Hagen. Artur Hajduk arbeitet im Paketzentrum der DHL in Hagen. Jetzt will er die Alpen überqueren wie wohl noch niemand vor ihm.
Sie werden auffallen. Schon allein deshalb, weil sie in gelben Trikots der Post unterwegs sind. Er aber sticht aus diesem Trio noch einmal heraus. Denn Artur Hajduk, der im Paketzentrum Hagen im Lennetal arbeitet, fährt auch noch auf einem gelben Fahrrad. Auf einem Post-Fahrrad, das die Zusteller des Unternehmens lange Jahre genutzt hatten. Und zwar rund 1100 Kilometer - von Lübbenau im Spreewald, 100 Kilometer südlich von Berlin, bis Venedig.
Die Kilometer, die Hajduk (55) unter die zwei Räder genommen hat, seit er mit Mitte 40 sein altes Peugeot-Rennrad vom Dachboden holte, lassen sich kaum zählen. Viermal allein ist er zum Nordkap gefahren. Nicht von Hagen aus. Start bei einem der außergewöhnlichsten Fahrradrennen der Welt war jeweils in Florenz. Von dort sind es schlappe 4500 Kilometer bis zum nördlichsten Zipfel des europäischen Festlandes. Was ist da schon die Strecke von Lübbenau nach Venedig?
Eine neue Herausforderung für Radsportler
Also braucht es eine zusätzliche Herausforderung: Das Zweirad, das Artur Hajduk nutzt, ist kein High-End-Sportgerät aus Carbon. Es wiegt mit 27 Kilogramm mehr als jedes E-Bike, hat eine Fünfgang-Schaltung und ein Bremssystem (Rücktritt hinten, Nabe vorne), das Hajduk Respekt abnötigt: „Damit vom Brenner aus 1400 Höhenmeter herunter“, sagt er, „das ist ganz anders als mit dem Rennrad. Das kann ja was werden …“
Am Samstag ist er südlich von Berlin zu seiner wohl außergewöhnlichsten Tour gestartet. Zu einer Tour, die in dieser Form wohl noch kein Radler unter die Räder genommen hat und bei der der 55-Jährige obendrein für das Kinderhospiz Sternentreppe sammelt (http://artur.postler-fuer-dich.de oder direkt an die Caritas, DE18 4726 0307 0010 6921 17, Verwendungszweck: Sternentreppe, Postrad). Am kommenden Samstag will er nach Sightseeing mittags bei einem Cappuccino und einem Eis entspannt auf dem Marktplatz sitzen.
Ein Ziel vor Augen
„Es braucht bei Radtouren immer ein Ziel“, sagt Hajduk, „es geht immer darum, irgendwo anzukommen.“ Dieses Irgendwo aber ist aus Sicht eines eingefleischten Postlers kein Zufall. Was Lübbenau an der Spree und Venedig miteinander verbindet - in den beiden Städten wird die Post mit einem Kahn zugestellt. Und so starten Artur Hajduk und seine Kollegen (per Rennrad), allesamt Mitglied im Nationalteam Deutsche Post, am Bootshaus, an dem der Postbote in Lübbenau des Morgens den Dienst antritt.
Was dann vor ihnen liegt, ist durchaus spektakulär. Rund 1100 Kilometer, die Alpen, rund 6000 Höhenmeter. „Ich denke, dass ich mit einem Schnitt fahre, der zwischen 16 und 20 Kilometer pro Stunde liegt“, sagt Artur Hajduk, „wir fahren tagsüber und gucken dann spontan, wie weit wir gekommen sind und wo wir übernachten. Ein paar Mal bestimmt unter freiem Himmel. In Bayern soll es ein paar schöne überdachte Bushaltestellen geben.“
Nur kleine Umbauten
Einige kleine Umbauten hat er an seinem Rad der Marke Biria (gebaut von 1994 bis 1997 in Ostdeutschland) genommen. Klickpedale, in denen die Schuhe fest verankert sind, sorgen für eine bessere Kraftübertragung, eine Halogenlampe für bessere Sicht bei Dunkelheit. Der Ledersattel der britischen Firma Brooks ist besonders bequem. Dazu kommt eine neue Sattelstange. „Die meisten Zusteller, die mit dem Rad unterwegs sind, müssen kleiner als ich sein“, sagt Hajduk, „das hätte sonst nicht gepasst.“
- Naturschützer sperren sich gegen großes Baugebiet
- Unfall: Motorradfahrer wird in Klinik geflogen
- Firma Kunze baut neue Halle im Industriegebiet
- Paar erschafft seine eigene Miniatur-Wunderwelt
- Vorwurf: 160-facher Missbrauch - Lehrer erinnert sich nicht
Auf diesem Sattel will er schön sitzen bleiben - immer in aufrechter Position, auch bei Gegenwind. „Aufzustehen bringt bei der Geometrie des Rads gar nichts“, sagt Artur Hajduk. „Auch nicht, wenn es die Berge hochgeht.“
Nach 16 Stunden im Sattel noch in die Disko
Dass ihm da die Puste ausgeht - damit rechnet Artur Hajduk, der im wirklichen Leben den Schwerlastverkehr im Paketzentrum disponiert, wahrlich nicht. „Ich kann 16 Stunden im Sattel sitzen und danach noch in die Disko tanzen gehen“, sagt er und lacht. Die müsste er dann allerdings in Venedig noch suchen.