Hagen. Es gibt kaum noch Baugebiete in Hagen. Jetzt ist eines auf dem Kuhlerkamp geplant. Doch der Naturschutzbeirat lehnt das Projekt ab.

Der Naturschutzbeirat Hagen lehnt das Baugebiet Kuhle Hardt am Kuhlerkamp, wo neben vier Mehrfamilienhäusern auch Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser entstehen sollen, ab. Zur Begründung führte das Gremium an, die geplante Bebauung rücke zu nahe an die vorhandene Streuobstwiese heran. Auch die teilweise Inanspruchnahme der vorhandenen Hecke durch die Anlage von Verkehrsflächen führe zu einer Entwertung dieser Grünstrukturen.

Geplantes Neubaugebiet Kuhlen Hardt / Dorotheenstraße am Kuhlerkamp. Bolzplatz.
Geplantes Neubaugebiet Kuhlen Hardt / Dorotheenstraße am Kuhlerkamp. Bolzplatz. © WP | Michael Kleinrensing

Nach den Plänen der Stadt Hagen sind an der Kuhle Hardt rund 61 Wohneinheiten vorgesehen. Die Lage auf dem Hagener Immobilienmarkt ist schwierig, es werden kaum noch Baugebiete ausgewiesen. Mit Blick auf den Klimaschutz will die Stadt in dem Wohngebiet erneuerbare Energien, begrünte Dächer, das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern auf den privaten Grundstücken, ein Verbot von Schottergärten sowie weitere Vorsorgemaßnahmen festschreiben.

Als ich ein Kind war, hatte Hagen weitaus mehr Einwohner als heute, aber die Menschen haben bescheidener gewohnt.
Anja Selter - Vorsitzende des Naturschutzbeirats

Antje Selter fordert Umdenken

Doch der Naturschutzbeirat, der letztlich nur beratende Funktion hat und nicht entscheidet, lehnte das Vorhaben bei nur einer Gegenstimme ab. Es müsse ein Umdenken stattfinden, so Vorsitzende Antje Selter, die Zeiten, in denen sich jeder Bauwillige den Traum vom Einfamilienhaus auf der grünen Wiese habe erfüllen können, seien vorbei: „Als ich ein Kind war, hatte Hagen weitaus mehr Einwohner als heute, aber die Menschen haben bescheidener gewohnt.“

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Umstritten: Das geplante Neubaugebiet auf dem Kuhlerkamp in Hagen.
Umstritten: Das geplante Neubaugebiet auf dem Kuhlerkamp in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Karin Kuschel-Eisermann, ebenfalls Mitglied im Naturschutzbeirat, fügte hinzu, der vorgeschlagene Bebauungsplan würde einen erheblichen Eingriff in die örtliche Landschaft bedeuten, insbesondere durch die Rodung eines breiten Grünstreifens, der eine wichtige ökologische Funktion erfülle: „Dieser Grünstreifen, bestehend aus einer Hecke mit Bäumen, bildet einen ökologischen Verbund von höchstem Stellenwert.“

„Kompensationsflächen in Dahl nicht angemessen“

Die geplante Bebauung würde nicht nur eine unmittelbare Beeinträchtigung der lokalen Grünstrukturen bedeuten, sondern auch eine langfristige Entwertung und den Verlust wertvoller ökologischer Inselbereiche mit sich bringen, so Kuschel-Eisermann weiter: „Die vorgeschlagene Maßnahme, Kompensationsflächen in entfernten Waldgebieten in Dahl auszuweisen, ist in keiner Weise ausreichend oder angemessen.“ Ortsnahe Kompensationsflächen seien unerlässlich, um die ökologischen Auswirkungen des Bauprojekts zu minimieren und die biologische Vielfalt in der Region zu erhalten.

Die Verwaltung der Stadt Hagen müsse dringend ihre Prioritäten überdenken und den Schutz der natürlichen Lebensräume als oberste Maxime anerkennen, so die CDU-Politikerin weiter: „Die Ignoranz gegenüber den Bedenken des Naturschutzbeirates und die Vernachlässigung des ökologischen Gleichgewichts sind inakzeptabel. Ein flächensparendes und verantwortungsvolles Bauen sowie die Schonung von Grünflächen sollten Leitprinzipien jeder Stadtplanung sein.“

Es ist an der Zeit, die ökologische Integrität unserer Gemeinden zu wahren und die natürlichen Lebensräume für zukünftige Generationen zu schützen.
Karin Kuschel-Eisermann - CDU-Politikerin und Mitglied im Naturschutzbeirat

Der Naturschutzbeirat fordert die Stadt Hagen auf, das Bauprojekt nicht weiter voranzutreiben. „Es ist an der Zeit, die ökologische Integrität unserer Gemeinden zu wahren und die natürlichen Lebensräume für zukünftige Generationen zu schützen“, so Karin Kuschel-Eisermann.

Als nächstes werden sich der Umwelt- und der Stadtentwicklungsausschuss mit dem Bauvorhaben beschäftigen, schließlich steht es auch auf der Tagesordnung der Ratssitzung am 16. Mai.