Hohenlimburg/Nachrodt. Immer wieder sind Müll-Sünder unterwegs: Torsten Bergmann sammelt ehrenamtlich Unrat an der K 24 – und findet weit mehr als nur Zigarettenkippen.

Eine Zigarettenschachtel hier, ein leerer Coffee-to-Go-Becher da – an Funde dieser Art hat sich Torsten Bergmann längst gewöhnt, seit er vor einem halben Jahr damit begann, das Waldstück an der Kreisstraße 24 zwischen Hohenlimburg und Veserde von Wegwerf-Müll zu befreien.

Doch die jüngsten Funde dort machen ihn sprachlos: Bauschutt mit kaputten Fliesen und Bruchstücken einer Keramik-Toilette haben Unbekannte am Straßenrand den Waldhang hinab gekippt. Ein paar Meter weiter hängen hinter der Leitplanke zwischen den Büschen mehrere Gelbe und Blaue Säcke, gezielt in die Natur geworfen.

Regelmäßige Aufräum-Aktionen bleiben ohne Erfolg

Im November vergangenen Jahres fing er an, das Waldstück an der Stadtgrenze zwischen Hohenlimburg und Märkischem Kreis von Müll zu befreien – ehrenamtlich. Warum? „Ich fahre die Straße regelmäßig entlang, auch mit dem Trecker“, sagt Bergmann. „Durch die erhöhte Kabine hat man eine andere Sicht und sieht besser den ganzen Müll, der da neben der Straße liegt.“ Ein Anblick, der ihn ärgerte. Seitdem macht er regelmäßig sauber, abgestimmt mit dem zuständigen Forstbetrieb, der die Flächen für das Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg als Waldbesitzer verwaltet.

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Ende Februar sei das Gebiet an der Kreisstraße 24 dann weitestgehend von Müll befreit gewesen. Umso mehr ärgern ihn der Bauschutt, und die zig Blauen Säcke, die neuerdings hinter der Leitplanke im Waldhang hängen. „Das sehe ich in diesem Ausmaß das erste Mal.“

Hohenlimburger will für Thema sensibilisieren

Rund 15 Säcke voll Müll habe er in den zurückliegenden Wochen und Monaten an der Kreisstraße eingesammelt. Dazu fand er im Gestrüpp die Stoßstange eines Autos und einen alten Ofen. „Dazu viele Autoreifen, Glasflaschen, sogar eine kleine Stereoanlage waren dabei“, berichtet Bergmann. Von Autofahrern, die an ihm vorbeifuhren, gab es dafür manchmal ein „Daumen hoch“ und auch Anwohner begrüßten sein Engagement. Schließlich wohnt Bergmann gar nicht an der nahen Wilhelmstraße und der Stadtgrenze, sondern weiter im Hohenlimburger Kerngebiet.

Der Hohenlimburger Torsten Bergmann ärgert sich über die Müll-Sünder und will für das Thema sensibilisieren.
Der Hohenlimburger Torsten Bergmann ärgert sich über die Müll-Sünder und will für das Thema sensibilisieren. © Marcel Krombusch

Dennoch: Das Thema Sauberkeit im Wald liegt ihm am Herzen – und er will dafür sensibilisieren. Auch deshalb hat er an nahen Waldwegen am Roten Stein mehrere Info-Schilder aufgehängt, die auf die Folgen von weggeworfenem Müll für die Natur hinweisen. Überschrift: „Unbeliebte Naturbewohner, die leider nicht vom Aussterben bedroht sind, und ihre Verrotungszeiten“.

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Darauf finden sich Informationen, wie lange es dauert, bis der Müll verrottet. Ein Pappbecher etwa braucht 50 Jahre, eine Plastikflasche gar 500 bis 1.000 Jahre, bis sie von der grünen Landschaft geschluckt wird.

Auch die Tiere leiden unter dem Müll

Doch auch die Tiere leiden unter dem Müll, wie er zu Jahresanfang bei einer vom Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg organisierten Jagd feststellen musste. Denn dabei schossen sie ein Wildschwein, das Jahre zuvor in einen weggeworfenen Plastikring getreten war. Dieser Ring hatte sich eingewachsen, an dem betroffenen Huf wucherte rundherum ein dickes Geschwulst (siehe Foto).

Bei einer Treibjagd zu Jahresanfang wurde dieses Wildschwein in den Wäldern bei Hohenlimburg geschossen. Es war lange zuvor in einen weggeworfenen Plastikring getreten - und um den Huf hatte sich ein Geschwulst gebildet. 
Bei einer Treibjagd zu Jahresanfang wurde dieses Wildschwein in den Wäldern bei Hohenlimburg geschossen. Es war lange zuvor in einen weggeworfenen Plastikring getreten - und um den Huf hatte sich ein Geschwulst gebildet.  © WP Hagen | Privat

Wie ließe sich das Müll-Problem eindämmen? Er wolle nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sagt Bergmann. Auch Verbote nützten nichts. Schilder am Straßenrand der Kreisstraße 24, die Autofahrer sensibilisieren, wären vielleicht ein Ansatz, sagt Bergmann. Damit er künftig weniger Müll zum Einsammeln an der Straße findet.

1000-Liter-Öltank illegal entsorgt

„Es bleibt ein Ärgernis“, zeigt sich auch Oliver Kahl, zuständiger Förster, von dem Müll in seinem Revier frustriert. Dabei endet das Problem nicht in dem Gebiet rund um die Kreisstraße 24. „Einen 1000-Liter-Altöltank habe ich zum Beispiel auf der Schälker Heide gefunden“, berichtet Kahl. „Oft sind es aber auch Dinge, die man kostenlos entsorgen könnte.“ Wenn er größere Müllmengen findet, spreche er mit den zuständigen Behörden und veranlasse die Entsorgung.

Umso dankbarer nehme er das freiwillige Engagement von Menschen wie Torsten Bergmann an. Wie sich das Müll-Problem lösen lässt? Auch der Förster hat kein Patentrezept. „Es betrifft nicht nur uns, sondern auch viele Kollegen in anderen Gebieten“, sagt Kahl. „Ich wüsste keine Lösung.“