Hagen. Die ersten Cannabis-Clubs sind in Hagen gegründet. Doch sie stehen noch vor einigen Hürden. Warum es noch nicht so richtig losgeht.

Man merkt Mark Deme (29) an, dass es noch ein bisschen ungewohnt für ihn ist, über das Thema zu sprechen. Mehr als das halbe Volk würde schließlich regelmäßig Alkohol trinken, aber wenn jemand einen Joint rauche, dann stehe er gleich so da, als sei er krank. Der junge Mann gehört zu den ersten Gründern eines Cannabis-Clubs, die noch länger darauf warten werden müssen, so richtig an den Start gehen zu können. Die Behörden sind nämlich noch gar nicht vorbereitet, obwohl das neue Cannabis-Gesetz schon seit dem 1. April in Kraft ist.

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Die Clubs dürfen ab Sommer Cannabis an Mitglieder ausgeben - und zwar legal. Das Cannabisgesetz erlaubt Eigenanbau daheim und den Konsum in der Öffentlichkeit. Wer daheim die Hanfpflanzen nicht anbauen möchte, aber konsumieren will, der kann sich an die Cannabis-Clubs wenden. Das Gesetz erlaubt Besitz und Kauf von maximal 25 Gramm bzw. 50 Gramm in Privaträumen und eben besagte Gründung von „Cannabis Social Clubs“ wo angebaut werden darf. Sie dürfen maximal 500 Mitglieder haben. Neben beschriebener Menge dürfen an Mitglieder zwischen 18 und 20 Jahren maximal 30 Gramm pro Monat ausgegeben werden. Die Kosten werden über Mitgliedsbeiträge gedeckt. Die Clubräume müssen einen Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Spielplätzen aufweisen und dürfen nicht die eigenen Wohnräume sein. Die Clubs sind nicht gewinnorientiert. All das geht aus dem Cannabis-Gesetz hervor.

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Cannabis ist Routine

Mark Deme beschreibt sich selbst als Menschen, für den drei, vier tägliche Züge an einem Joint (ein mit Cannabis gefülltes Papier, das geraucht wird), „um runterzukommen“, wie er sagt. „Ich bin ein hibbeliger Mensch. Für mich ist Cannabis zu einer Gewohnheit geworden“, sagt er. Auf dem bisherigen Hagener Schwarzmarkt hätten 0,8 Gramm Cannabis immer zehn Euro gekostet. „Man muss die Leute, die es verkauft haben, nicht lange suchen. Es war immer klar, wo man sie findet“, sagt Mark Deme. Das Bahnhofsviertel sei dafür immer ein Anlaufpunkt gewesen.

Wir sind in der Gesellschaft aber noch längst nicht so weit, dass Cannabis akzeptiert wird. Daran ändert auch das Gesetz jetzt erst mal nichts. Und ich würde weiter darauf achten, dass ich vor bestimmten Personengruppe keinen Joint rauche. Zum Beispiel vor Kindern
Mark Deme

Er habe noch nie einen aggressiven Cannabis-Raucher gesehen, meint er und deutet an, dass Alkohol die deutlich wesensveränderndere Droge sei. „Wir sind in der Gesellschaft aber noch längst nicht so weit, dass Cannabis akzeptiert wird. Daran ändert auch das Gesetz jetzt erstmal nichts. Und ich würde weiter darauf achten, dass ich vor bestimmten Personengruppe keinen Joint rauche. Zum Beispiel vor Kindern“, sagt Deme. Der Schwarzmarkt, so glaubt er, werde nie ganz verschwinden. Dabei ist genau das das Ziel des Cannabis-Gesetzes.

Der Club: „The golden bud“

Ganz offiziell haben Mark Deme und sechs weitere Mitglieder den Cannabis Club „The golden bud“ gegründet. „Beim Notar und Gericht ist das alles durch. Aber wir dürfen noch nicht anbauen und vertreiben. Dafür brauchen wir eine Genehmigung. Die kann mir aber noch niemand erteilen. Die Behörden und die Stadt wissen einfach nicht, wie sie das derzeit machen sollen“, sagt Mark Deme. Im Hagener Ordnungsamt bestätigt man das auf Anfrage. Man gehe davon aus, dass das Land NRW die Zuständigkeiten für Lizenzerteilungen und Kontrollen geregelt haben werde.

Der Joint wird in der Öffentlichkeit nun immer sichtbarer.
Der Joint wird in der Öffentlichkeit nun immer sichtbarer. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mit Anbau und Ausgabe wird es dann aber immer noch nicht so schnell losgehen können. Der Chef des Dachverbands deutscher Cannabis Social Clubs (CSC), Steffen Geyer, hatte im März gegenüber der Frankfurter Rundschau erklärt, dass es mit der Ausgabe gar nicht so schnell losgehen könne. Die Hanfpflanze brauche nämlich drei Monate, um zu wachsen. Heißt: Wer jetzt schon Cannabis in den Vereinigungen ausgibt, muss eigentlich nach alten Bewertungskriterien illegales Cannabis dabei haben. Denn die Bundesregierung fasst für den Anbaustart den 1. Juli ins Auge.

Räumlichkeiten gesucht

Derweil sucht „The golden bud“ in Hagen noch nach passenden Räumlichkeiten. „So lange kann der Anbau eh nicht losgehen“, sagt Mark Deme, der beruflich E-Zigaretten vertreibt und Musikbeats produziert. Wer in seinem Club dabei sein will, findet Infos dazu unter www.thegoldenbud.de.