Hohenlimburg. Wegen seiner Herkunft ist der russische Abfangjäger in Hohenlimburg seit Beginn des Ukraine-Kriegs verhüllt. Jetzt gibt es neue Pläne:

Der russische Kampfjet an der Lenne-Arena wird seit zwei Jahren von einer Plane verhüllt, künftig soll er gar nicht mehr auf dem Parkplatz zu sehen sein. Denn der Flieger wird abgebaut. Er werde auf kurz oder lang seinen Standort wechseln, erklärt die Berlet Hausverwaltung als Eigentümer des Jets nun auf Anfrage. „Wohin ist jedoch noch nicht klar, wir sind diesbezüglich noch in Gesprächen.“

Russischer Abfangjäger

Der Düsenflieger gehörte viele Jahre zu den bekannten Hinguckern in Hohenlimburg, werbewirksam vom Elektronikmarkt Berlet in Szene gesetzt. Vor 25 Jahren hatte Erich Berlet den Jet – einen russischen Abfangjäger vom Typ MiG-21 – von einem Geschäftsfreund geschenkt bekommen. Der Militärflieger stammte aus den Beständen der Volksarmee der Deutschen Demokratische Republik (DDR), die nach der Wiedervereinigung 1990 aufgelöst wurde.

Als Werbefläche genutzt

Berlet hatte den Flieger ohne Triebwerk und Waffen bekommen. Die militärischen Wurzeln wurden für sein neues Leben in Hohenlimburg gekappt: Die Tarnfarben Grün und Beige hat der Elektronikhändler mit Silber überpinseln lassen, um aus dem Militärflieger einen „Schnäppchenjäger“ zu machen. Der Flieger war als Werbefläche begehrt und wurde in seiner Zeit in Hohenlimburg mehrfach neu lackiert.

Die Volksbank Hohenlimburg hat den Kampfjet als Werbung für ihre V8-Filiale genutzt - bis der Krieg in der Ukraine ausbrach. Seither ist der Flieger verhüllt.
Die Volksbank Hohenlimburg hat den Kampfjet als Werbung für ihre V8-Filiale genutzt - bis der Krieg in der Ukraine ausbrach. Seither ist der Flieger verhüllt. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Zuletzt hat eine Werbeagentur den Flieger vor sieben Jahren im Auftrag der Volksbank Hohenlimburg neu angepinselt, die auf den Flügeln für ihre damals neu eröffnete „V8“-Filiale in Elsey warb. „Den V8-Schriftzug konnte man bei Google Earth aus dem Weltraum sehen“, erinnert sich Klaus-Martin Kesper, Vorstand Volksbank Hohenlimburg, gerne an diesen Werbegag zurück.

Doch mit dem russichen Angriffskrieg vor zwei Jahren änderte sich der Blick auf den Flieger und die militärischen Wurzeln standen plötzlich wieder im Fokus. Um ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen und Missverständnisse zu vermeiden, wurde der Flieger - 16 Meter lang, Spannweite 7,2 Meter - mit einer grünen Plane verhüllt. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass auf Kriegsgerät Werbung gemacht wird.

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Kein Werbeträger mehr

Nun der Abbau. Ein Kampfjet sei in der heutigen Zeit kein geeigneter Werbeträger mehr für die Volksbank, so der Vorstand des hiesigen Bankhauses, das im Vorjahr das beste Geschäftsjahr seit Gründung der Bank vor 99 Jahren verzeichnet hatte. Statt des Fliegers denke man darüber nach, künftig eine digitale Werbetafel an anderer Stelle aufzustellen.

Dass künftig kein verhüllter Kampfflieger mehr vor seiner Tür steht, nimmt Harry Sonnenberg nüchtern zur Kenntnis. Er ist Pächter der Lenne-Arena, wo sich regelmäßig Beachvolleyball und Hallenfußballer tummeln, und kommt quasi täglich an dem Flieger vorbei. „Im Grunde hat der Flieger keinen Effekt auf den Betrieb, weder positiv noch negativ“, sagt Sonnenberg, „und mit der Plane verhüllt sieht der auch nicht so schön aus.“ Entsprechend sei er fast froh, dass der Düsenflieger den Parkplatz vor seiner Halle verlässt - auch um mehr Platz für Autos zu schaffen, die dort parken können.

Flugzeugtyp ausgemustert

Tatsächlich fällt die Nachricht über die Abbau-Pläne des Jagdfliegers in Elsey in eine Zeit, in der dieser Flugzeugtyp wieder in den Schlagzeilen ist: Denn diesen Monat stellte Kroatien als letzter verbliebener Betreiber in Europa seine MiG-21-Kampfflugzeuge außer Dienst.

Volksflieger aus Kaltem Krieg

Der russische Flugzeugtyp wurde vor 68 Jahren entwickelt, als Russland noch die Sowjetunion war und sich mit den Vereinigten Staaten im Kalten Krieg befand. Die MiG-21 gilt seither als eines der meistgebauten Kampfflugzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg. Inzwischen wurde sie in den meisten Ländern ausgemustert, laut Medienberichten fliegt sie nur noch in 17 Ländern weltweit.

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