Hagen. Im Hagener Rathaus wird zurzeit eine weitere Stadtsauberkeitsoffensive vorbereitet. Doch die Maßnahmen treiben für die Bürger die Gebühren hoch.
Kaum ein Thema nervt die Hagener Bürger mehr: Die fehlende Sauberkeit entlang der Straßen und Flüsse, aber auch in den Grünanlagen, rund um die Baumscheiben und auf den Parkplatzflächen sorgt in der Stadt für eine deprimierende Mischung aus Wut und Frust. Angesichts der anhaltenden Unzufriedenheit, die sich auch stetig in den Bürgergesprächen widerspiegelt, hat Oberbürgermeister Erik O. Schulz zuletzt im Advent angekündigt, die Bemühungen der Kommune noch einmal intensivieren zu wollen, weitere Waste-Watcher-Teams auf die Straße zu bringen, die Sperrgutabfuhr künftig kostenlos anzubieten, Reinigungsintervalle zu intensivieren, die Verschmutzungs-Hotspots zu digitalisieren und zusätzliche Wertstoffhöfe anzubieten.
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Doch bei der aktuell anlaufenden Umsetzung der Offensive wird bereits deutlich: Die Bürger müssen sich angesichts der zusätzlichen Service-Angebote auf eine saftige Erhöhung der Müllgebühren einrichten.
Viele Idee – hohe Kosten
Maßnahme „gebührenfinanzierte Sperrgutabfuhr“: Hier soll den Menschen ein komfortables System zur Entsorgung von Sperrgut angeboten werden, um die illegale Entsorgung in Wäldern oder an dunklen Ecken einzudämmen. Hier wäre zum einen die straßenweise Abfuhr zu fixen Terminen vorstellbar, zu denen der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) gar nicht erst individuell bestellt werden müsste. Hier sehen die Experten jedoch die Gefahr, dass beispielsweise auch Sondermüll am Straßenrand platziert wird oder Müll-Touristen aus Nachbarstädten auf Kosten der Hagener ihren Unrat dazustellen. Zum anderen wäre eine Variante denkbar, bei der die Bürger – beispielsweise zweimal im Jahr – die Sperrgutabfuhr kostenlos bestellen können. Diese Variante favorisiert die Stadt und erwartet dafür eine Müllgebührenerhöhung zwischen 5 und 10 Prozent.
Maßnahme „weitere Waste-Watcher-Stellen“: Hier wurden bereits vier neue Stellen beim Fachbereich öffentliche Sicherheit und Ordnung etabliert – die neuen Kollegen werden in den nächsten Wochen ihren Dienst antreten und sich an die Fersen der Müllsünder heften.
Maßnahme „Wertstoffhöfe“: Neben den bereits bestehenden Wertstoffhöfen in Haspe und in der Obernahmer ist ja ein zentraler Wertstoffhof in der Donnerkuhle neben der Kompostierungsanlage angedacht. Darüber hinaus sollen weitere Abgabestellen für möglichst viele Abfallfraktionen im Hagener Süden und Norden angedacht sein, die eine Fläche zwischen 2000 und 5000 Quadratmetern haben sollten. Die Suche gestaltet sich bislang jedoch äußerst schwierig. Die Kosten für die Herrichtung potenzieller Areale sind somit ebenfalls ungewiss.
Maßnahme „nächtliche Extra-Reinigung in der City“: Um auch zwischen 22 und 6 Uhr zentrale Abschnitte in der Innenstadt zu reinigen, müsste der HEB einen Dreischichtbetrieb mit Zusatzpersonal etablieren. Wie sich die Lärmprobleme lösen lassen, ist noch offen: In Wohnquartieren sind nachts 45 Dezibel erlaubt, die Bürsten einer Kehrmaschine schrubbeln jedoch mit 90 Dezibel – das wäre somit Ruhestörung. Also kommt alternativ eine Zweischichtreinigung zwischen 6 und 22 Uhr in Betracht, wofür zehn weitere HEB-Mitarbeiter nötig wären, was allein 450.000 Euro Personalkosten-Plus bedeutet. Hinzu kommt die erforderliche Anschaffung weiterer Gerätschaften, so dass die endgültigen Auswirkungen auf die Straßenreinigungsgebühren noch offen sind.
Maßnahme „Wertstofftonne“: Statt der Gelben Säcke soll im Rahmen des im Herbst entscheidungsreifen Abfallwirtschaftskonzeptes flächendeckend eine Wertstofftonne etabliert werden, in der neben Leichtverpackungen auch stoffgleiche Materialien aus Kunststoff oder Metall entsorgt werden dürfen. Der Pilotversuch im Hagener Norden stieß bei den Bürgern auf eine ausgesprochen positive Resonanz.
Maßnahme „digitale Lagebild-Erstellung“: Der HEB ist auf der Suche nach einer geeigneten Softwarelösung, um in puncto Stadtsauberkeit das Lagebild fundierter erfassen zu können. Gedacht ist beispielsweise an Kameras an Kehrmaschinen, die die Verschmutzung zunächst aufzeichnen, anschließend mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz bewerten und je nach Art der Verschmutzung – Kippen, Pommesschalen, Kaffeebecher, Riegelpapiere, etc. – die Reinigungstaktung und Intensität ermitteln. Hier will der HEB auch mit der Hagener Straßenbahn AG kooperieren, die ein ähnliches System rund um die Haltestellen etablieren möchte.
Welche Beträge all diese Einzelmaßnahmen verschlingen werden und was sich Hagen am Ende tatsächlich leisten möchte, muss absehbar nach der Sommerpause letztlich die Politik entscheiden. Sicher ist bislang nur, dass die Gebührenrechnungen für alle Immobilien-Besitzer und damit auch für die sämtlicher Mieter sich deutlich nach oben bewegen dürften.