Hagen. Wenn sich Mieter einer Siedlung im Westen von Hagen am Müll stören, dann machen sie ihn weg. So wollen sie Nachbarn für mehr Sauberkeit gewinnen.
Es ist so schön geworden in diesem speziellen Teil der Siedlung Quambusch ganz im Westen von Hagen. Das hat auch damit zu tun, dass die Gemeinnützige Wohnstättengenossenschaft (GWG) hier in den letzten Jahren ganze Häuserzeilen saniert und die Wege durch den Park zwischen Ährenstraße und Twittingstraße neu angelegt hat. Es ist so schön geworden, dass dieser Teil der Siedlung Quambusch für Bewohnerinnen wie Margit Schriever, Rita Otto oder Adriana Prandzioch zu einem kleinen Paradies geworden ist.
Immer dann, wenn es nicht mehr vollkommen ist, dieses Paradies, dann macht sich Margit Schriever auf den Weg. Ausgestattet mit einer langen Zange und einem Müllbeutel tritt sie vor die Tür des frisch renovierten Mehrfamilienhauses und schreitet zur Tat. Sie ist hier - unterstützt von ihren beiden Nachbarinnen - so etwas wie ein guter Engel. Sie sammelt den Müll auf, den andere hinterlassen. Nicht nur vor ihrem Haus, sondern auch zwischen all den Häuserblöcken, die das Karree prägen.
Idee zum Tag der Sauberkeit
Aus diesem Engagement ist eine Idee erwachsen. Ein Tag der Sauberkeit, der Mitte Mai steigen soll. Kein Tag, den die Stadt Hagen oder der Hagener Entsorgungsbetrieb quasi von oben initiiert hätte. Sondern einer, den die Mieter, die möchten, dass das Paradies so erhalten bleibt, wie es ist, selbst auf die Beine stellen.
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„Ich habe in anderen Städten immer große Plakate gesehen, wenn sie die Menschen zu einem Clean-up-Tag auffordern“, sagt Margit Schriever, „da habe ich mir gedacht, dass man so etwas doch auch selbst auf die Beine stellen könnte.“ Eine Idee, die die GWG unterstützt. Und so haben Margit Schriever, Rita Otto und Adriana Prandzioch mittlerweile Hinweise auf ihre Aktion in allen Hausfluren der GWG-Häuser aufgehängt. „Wir wollen unsere Nachbarn anspornen, für das Thema Sauberkeit sensibilisieren und so dafür sorgen, dass es dauerhaft sauber bleibt.“
Saison der Müllferkel startet
Das ist um so wichtiger, da die Saison der Müllferkel gerade anläuft: „Man merkt schon, dass die Anzahl der achtlos weggeworfenen Kippen und der Verpackungen im Frühjahr und im Sommer zunimmt“, sagt Rita Otto. „Die Menschen sind wieder mehr draußen. Die Kinder spielen zwischen den Häusern. Hier sind erst im letzten Jahr zwei Spielplätze neu angelegt worden.“
Dabei wollen die Frauen, die an der Ährenstraße wohnen, auch am Ruf des Quambuschs arbeiten. „In den 70er und 80er Jahren hatte der schon gelitten“, sagt Margit Schriever, „aber wir wollen ein anderes Bild vermitteln. Es ist klasse, hier zu leben. Wir wollen andere motivieren, hierher zu ziehen. Und man muss sagen, dass die GWG hier wirklich viel getan hat.“
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Quambusch für Anwohner ein besonderer Ort
So ist die Siedlung für die Bewohner zu etwas Besonderem geworden. „Wenn ich mal in Hagen in der Stadt bin und dann mit dem Bus in Richtung Quambusch einbiege - dann habe ich das Gefühl, dass ich nach Hause komme“, sagt Rita Otto. „Ich habe hier neulich Fotos gemacht und meinem Sohn geschickt, der im Süden wohnt. Er konnte kaum glauben, was er da gesehen hat.“
Und trotzdem gibt es die Tage, an denen das Paradies nicht perfekt ist. So wie neulich, als Margit Schriever rund um einen Baum an der Twittingstraße 80 (!) Kippen aufgesammelt hat und dann noch ein Passant daher kam und kein Verständnis dafür zeigte, dass sie sich berufen fühlt, für Sauberkeit zu sorgen.
Nachbarn geben nicht auf
„Natürlich frage ich mich, was Menschen dazu bewegt, einen kleinen Ort so zu verschandeln“, sagt sie, „aber ich empfinde das nicht als Rückschlag. Ich mache weiter. Auch wenn es nicht gelingen sollte, viele Nachbarn für unsere Aktion zu gewinnen. Aufstehen, Krone richten, weitermachen - das ist mein Motto.“