil von ihnen dann wieder zurück, ein anderer ins neue Haus Liborius auf Emst und letztlich dann in jenes Gebäude an der Lützowstraße, das in weiten Teilen neu entstand, in kleinen Teilen saniert wurde.

Einzelzimmer mit WLAN

„Hier gibt es für jeden Bewohner Einzelzimmer mit bodentiefen Fenstern“, sagt Markus von Franzki, einer von 31 Mitarbeitern und Leiter der Einrichtung. „Die Räume haben einen Fernsehanschluss, haben WLAN. Ziel ist es immer, unseren Bewohnern eine Teilhabe zu ermöglichen. Einige unsere Bewohner entwickeln sich hier so gut, dass sie irgendwann - so sie das denn möchten - in eine eigene Wohnung ziehen können.“

Mehr aus Hagen

Hinter dem Haus St. Benedikt in Hagen befinden sich eine große Terrasse mit Blick ins Grüne.
Hinter dem Haus St. Benedikt in Hagen befinden sich eine große Terrasse mit Blick ins Grüne. © WP | Jens Stubbe

Dass die Voraussetzungen im neuen Haus nun optimal sind, unterstreicht auch Caritas-Vorstand Rolf Niewöhner: „Das Ende der Arbeiten hier ist für uns der Schlusspunkt einer sehr intensiven Bauphase, eines rollierenden Verfahrens. Alle können sich jetzt darüber freuen, ein endgültiges Zuhause gefunden zu haben.“

Lob für die Stadt Hagen

Niewöhner hob ausdrücklich die gute Kooperation mit der Stadt Hagen hervor, die vor allem für die Akquise der Förderung wichtig gewesen sei. „Das war wirklich beeindruckend. Ohne die Abteilung Wohnen hätten wir das Projekt nicht realisieren können“, sagt der Caritas-Vorstand, der gleichzeitig erklärt, in welch schwieriger wirtschaftlicher Situation sich Träger wie die Caritas gerade befinden. „Wir waren vor drei Jahren an einem Punkt angekommen, als noch einmal die Fördertöpfe umstrukturiert wurden: Da haben wir gesagt: entweder jetzt oder nie.“

Fühlt sich wohl: Stefan Bohl ist einer von 26 Menschen mit Behinderung, die in den Neubau an der Lützowstraße in Hagen eingezogen sind.
Fühlt sich wohl: Stefan Bohl ist einer von 26 Menschen mit Behinderung, die in den Neubau an der Lützowstraße in Hagen eingezogen sind. © WP | Jens Stubbe

So konnte neben dem eigentlichen Wohnheim ein bereits bestehendes Gebäude saniert werden, in dem die Caritas Wohnungen ohne Zweckbindung anbietet. „Hier können Menschen mit Behinderung einziehen, das ist aber keine Voraussetzung“, so Niewöhner.

Menschen mit Behinderung leben mittendrin

Egal ob Wohnheim oder Wohnungen - für die Bewohner selbst, die übrigens das Haus verlassen dürfen, wann immer sie möchten, sei die Einrichtung nahe an der Innenstadt wichtig im Sinne des Aspekts der Teilhabe. Es gäbe einen Supermarkt in der Nähe. Und die Anbindung an die Kirchengemeinde im Quartier sei gelungen. „Unsere Bewohner genießen es, mittendrin zu sein“, sagt von Franzki auch mit dem Blick auf große Gemeinschafts-Balkone, die nicht etwa nach hinten hinaus ins Grüne, sondern ebenso zur Straße hin ausgerichtet sind.

Hin zu jener Straße, auf die Guido Rockel blickt, wenn er sich seinem geliebten Puzzle widmet.